„Wenn das heutige Deutschland so etwas hat wie einen Anger, eine Allmende, einen Platz für große Feste und Versammlungen, dann ist es wohl das Areal rund um das Brandenburger Tor. Seit langem ist dies die bevorzugte Szenerie für Treffen und Umzüge der Stadtbewohner, doch seit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten ist der strenge neoklassische Torbau zum selbstverständlichen Hintergrund aller großen nationalen Ereignisse geworden“, schreibt der schottische Kunsthistoriker Neil MacGregor in dem heute erschienenen Buch „Deutschland: Erinnerungen einer Nation“. Und mit diesem Brandenburger Tor beginnt er auch sein Geschichts-Puzzle, bei dem er Stück für Stück mit der Gutenberg-Bibel, Porzellan aus Dresden, deutschem Bier und deutscher Wurst, Goethe, Schneewittchen und Mutter Courage, der Krone Karls des Großen, einem Tauchanzug made in Ostdeutschland oder dem Tor von Buchenwald ein konsistentes Deutschland-Bild zusammenfügt. Sozusagen das letzte Puzzle-Teil ist Betty von Gerhard Richter, „Betty“, schreibt MacGregor am Ende des Buches, „lebt in einem Raum, der noch erfüllt ist von Werken ihres Vaters, auch wenn das Gemälde an der Wand hinter ihr im Dunkeln nicht mehr zu erkennen ist, so wie alle Deutschen in der Gegenwart der Taten ihrer Vorgänger leben – einer Präsenz, die zwar blasser wird, aber immer noch bestimmend ist. Was Betty von ihrem Vater und seiner Generation hält, was sie daraus macht, können wir nicht erkennen. Doch gleich wird sich diese junge Frau uns zuwenden – und der Zukunft.“ Was soll ich sagen? Das ist Geschichte einmal anders als anders und absolut empfehlenswert. Wer mehr zu „Deutschland: Erinnerungen einer Nation“ erfahren möchte, wird bei Opas Tests und Kritiken unter der Rubrik Bücher fündig.
Mit dem Brandenburger Tor beginnt Neil MacGregor sein Geschichts-Puzzle, mit dem er in dem heute erschienenen Buch unter dem Titel „Deutschland: Erinnerungen einer Nation“ ein konsistentes Bild von Deutschland zusammenfügt. Absolut empfehlenswert.