Gestatten, Walter – Seite 8 – Teil 1 – Sonntagabend, Walter

Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.

In seinem kleinen Häuschen, im noch viel kleineren Wohnzimmer sass er in eine graue Wolldecke eingewickelt auf der abgewetzten Ledercouch welche wohl irgendwann mal weinrot gewesen war. Das einzige Licht stammte vom alten Röhrenfernseher in dem gerade die Nachrichten liefen. Einer dieser typischen alten, langweiligen Blaupunkt Fernseher. Von aussen wirkte das heruntergekommene Häuschen dank dem blau flackernden Licht des Fernsehers wie ein Geisterhaus, was bei den Bewohnern in der Nachbarschaft auch kein besseres Bild hinterliess – die Müllers kennen Körperhygiene nur vom Hörensagen, im Keller wohnte allerlei Ungeziefer und ihre Kinder seien alle vom Sozialamt in Heime gebracht worden. Doch was wirklich im Hause Müller los war oder wer zu diesem Zeitpunkt dort lebte wusste niemand. Von solchen Familien wollte man höchstens in einschlägigen Sendungen auf RTL, ProSieben & Co. hören. Wo liess sich sonst so schön gehässig über die Dummheit anderer lachen? Vielleicht bei Übertragungen aus dem Bundeshaus, aber sonst gab es wirklich keine Alternativen. Nachbarschaftsdienste waren hier nicht üblich, so klingelte auch niemand um leckeres Weihnachtsgebäck mitzubringen, es schien als würde keine nette Rentnerin gerne backen und dann für das Endergebnis Lob einstreichen wollen. Nur wenige glänzende Lichter konnten durch den dichten Regen das Fenster der Müllers erreichen, durch die Dunkelheit wirkten sie wie verloren gegangene Sterne auf der Suche nach ihrer Bestimmung. Aber wenn interessierte es? Der erste Advent überhaupt an dem die Müllers ihre grässlichen Weihnachtsmänner nicht auf das schäbige Dach gestellt hatten, wohlgemerkt waren sie die ersten welche der kommerzverseuchten amerikanischen Weihnachtsdekorationstradition folgeleisteten und statt hübsch, aber dezent auf pompös und dekadent setzten. Damals war der alte Müller aber auch noch selbst aufs Dach gestiegen um die Blinkelichter anzubringen, mittlerweile war es ja der jüngste Spross der alljährlich auf Befehl die Tradition weiterführte, trotzdem fand niemand dies sei Grund genug einmal zu klingeln und nachzufragen ob den alles in Ordnung ist. Auch nicht der jüngste Spross der dieses Jahr den lieben Eltern nicht die Weihnachtsdekoration aufstellen musste. Blut ist dicker als Wasser, Bande des Blutes, da dreht sich der Pate direkt im Grab um. Die kleinen Details interessierten ihn jedoch nicht, er war froh hier nicht gestört zu werden, weder von Söhnen noch von Nachbarn.

Copyright Pascal Wiederkehr



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