Gescheiterte E10-Einführung könnte Benzinpreise antreiben

Die Einführung des Biokraftstoffs E10 verlief bislang wenig erfolgreich. An den Zapfsäulen der Republik konnte sich der Biosprit bislang nicht durchsetzen und die Nachfrage blieb bisher verschwindend gering. Nun könnte der ungeliebte Kraftstoff auch diejenigen Autofahrer teuer zu stehen kommen, die ihren Wagen nach wie vor mit herkömmlichem Benzin betanken.

Mit der Einführung von E10 hatten sich die Mineralölkonzerne dazu verpflichtet, einen bestimmten Anteil des Biokraftstoffs zu verkaufen. Da der E10-Absatz deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, drohen denjenigen Tankstellenkonzernen nun Strafzahlungen, die die angestrebte Biosprit-Quote von 6,25 nicht erwartungsgemäß nach den Vorgaben der Bundesrepublik einhalten können. Weil die meisten Autofahrer aber weiterhin hauptsächlich herkömmliches Superbenzin mit einem Ethanolanteil von fünf Prozent tanken, müsste auch dessen Preis bei den Strafzahlungen berücksichtigt werden.

Auch auf herkömmliches Super-Benzin müssten deswegen zwei bis drei Cent pro Liter draufgeschlagen werden, wie aus einer Schätzung der Mineralölindustrie hervorgeht. Insgesamt könnten sich die Strafgelder auf einen Gesamtbetrag von 300 bis 400 Millionen Euro summieren, heißt es in der Schätzung weiter.

Autofahrer zahlen E10-Desaster

Betroffen wären von der Strafzahlung letztendlich vor allem die Endverbraucher. Bereits jetzt wird davon ausgegangen, dass die Tankstellen ihre höheren Kosten an die Autofahrer weitergeben werden, was derzeit zu heftigen Debatten in der Politik führt. So kritisiert unter anderem das Bundesumweltministerium den E10-Aufschlag auf die Benzinpreise. Vor allem sei es “völlig daneben”, bereits jetzt damit zu drohen, mögliche Strafzahlungen auf die Endverbraucher abzugeben. Schließlich werde sich erst Ende kommenden Jahres herausstellen, wie viel Biokraftstoff in 2011 tatsächlich an den Tankstellen abgesetzt worden ist. Frühestens im Frühjahr 2012 werde der deutsche Zoll eine Abrechnung über die genauen Absatzmengen vorlegen und erst dann könne folglich festgelegt werden, wie hoch das Strafmaß für die Mineralölkonzerne ausfallen wird.

Trotzdem kassiert die Mineralölindustrie bereits seit diesem Frühjahr Beträge in Millionenhöhe für die zu erwartenden Strafgelder wegen der misslungenen E10-Einführung. Wer seinen Toyota bei einer Filiale der beteiligten Unternehmen betankt, muss schon jetzt zwei bis drei Cent pro Liter Superbenzin draufzahlen. Mögliche Strafgeldzahlungen seien wie eine Art Versicherung bereits gegenwärtig im Spritpreis enthalten. Wenn letztendlich doch keine Strafzahlung anfällt oder das Strafmaß geringer als erwartet ausfällt, dürfen die Verbraucher nicht etwa mit Rückzahlungen rechnen. Statt dessen wandert der E10-Aufschlag in die Kassen der Mineralölkonzerne.

Provision für Preistreiber

Derweil sorgt der größte deutsche Mineralölkonzern für Aufsehen, dessen 2.500 Filialen in der Bundesrepublik zurzeit auf ein neues Abrechnungsmodell umgestellt werden. Kürzlich gelangen vertrauliche Unterlagen an die Öffentlichkeit, die von einem neuen Provisionsmodell für Tankstellenpächter berichten. Demnach will das Unternehmen Tankstellenbetreiber künftig mit höheren Provisionen vergüten, die Benzin und Diesel über einen möglichst langen Zeitraum zu hohen Preisen anbieten. Das umstrittene Modell wird derzeit wegen wettbewerbsrechtlicher Bedenken juristisch geprüft.


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