Gestatten, Walter – Seite 62 – Teil 1 – Staten Island, New York, 1980

Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.

Die Tasche mit dem blutigen Küchenmesser lag unter dem Vordersitz im Wagen. Ich hatte komischerweise überhaupt kein schlechtes Gewissen, das beunruhigte mich gewaltig, im Moment war ich jedoch mehr damit beschäftigt meinen Burger zu verdrücken. Auf der Rückfahrt nach Staten Island sprachen wir über dies und das, ich erzählte ihm, dass ich St. Louis Cardinals Anhänger war und wurde dafür ausgelacht. Die Cardinals hätten schon viel zu lange nichts mehr gewonnen, gut da hatte auch noch niemand ahnen können, dass die Durststrecke 1982 beendet wurde und die Cardinals die World Series gewannen, seine New York Yankees aber erst 1996 wieder. Auf alle Fälle war es eine unterhaltsame Fahrt, die nach drei Stunden nur kurz unterbrochen wurde um den Beutel mit dem Messer in einen Bach zu werfen. Zurück im Haus auf Staten Island traf ich die rothaarige Frau wieder die mir herzlich gratulierte und als Geschenk einen Schlüssel überreichte. „Hier ist ein Schlüssel, dieser Schlüssel wird dir hier uneingeschränkten Zugang verschaffen. Das ist unser Hauptquartier, versuch nicht zu oft hier aufzukreuzen, wir kontaktieren dich. Such dir eine Wohnung, du kriegst auch noch Geld als Belohnung für den Mord an der alten Frau, das sollte fürs erste reichen“, erklärte sie mit strahlendem Lächeln. „Ich hätte da einen Namensvorschlag“, mischte sich der Eindrücker ein, „wie wäre es mit Der Burger liebende Abstecher?“ Mein finsterer Blick erhellte sich bald, auf alle Fälle war der Name ja kreativ, obwohl ich mich schlussendlich glücklicherweise dagegen entschied. „Interessanter Vorschlag, Eindrücker, wie wäre es denn mit… dem Schweizer Nationalhelden?“ Stirnrunzeln war die Antwort. „Ist das der unglaubliche Käse-Mann oder Captain Bank Account?“, frotzelte er belustigt. Ich winkte energisch ab: „liess mal Schiller, Eindrücker, Wilhelm Tell natürlich!“ Entsetzte, geweitete Augen waren die Antwort, der Eindrücker schien die Welt nicht mehr zu verstehen. „Hast du einen an der Waffel? Du willst den Namen eures Nationalhelden missbrauchen und damit Menschen umbringen?“, fragte er entrüstet. „Also, so…“, stotterte ich. „Ich nenne mich auch nicht Neil Armstrong oder die Chefin hier“, der Eindrücker zeigte auf die Rothaarige, „heisst ebenfalls nicht Saint Patrick. Such dir was besseres, du unpatriotischer Trottel.“ Erschüttert sagte ich: „Okay, dann Walter.“ „Klingt doof, aber wenigstens verschandelst du damit keinen ehrenwerten Namen.“

Copyright Pascal Wiederkehr



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