Gestatten, Walter – Seite 32 – Teil 1 – Dienstag, Lea

Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.

Die Umstellung in den Redaktionen fiel nicht allen leicht. Wenn man da mithalten wollte, dann brauchte es mehr als Boulevard-Journalismus und Lügen um etwas zu erreichen. Heutzutage gab es zu viele verschiedene Möglichkeiten die Wahrheit zu erfahren und lügende Medien wurden sehr schnell entlarvt. Entweder durch die lieben Medienkollegen oder dem Medienkonsumenten höchst selbst. Nie sollte ein Bericht von ihr unter Verdacht geraten. Sie wollte ihren guten Ruf behalten, nie in Verruf geraten und nicht etwa das Ende ihrer Karriere da für aufs Spiel setzten. Das Schweizer Fernsehen stand eigentlich für Qualität und Integrität. Vermutlich war sie einfach zu voreingenommen. Die Nachrichten waren mittlerweile beendet, sie hatte also Feierabend. Müde, deprimiert holte sie ihre Jacke und Handtasche aus dem Büro, winkte einem Arbeitskollegen zum Abschied und verschwand mit dem Lift in die Tiefgarage. In der schlecht beleuchteten, niedrigen, muffigen Tiefgarage waren viele Parkplätze noch besetzt. Hier liess sich das Lohnniveau gut ablesen, die teuren Wagen des Kaders und der bekannten Moderatorinnen, das weniger kostspielige Rollmaterial des einfacheren Angestelltenvolkes. Sie gehörte zu den Letzteren, hatte den Fiat Punto ganz auf der gegenüberliegenden Seite der Tiefgarage parkiert. Der Weg dorthin erschien Lea wie ein langer, harter Marsch. Sie war todmüde, wollte nur nach Hause, ein Bad nehmen, etwas Wein geniessen und danach schlafen. Schlafen, schlafen, schlafen. Auf keinen Fall nach Hause fahren, dabei unkonzentriert auf die Strasse achten oder sonst wie andere gefährden. Vielleicht war es keine gute Idee jetzt noch zu fahren, sie konnte sich nicht richtig konzentrieren, war einfach zu müde. Doch wie wollte sie dann in ihre Wohnung kommen? Lea startete den Motor, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr aus dem engen Parkplatz. Draussen war es mittlerweile stockdunkel, nur die Strassenlaternen und die mickrige Weihnachtsbeleuchtung des Kaufhauses erhellten den Matschschnee. Sobald Schnee fiel drängten aus allen Löchern die kleinen Helfer der Stadt und räumten Strassen, Gehwege frei, damit keine Unfälle geschahen und keine britischen Zustände Einzug halten konnten. Trotzdem rutschte ihr Punto, als sie über Eis fuhr, Salz war wie jedes Jahr Mangelware. Lea dachte an ihren Tag, dachte an den Mord, dachte nicht an die Strasse und konnte nur noch in letzter Sekunde vor einer roten Ampel halten, kurz danach brauste ein Lastwagen vorbei der ihren Punto wohl in Stücke gerissen hätte, in viele tausend kleine Stücke vermischt mit ihren eigenen Körperteilen. Auf das konnte sie gut verzichten.

Copyright Pascal Wiederkehr



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