Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.
Was mich an eine Geschichte erinnert die sich vor vielen Jahren abgespielt und ich eigentlich nur aus dritter oder vierter Hand erfahren hatte. Damals sollte in einem westafrikanischen Staat der selbsternannte Präsident gestürzt werden. Der Auftraggeber, ein Konsortium europäischer und nordamerikanischer Länder wollte so den Bürgerkrieg beenden. Natürlich ging es nicht nur um den Frieden in diesem westafrikanischen Land, dafür waren die Bodenschätze viel zu verlockend, ausserdem stand ein williger und biegsamer Kandidat bereit um sofort das entstandene Machtvakuum zu füllen. Die Frau die als erste Touristin des Landes einreiste, damit jedoch anders als gewollt auffiel, weil noch nie jemand ein Touristenvisum beantragt hatte, wurde verhaftet und kurz darauf ohne Prozess hingerichtet. Gerüchteweise sei sie bei lebendigem Leibe gekocht worden. Als später ein männlicher Kollege im Land eintraf war bereits ein anderer Präsident an der Macht. Der ehemalige Machthaber war kurz davor gestürzt worden, seine Gegner banden seine Füsse an einen alten Lastwagen und schleiften ihn durch die Stadt, während die Bevölkerung, angeheizt durch den neuen Diktator, Steine, Flaschen und Speere warf. Er sei bereits nach wenigen Metern tot gewesen und als Abschreckung für jeden Widersacher liess der neue Machthaber die Leiche vor dem Parlamentsgebäude an ein Kreuz nageln. Derweil hatte der Auftragsmörder den Auftrag erhalten den neuen Diktator zu töten, denn der willige Ersatzkandidat Europas und Amerikas stand immer noch bereit. Im Palast des Präsidenten war das Töten erstaunlicherweise leicht denn die Meisten waren nicht aus dem Feiern herausgekommen und siegtrunken. Mit einer Hand voll Dollar konnte auch der letzte, noch nüchterne Soldat überzeugt werden. Doch genau in dem Moment als der Mörder sein Werk vollenden wollte, stürmte ein Trupp des beim europäischen und amerikanischen Konsortium beliebten Präsidenten den Präsidentenpalast. Im Gewirr tauchte der Auftragsmörder unter. Er wartete darauf, dass sich sein Problem von selbst löste. Draussen herrschte das Chaos, doch gute Killer bleiben stets ruhig, lassen sich kaum einschüchtern. So wie ich, ich bin absolut angstfrei. Niemand kann Walter ängstigen. Nach einem blutigen Tag und einer blutigen Nacht schlich er sich aus seinem Versteck, dummerweise wurde er dabei aufgegriffen, von Männern des neuen, demokratischen Präsidenten, wie er sich selbst nannte. Sie brachten ihn glücklicherweise nicht sofort um. Sie führten ihn direkt in den Thronsaal, wie in grossen, goldenen Lettern über der mächtigen Holztür stand, in der ein grosser, muskulöser, dunkelhäutiger Mann mit finsterer Miene sass. Der Wunschkandidat der westlichen Welt. Was dann genau geschah, weiss ich nicht, doch am Ende war der Auftragsmörder der neue Berater des neuen Präsidenten und in Europa und Amerika war niemand mit der jüngsten Revolution zufrieden, obwohl es doch ihr eigener Plan gewesen war.
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