Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.
Freitag, Lea
Zürich
Riesige Schneeflocken fielen wie Wattebäusche vom Himmel; bedeckten Autodächer, Büsche, Gehwege, Strassen, Häuser, Bäume und Mäntel. Winterzauber in der Stadt. Gegen Mittag hatte die Strassenreinigung die meisten Wege vom Schnee befreit und morgen sollte es wieder wärmer werden und aller Schnee zu Matsch werden. Dann sah es nur noch hässlich aus. Vielleicht bin ich aber nicht bereit jetzt schon an diese Hässlichkeit zu denken, mutmasste Lea. Missmutig starrte sie aus dem Fenster ihres Büros, keine Pressekonferenz war anberaumt worden, weil beide Fälle nun zusammengehörten und die Pressekonferenz erst bei neuen Erkenntnissen Sinn machte. Max hatte ihr den Bericht sowieso weggenommen und einen fähigeren Journalisten damit betraut. Natürlich hatte er ihr das nicht mit diesen Worten mitgeteilt. „Wir brauchen jemanden mit Erfahrung im Bereich Klatsch, das Thema William und Kate ist heisses Eisen, für ein Interview oder neue Details würden dir die meisten Zuschauer um den Hals fallen“, hatte er behauptet und dabei so einen herausfordernden Gesichtsausdruck an den Tag gelegt. Du bist zu schlecht für ernste Themen, kümmere dich lieber um die leidige königliche Hochzeit. Royale Kacke. Weder liess man mich für einen Kurztrip nach London reisen, noch hatte jemand in der Redaktion wirklich Interesse an diesem Thema. Die paar schmachtenden Frauen und geifernden Männer konnten ihre blöden Informationen über William und Kate auch wo anders kriegen. Für was gibt es denn den Boulevardjournalismus? Ach ne, die versuchen jetzt auch auf seriös zu machen. Zum Mäuse melken aber so was von. Jetzt hatte ich bis Freitag Zeit für einen Bericht und eigentlich überhaupt keine Lust drauf. Beim Arbeiten geht’s nicht einmal in der Hälfte der Zeit um Lust hatte mir meine Mutter immer gesagt. Gut sie stand ja auch vierzig Jahre lang an der Kasse im Supermarkt. Ich will mehr, viel mehr, keine königliche Dummheiten, neue Parfüms von Paris Hilton oder Drogenexzesse anderer Stars.
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