Gestatten, Walter – Seite 13 – Teil 1 – Montagvormittag, Walter

Von Pascalw @pwiederkehr

Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.

Montagvormittag, Walter
Zürich

Ich bin nie traurig wenn die Sonne scheint. Manchmal bin ich traurig wenn die Sonne scheint und gleichzeitig Regen einsetzt. Regenbögen sind doch das mieseste Produkt von Gott. Was sind Kriege, Vergewaltigungen, Massenmorde, Pest Epidemien, Mückenplagen, Umweltverschmutzung, Tschernobyl, Tsunamis dagegen? Warum schickt er der Menschheit etwas schönes gerade in dem Moment, wenn das schöne Wetter durch scheusslichen, kalten, unangenehmen Regen zerstört wird? Das kann man ja nicht geniessen. Als wenn es Eiscreme nur bei eiskaltem Wetter gäbe und süsse Hundewelpen lieber Menschen fressen würden, statt gestreichelt zu werden. Heute ist auf alle Fälle meilenweit keine Regenwolke zu sehen. Ich bin nicht nie traurig, aber ich bin selten traurig. Selten, ausser Gott will mich mit dieser atmosphärisch-optischen Errungenschaft des Grauens bestrafen.

Manchmal denke ich das ich verrückt bin, manchmal denke ich das alle anderen Menschen um mich herum verrückt sind. Das erstere trifft öfter zu. Ich liebe es Musik zu hören, der Zufallsgenerator spielt immer verschiedene Stücke aus meiner grossen Musikdatenbank. Früher hätte man dafür einen Koffer voller CDs mitnehmen müssen, heute passt alles auf diese kleinen süssen Dingelchen mit dem angebissenen Apfel als Emblem. Ständig rauscht ein anderes Genre durch meine Gehörgänge – immer in Stereo. Nur so kann man sich heute noch von dieser grausamen Umwelt abkapseln. „I could be the UPS delivery boy or the man workin’ at Toys’R’Us handin’ yo kid a brand new toy. I could be the one servin’ your food wherever yo go to eat at, or that nigga on the conrer that you ask: Yo, where the weed at? I could be the one drivin’ the schoolbus that yo kids in, except that, I don’t like to involve, women and children. Aight?!“ „Ich könnte der UPS Lieferjunge sein, oder der Mann der bei Toys’R’Us arbeitet und gerade dein Kind bedient. Ich könnte dir, ganz egal wo, dein Essen servieren, oder der Schwarze an der Ecke sein, den du nach Gras fragst. Ich könnte den Schulbus fahren in dem dein Kind sitzt, ausser das ich ungerne Frauen und Kinder gefährde. Alles klar?“ Pumpt der Beat in Schüben neue Kraft und Motivation in meinen Körper. DMX, The Dark Man X, der böse Junge mit den grossen, beisswütigen Hunden, rauchige Stimme, zwischendurch bellt oder knurrt er wie einer seiner Pitbulls. Ich mag diese Stelle besonders, das ganze Stück, genannt „The Professional“, hätte auch von mir selbst stammen können, ausgenommen alle Zeilen über Nigga und anderes Ghettogerede. Vielleicht krieg ich irgendwann ein Autogramm.

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