Gestatten, Walter – Seite 101 – Teil 1 – Samstag, Lea

Täglich wird hier eine Seite einer Geschichte veröffentlicht – sie trägt den Arbeitstitel Gestatten, Walter und untersteht dem alleinigen Copyright von Pascal Wiederkehr. Die Geschichte stammt aus einem Manuskript, welches nur grob überarbeitet wurde, und kann deshalb Fehler in Grammatik und Rechtschreibung aufweisen.

Am Mittag traf sich Lea mit Frau Doktor Sarah Schöpfner zum Interview. Sie sassen bei ihr daheim in Zürich auf der Couch und lächelten sich abwechselnd freundlich an. Bist du bereit, Lea, fragte sie sich selbst und versuchte Kompetenz auszustrahlen. „Sollen wir mit dem Interview beginnen, Frau Schöpfner“, fragte Lea und wies die Kamerafrau an bereit für gute Aufnahmen zu sein. „Natürlich, ich bin bereit“, meinte Schöpfner und überstrahlte Lea mit ihrem Lächeln. Das perfekte Gesicht um Vertrauen zu gewinnen, wäre sie jünger, sie hätte damit jeden Mann sofort gewonnen, jetzt war sie wohl schon ein wenig zu alt dafür, Falten prägten ihr Aussehen, auch wenn sie wohl versuchte es mit zu viel Makeup zu kaschieren. „Gut dann fangen wir jetzt an. Guten Tag Frau Schöpfner, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben“, begann Lea, die Kamerafrau filmte fleissig. Schöpfner nickte beflissen. „Der Mord an Moritz Wegmüller hat die ganze Schweiz aufgerüttelt. Was steckt dahinter, Zufall oder Planung? Können wir Schweizer nicht mehr ohne Angst auswandern?“, fragte Lea mit ruhiger, interessierter Stimme. Schöpfner schnalzte mit der Zunge, als hätte sie dieses Thema besonders gerne. „Nun, Angst brauchen wir Schweizer auf keinen Fall, trotzdem ist Vorsicht geboten. Ich glaube nicht an Zufälle, bei diesem Mord war Berechnung im Spiel – tödliche Berechnung. Das Ausland sieht in der Schweiz nicht mehr das freundliche und unbändige Bergvolk, mittlerweile sind wir die Steuerparasiten Europas. Wir „stehlen“ die Steuereinahmen, welche eigentlich, zumindest in deren Augen, ihnen zu stehen würden“, antwortete Schöpfner. „Dann sieht uns Europa also nur noch mit negativen Augen und selbst der einfachste Rechtsextreme rächt sich deswegen an Schweizer Auswanderern?“ „Ich verstehe auf was Sie hinausmöchten. So einfach ist es aber nicht, nicht nur die vielen Steuerflüchtigen sind ein Dorn in den Augen Europas, auch die vielen Initiativen rücken unser schönes Land in ein schlechtes Licht. Wenn wir Minarette verbieten, dann hassen uns alle Muslime in Arabien, verweigern wir Ausgleichszahlungen nach Osteuropa, dann sinkt unser Ansehen in Osteuropa und Brüssel.“ „Was würden Sie denn nun raten, wie sollte die Schweiz damit umgehen?“ Schöpfner nickte, ihre Botschaft war angekommen. „Offen sein, unnötige Verbote abschaffen, Steuerflüchtige hart besteuern, den Kantonen die Steuerhoheit nehmen. Ich würde gar den Beitritt zur Europäischen Union vorschlagen. Dann liebt uns Europa und wir müssen uns nicht mehr vor ihrer Wut fürchten.“ Das Interview war beendet, Lea bedankte sich artig und fuhr zusammen mit der Kamerafrau zurück zum Sender. Der hat wohl jemand zu viel Stroh ins Hirn gestopft. Viel zu viel total trockenes Stroh. Ich ertrage solches hirnverbranntes Zeug nicht, dachte Lea unglücklich, jetzt würde jeder Zuschauer glauben, dass alle Schweizer verhasst sind, dabei interessiert es die meisten nicht einmal wenn in ihren eigenen Ländern etwas geschieht. Vermutlich wird jetzt die ganze Schweiz sofort nach Vergeltungsmassnahmen schreien, Schliessung der Grenzen, Ausschaffung aller Einwohner die sich nicht bis 1291 als echte Schweizer ausweisen können. Hoffentlich sieht heute niemand die Nachrichten. Wäre besser für die Schweiz und für alle Menschen die keinen Stammbaum bis 1291 zu Hause liegen hatten.

Copyright Pascal Wiederkehr



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