Gestatten, Walter – Seite 59 – Teil 1 – Staten Island, New York, 1980

Von Pascalw @pwiederkehr

Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.

Selten habe ich einen so gelehrigen Schüler wie dich gehabt. Dann darfst du dir auch einen Namen aussuchen, ausser du willst, dass wir einen für dich finden.“ Einen Namen selbst aussuchen wäre toll, auf Anhieb viel mir keiner ein. Zuerst brauchte ich einige Beispiele anderer. Eindrücker wollte ich ganz bestimmt nicht heissen, dieser Name bewies doch wie grausam man war. Ich bin nicht grausam, ich bin nur ein Auftragsmörder. Der Eindrücker schielte hinüber und besah mich prüfend. „Was liegt dir auf dem Herzen? Mach dir keine Sorgen, du kriegst das schon hin, da bin ich sicher“, sagte er freundlich. Ich räusperte mich zu laut und konnte so mein Unwohlsein nicht verbergen. „Ich hoffe es. Meinst du, dass man grausam sein muss um jemanden töten zu können? Ich fühle mich überhaupt nicht grausam“, sagte ich mehr zu mir selbst, ich wollte nicht wirklich eine Antwort, zu sehr fürchtete ich mich davor plötzlich psychopatisch grausam werden zu können. Warum konnte ein Auftragsmörder nicht ein normaler Beruf sein, mit anerkanntem Zertifikat? Soldaten töteten doch auch für Geld, Söldner halfen in Kriegen und wurden auch nicht dafür geächtet. Neben mir lachte der Eindrücker leise, seine Stimme klang viel zu rau für freundliches Lachen. „Was für eine interessante Frage. Muss man grausam sein, um ein Mörder zu werden? Ich denke es liegt an der Person, was sie ist. Auftragsmörder sind nicht alle gleich, sie sind so verschieden wie alle Menschen. Vorurteile machen uns zu grausamen Monstern, doch ich glaube es liegt in der Hand des Auftragsmörders ob er grausam ist. Ich bin grausam. Ich mag es meine Opfer zu quälen, aber du kannst einen völlig anderen Weg gehen, deinen Opfern einen schnellen Ton gewähren, schmerzlos und nicht grausam“, sagte er väterlich und tätschelte meine Schultern. Na toll, wenn mein Opfer leidet, dann bin ich grausam und wenn nicht, dann bin ich es nicht, nur wird es wohl auch die wenigsten interessieren, zumindest habe ich ja jemanden getötet, darauf steht in Pennsylvania bekanntlich die Todesstrafe.

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