Gestatten, Walter – Seite 130 – Teil 1 – Donnerstag, Walter

Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.

Donnerstag, Walter
Oslo

Bin ich tot? Um mich herum ist alles so weiss. Unter meinen Füssen ist eine gepflasterte Strasse. Die Wunde am Bein ist weg. Was trage ich denn da? Ein graues Gewand. Ich gehe den Weg entlang und komme an eine Weggabelung. Ein Wegweiser. Der eine Pfeil zeigt Richtung Himmel und der andere Richtung Hölle. Ist ja viel einfacher als in dem Rätsel. Das heisst ich bin wirklich tot, schade, ich hatte doch ein gutes Leben. Die Hölle lasse ich links liegen, also eigentlich rechts, weil der Pfeil zum Himmel auf den linken Weg zeigt. Ich gehe lange, Stunden, aber bin kein bisschen Müde, irgendwann taucht vor mir ein eisernes Tor auf. Eine Frau sitzt dort erhöht, in der Hand dreht sie einen grossen, goldenen Schlüssel, auf den Beinen ruht ein mächtiges, ledergebundenes Buch. „Name?“ Wie heisse ich? Walter Tell? Ich habe meine eigene Identität so selten benutzt. „Name! Los, ich habe noch anderes zu tun!“ Ist ja schon gut, blöde Ziege. „Ich bin Walter Tell.“ Sie schlägt das dicke Buch auf, starrt hinein, blättert vier Seiten um. „Gut, Sie sind an Ihren Verletzungen durch einen Schuss mit der Pump Gun gestorben. Korrekt? Gut. Sie haben dreizehn Menschen getötet. Richtig?“ „Genauer gesagt vierzehn, sie haben die rothaarige Frau vergessen, die Tote in meiner Wohnung, die mit der zerschossenen Brust.“ Warum erzähl ich das überhaupt? Noch mehr Morde gestehen? „Nein, hier stehen dreizehn Namen. Sie haben keine Rothaarige getötet.“ Ach, dann bin ich tot aber die blöde Kuh nicht? Verdammt. Gerechtigkeit wo bist du, wenn man dich braucht? „Willkommen im Himmel.“ Ich darf wirklich rein. Ist ja schwerer in Clubs zu kommen, als in den Himmel. Dreizehn Tote, dreizehn Morde, dreizehn Opfer. Und ich muss nicht in die Hölle. Nett. „Ich darf wirklich rein?“ Warum frage ich denn überhaupt wieder? Ich Idiot. Sie nickt. „So lange ich die Stellvertretung innehabe, darf hier jeder rein.“ „Cool, vielen dank.“ „Sie haben Glück, Petrus ist normalerweise strenger.“ Darauf schlüpfe ich durch das goldene Tor und weisses Licht umgibt mich, das Licht blendet stark, ich kann die eigenen Hände nicht mehr erkennen, Müdigkeit kommt wie eine ferngesteuerte Rakete immer näher. „Er wacht auf, Pfleger holen Sie sofort den Arzt.“ „Der Angeschossene kommt zu Bewusstsein.“ Sanfte Federn stützen meinen Kopf. Menschen in Kitteln stehen über mir gebeugt. „Wo bin ich?“ „Sie sind im Ullevål universitetssykehus“ Ich habe auf Englisch gefragt und sie antwortet auf Norwegisch? Langsam erwachen meine Lebensgeister wieder. „Ich verstehe kein Norwegisch.“ Schnell kommt die Kollegin angerauscht. „Sie liegen im Ullevål-Universitätsklinikum weil Sie jemand angeschossen hat.“ Weil mich jemand angeschossen hat, mit einer Pump-Gun, eine bösartige, rothaarige Frau die in meine Wohnung eingedrungen ist. „Kann ich bald wieder gehen?“ Deine unschuldigen, grossen Augen können keinen Walter Tell täuschen. „Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.“ Hinter ihr taucht gleichzeitig der mächtige Schatten eines Uniformierten auf. Verschränkte Arme vor der Brust und das grimmige Gesicht des Polizisten verheissen wenig Gutes. Sie haben mir den Revolver weggenommen, sonst wäre ich längst hier weg. Warum musste es nur so enden?

Copyright Pascal Wiederkehr



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