Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.
„Beruhigen Sie sich, bitte, in Ihnen wohnen keine Dämonen“, doch Luggisberg liess sich keineswegs beruhigen. „Langweilig, langweilig, war ich, dann kamen Britta, Moritz und Chris, drei gute Freunde die mich mitschleppten, egal wohin es ging, auch wenn sie vielleicht nie daran Freude hatten. Völlig unerwartet endete alles, weil ich ehrlich war und uns, also alle vier Freunde, bei der Schulleitung meldete. Zuerst sagten sie, dass sie mir verzeihen, wir spielten im Wald und dann, grundlos, fesselten mich meine Freunde im Wald. Die Polizei suchte nach mir, ich konnte meine körperlichen Bedürfnisse nicht unterdrücken, alle lachten über mich und meine ehemaligen Freunde mussten sich dafür nur bei mir entschuldigen. Eine billige, einfache Entschuldigung, verlogen ernste Gesichter inklusive.“ Soll ich jetzt Mitleid haben? Nein, mein Junge, in anderen Ländern erleben Menschen viel tragischere Schicksale und töten dafür keine früheren Freund, heftige Schläge an den Kopf hätten doch gereicht. „Erzählen Sie ruhig weiter, wir hören Ihnen zu“, ermutigte ihn Lea und nehmen alles mit Kamera auf, fügte sie stumm hinzu. „Setzen Sie mich nicht unter Druck! Ich bin hier der Erzähler, ich bestimme wie schnell es geht und ob weitererzählt wird“, sagte er plötzlich erbost, beruhigte sich aber sofort wieder. „Jahrelang konnte ich nicht mehr in den Wald gehen, verlor mein Vertrauen, kein anderer Mensch konnte es je gewinnen. Beat Luggisberg war einsam bis wenigstens seine Studenten endlich zu schätzen wussten, sein Können zu schätzen wussten. Mein halbes Leben waren Bücher meine alleinigen Freunde, Heinrich Faust, Gelehrter, kennen Sie Ihn? Guter, sehr guter Freund von mir, auch Arnolph Archilochos, Harry Haller, die Fischer Santiago und Manolin, ach ja beinahe hätte ich meinen allerbesten Freund Aemon Targaryen, er ist Maester bei der Nachtwache, wussten Sie das, eine wahre Ehre einen Mann der Nachtwache zu kennen, ich bin richtig stolz. Keiner von denen hat mich jemals betrogen, nicht Arnolph, nicht Aemon, niemals Heinrich, ich liebe alle, sie sind die besten Freunde die ein Mann haben kann. Nicht so wie Britta, Moritz und Christoph, verdient gestorben, verdient sag ich!“ Entsetzt sah Lea Luggisberg an, wie er da sass und wahrhaft seinen Worten glaubte, der gebildete Professor war definitiv verrückt, dann erinnerte sie sich, dass die Kamera lief und hoffte der Kameramann habe ihr entsetztes Gesicht nicht gefilmt. Lea setzte ein ernstes Gesicht auf.
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