Gesellschaftskritische Hurensöhne

Gesellschaftskritische Hurensöhne

Ihre Texte lesen sich wenig niveauvoll und handeln fast nur von Gewalt, Sex und Fäkalien. Gewöhnungsbedürftige sprachliche Bilder, schlechte Reime und Rapper-Klischees im Überfluss sind ihr Markenzeichen. Beim Tourauftakt in Leipzig singen sie:

«Ich erwache, meine Latte rammt ein Loch in die Decke.
Wenn der Nachbar klopft, kriegt er ne’ Box in die Fresse.
Nach dem Kinnhaken sammelt die Nasa dich auf.

Du rappst auf Kinderniveau im Behindertenzoo.
Deine eingeölte Crew spielt Pimmel-Fan-Po.
Dein Album ist eine Hodenlose Frecheit!»

Wer sich zum Konzert verirrt ohne Tarek, Maxim, Nico und Diskjockey DJ Craft und ihre Intention zu kennen, kann nicht begreifen, wofür das Publikum die vier Milchgesichter feiert.

Wer steckt hinter der Abkürzung K.I.Z. und den lächerlichen Gangstermasken? Dem vermeintlichen Akronym wird von der Band selbst unterschiedliche Bedeutungen zugewiesen. Die meisten Fans glauben, es steht für Kannibalen in Zivil. Weitere Deutungen sind Kriegsverbrecher in Zwangsjacken, Künstler im Zuchthaus oder Kreuzritter in Zentralasien. In den Liedern Rosenbusch feat. Rhymin Simon und Selbstjustiz wird von Klosterschüler im Zölibat gerappt.

K.I.Z. machen sexistische und provokante Texte, sie wollen schockieren, toppen alles an Geschmacklosigkeit, was man von selbsternannten Gangsterrappern kennt. In ihrem Hit Neuruppin geht es um Kannibalismus und Mord an Frauen.

Warum stehen aber nicht nur 16-jährige Teenies und Kleinkriminelle in dem kleinen, schummrigen Leipziger Club im Linkenviertel Connewitz, in dem die vier Poser auftreten? Wer hört K.I.Z.? Und vor allem: warum?

Lena (29), Germanistikstudentin, versucht zu helfen: «K.I.Z. sind eben so Scheiße, dass es schon wieder geil ist. Du musst das als konsequent gelebte Comedy verstehen. Sie überspitzen, sie provozieren, sie karikieren, sie parodieren und stellen Ihre Rapper-Kollegen, die zu blöd sind, die Selbstironie von K.I.Z. zu durchschauen, genial bloß.» Die brünette Akademikerin schlägt sich auf die Brust, imitiert pseudocoole Gangstamoves und lacht: «It’s all about Gesellschaftsverarsche, you know?» Dann rät sie noch: «Hör dir noch ein paar Lieder an, mach nicht gleich dicht, dann wirst du die Selbstironie erkennen.»

Vermutlich hat sie Recht. Angesichts der offensichtlichen Übertreibungen kann und will man K.I.Z. schwarzem Humor, Ironie, Sarkasmus und Zynismus zuschreiben. Dann wird das ganze Elend interessant und die Textzeile «Mein Haus wurde auf ein’ Rapper-Friedhof gebaut» ergibt Sinn. Hat man K.I.Z. gesehen, kann man Sido und Bushido noch weniger ernstnehmen.

Erlebt man ein K.I.Z.-Konzert aus Lenas Perspektive, äußern K.I.Z. tatsächlich unterschwellig auf satirische Art und Weise Kritik an Gesellschaft, Politik und nicht zuletzt am Musikgeschäft und Schubladendenken.

Quelle:
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K.I.Z. – Gesellschaftskritische Hurensöhne

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Tags: DJ Craft, Gesellschaftskritische Hurensöhne, K.I.Z., Maxim, Nico, Rhymin Simon, Tarek

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