Gestatten, Walter – Seite 69 – Teil 1 – Donnerstagvormittag, Lea

Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.

Das Telefon klingelte im Rhythmus ihres Herzschlags, es vergingen nur wenige Herzschläge bis jemand am anderen Ende den Hörer abhob. „Müller“, antwortete eine freundliche Stimme am anderen Ende die definitiv nicht zu einer Frau gehörten. Das war nicht Ming Lee Müller die hier den Hörer abgehoben hatte. „Grüezi Herr Müller, könnte ich vielleicht Ihre Frau Ming Lee sprechen“, fragte ich mit ebenfalls sehr freundlicher Stimme und lächelte dabei, die eigene Stimmung wurde ja bekanntlich auch durchs herkömmliche Telefon übertragen. „Natürlich, natürlich, einen Moment bitte“, sagte der Mann, sie konnte ihn mit kräftiger Stimme nach Ming Lee rufen hören, dann meldete sich Ming Lee Müller persönlich. „Ming Lee Müller, wie kann ich helfen“, sagte eine hohe, wohl artikulierte Stimme, Lea konnte sie ab diesem Moment nicht mehr leiden. Wer so sprach, der glaubte er sei etwas besseres. Wie kann ich helfen? Was wenn ich ein Call-Center Mitarbeiter wäre und gerne meine Omega-Fischoelpillen verkaufen wollte? Würde sie dann auch freudig ihre Hilfe anbieten und gleich ein paar Paletten bestellen? Bitte nie deine Hilfe an wenn du am Ende vielleicht gar nicht helfen willst. „Mein Name ist Lea Berger, ich arbeitet beim Schweizer Fernsehen und hätte ein paar Fragen bezüglich Britta Hauser. Sie kennen doch Britta Hauser oder?“, erklärte sich Lea und hoffte dieses Mal auf mehr Erfolg. „Oh“, schluchzte Ming Lee, „ganz schlimm. Die arme Britta, wir waren so gute Freundinnen gewesen, niemand konnte uns auseinander bringen, bis…, ach lassen wir das. Sie ist verstorben, ermordet, ganz, ganz, ganz schlimm. Warum konnte das nicht mir passieren?“, erzählte Ming Lee und liess Lea gleich aufschrecken, sie wäre gerne an Stelle von Britta Hauser gestorben? Hat die einen Knall? Hauser würde ihren Tod sicherlich gerne mit Ming Lee Müller tauschen. Bevor ich nachhacken konnte, sprach Ming Lee Müller bereits weiter. „Wissen Sie, die Welt ist so grausam. Gestern war man noch der gefeierte Star der Literaturszene, gewann den Deutschen Buchpreis und erhielt danach den Schweizer Buchpreis, wurde mit Kultursubventionen überschüttet, alles nur Schall und Rauch. Mein erstes Buch rüttelte die Menschen noch auf, ich hatte eine Botschaft, aber mit der Zeit fällt es immer schwerer Botschaften zu finden die nicht schon tausendmal aufgekocht und durchgekaut wurden. Sie beim Fernsehen kennen das nicht, so lange Paris Hilton täglich in unterschiedlichen Positionen, ohne Höschen aus ihrem Wagen steigt, aber als Schriftstellerin ist man da völlig ungeahnten Mächten ausgeliefert. Die Leute wollen Vampire die keinen Geschlechtsverkehr miteinander haben, Professoren die irgendwelchen christlichen Schätzen nachjagen, Psychopatische Todesengel, nur will niemand meine Geschichten aus dem Leben. Untreue sag ich Ihnen, ist das allerschlimmste, der Verleger kehrt einem den Rücken zu, die Presse schreibt nur noch höhnische Kolumnen und Freunde zeigen ihr wahres Gesicht. Ja, ja, ja so ergeht es nur den genialen Menschen, Menschen wie mir. Sie verstehen das sicherlich nicht, sie arbeiten ja beim Staat.“ Ihr Redefluss will nicht versiegen, deshalb lege ich einfach auf, aus der ist mehr als Selbstbeweihräucherung nicht rauszukriegen. Ich gehe lieber doch an die jüngst einberufene Krisensitzung, Berta ist ja auch noch einmal zurück gekommen und hat nach mir gesehen, dachte Lea und liess resigniert die Schultern hängen.

Copyright Pascal Wiederkehr



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