Gestatten, Walter – Seite 58 – Teil 1 – Staten Island, New York, 1980

Von Pascalw @pwiederkehr

Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.

Als Weihnachten vor der Tür stand, hatte ich den ersten theoretischen Teil meiner Ausbildung abgeschlossen, so sagte es zumindest der nette Herr Eindrücker. Mir wurde jeglichen Kontakt mit meinen Eltern verboten, diese waren von der Gilde über meinen Tod unterrichtet worden und hatten sogar einen Leichnam erhalten, was mich im ersten Moment ziemlich erschreckte, aber wahrscheinlich war es gut so. Wie sollte ich ihnen den erklären wo ich arbeite? „Hallo Mami, hallo Papa, ich muss euch etwas sagen. Ich arbeite nicht mehr bei Onkel Hans-Jakob im Restaurant. Nein, nicht mehr in der Gastronomie, ich arbeite jetzt in einem ganz anderen Geschäftsfeld tätig. Mord ist mein Hobby.“ So stell ich mir meine Erklärung vor. Käme wahrscheinlich nicht gut an. Als nächstes würden wir einen weiteren Schritt machen. Einen sehr grossen Schritt. Am vierundzwanzigsten Dezember 1980 ermordete ich den ersten Menschen. Nein nicht Adam, oder den ersten Mensch auf dem Mond, ich brachte mein erstes Opfer zur Strecke. Was etwa so lustig war, wie ein kleines, süsses Reh zu überfahren. Der Eindrücker fuhr mich über die Outerbridge Crossing, über Perth Amboy, New Jersey nach Lock Haven im schönen Staate Pennsylvania. Das kleine Städtchen litt unter einer sehr hohen Arbeitslosigkeit, die lokale Wirtschaft lag am Boden weil die Nachwehen von Hurrikan Agnes den damals grössten Arbeitgeber nach Florida vertrieben hatten. Wir hielten in der Nähe eines, im viktorianischen Stils erbauten Gebäudes dessen Zaun bereits zerfiel und dessen weisse Farbe abblätterte. „Was wollen wir hier“, fragte ich sofort und betrachtete meine in Leder gepackten Hände. In den Händen lag ein langes Messer wie man es auch in der Küche gut gebrauchen konnte. „Wir führen einen Auftrag aus. Wir beobachten das Haus. Hier lebt eine alte Frau, deren Erben gerne früher als später an das Geld gelangen wollen. Sie lebt alleine, aber zur Sicherheit werden wir das Haus bis es dunkel wird beobachten. Dann wirst du deine Skimaske anlegen, freundlich an die Tür klopfen, eintreten und dann ein Ende machen. So wie du es gelernt hast“, erklärte er langsam. „Kannst du dir das merken? Wenn du es zu unserer Zufriedenheit erledigst, dann kannst du dich Mitglied der Gilde schimpfen.

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