Ein geschichtsträchtiger Steig entlang eines Wasserfalls und ein Gipfel mit grandiosen Weit- und Tiefblicken auf den Gesäuse Nationalpark.
Dicke Wolken ziehen über den Gesäuse Nationalpark, als wir am Parkplatz Kummerbrücke starten. Begleitet werden wir heute von David und Andreas vom Nationalpark. Wir folgen der Forststraße noch ein kurzes Stück, bevor wir auf einen kleinen Steig über den Gstatterboden zum Staubfall aufsteigen.
Der zuerst sanft ansteigende Weg, zieht in immer steiler werdenden Serpentinen nach oben. Schon bald ist das Rauschen eines Wassersfalls zu hören. Dann dauert es auch nicht mehr lange und wir können die riesige Wasserfontäne sehen die uns entgegen geschossen kommt. Auf Steinen, zwischen dem fließenden Wasser, queren wir den Fuß des Wasserfalls. Ein unvorsichtiger Tritt, kann einem hier ein Nasses Bein bescheren. Ab jetzt beginnt der Wasserfallweg.
Auf den Spuren von Heinrich Heß
Der Wiener Alpinist Heinrich Heß gilt als Vater des Gesäuses. Mit seinem Gefährten Andreas Rodlauer beging er am 5. Juli 1877 erstmals den Wasserfallweg. Damals mussten die beiden noch Kletterstellen bis zum 3. Schwierigkeitsgrad meistern. Die Legende besagt, dass sie die Schlüsselstelle nur dank eines umgefallenen Baumstammes überwinden konnten. Die ursprünglich schwierigsten Stellen, die Plattengrate wurden weggesprengt. Heute kann der Wanderer auf vier steile Aluleitern und Drahtseile zurückgreifen.
Bald erreichen wir die Emesruhe, hier ist ein kleiner Rastplatz eingerichtet. Eine Tafel erinnert an den Erbauer des Wasserfallweges, Leopold Emes. Wir nutzen diesen gemütlichen Platz für eine kurze Trinkpause. Hier bietet sich eine fantastische Sicht in den oberen Wasserfallkessel. Nun folgt die Erste, der vier fast senkrechten Aluleitern. Zwischen ihnen liegen weitere steile mit Drahtseil versicherte Abschnitte.
Mit der letzten Leiter gelangen wir auf den Ebersanger. Ein ehemaliges Almgebiet. Hier auf der Hochebene bekommt der Weg wieder eine angenehm sanfte Steigung. Mittlerweile weiden dort oben keine Tiere mehr, und der Wald und die Freiflächen werden sich selbst überlassen. So können sich gefährdete Pflanzenarten wieder ausbreiten.
Vielfältige Pflanzenwelt
Andreas Hollinger zeigt uns einige der seltenen heimischen Pflanzenarten. Darunter der Türkenbund ein Liliengewächs, das man in lichten Mischwäldern in einer Höhe von bis zu 2000 Metern entdecken kann. Besonders Nachtfalter mögen den Türkenbund, weil er in den Abendstunden besonders intensiv duftet.
Kohlröschen Österreichische Glockenblume TürkenbundAuch das Kohlröschen bekommen wir zu Gesicht, eine Orchideenart. Es lohnt sich daran zu riechen. Sie haben einen lieblichen Duft. Auch die Österreichische Glockenblume bekommen wir zu sehen. Sowohl das Kohlröschen als auch die Glockenblume lieben kalkhaltige Böden und reagieren empfindlich auf Überdüngung durch Weidevieh.
Kipferlbrotzeit
Wir gelangen an eine Abzweigung an der sich der Wanderer entscheiden muss ob er direkt zur Hesshütte und deren kulinarischen Spezialitäten geht oder noch einen Abstecher auf die Planspitze macht.
Die Kipferl sind so lecker, da leckt man sich die Lippen gleich zwei mal ab! YummyWir möchten uns, dass natürlich nicht entgehen lassen, noch auf einem Gipfel zu stehen und herrliche Weitblicke auf das Gesäuse zu genießen. Nur David möchte uns nicht begleiten. Schwer wiegt die Kipferl Lieferung für die Hesshütte auf seinen Schultern. Großzügig erleichtern wir ihn deshalb um vier dieser leckeren Gebäcke.
Abstecher auf die Planspitze
Über Steine und Wurzeln folgen wir dem Weg weiter durch den Wald. Bis der Weg in zahlreichen Serpentinen endet. Bald erreichen wir die Baumgrenze. Von hier oben aus kann man schon einige der umliegenden Berge sehen. Über eine Grasfläche, die mit vereinzelten Kalksteinplatten durchzogen ist arbeiten wir uns zum Grat empor. Nur noch einige Latschen flankieren unseren Weg. Vom Grat aus können wir uns zum ersten Mal ein Gesamtbild des Gesäuses machen.
Wir folgen dem Grat Richtung Planspitze. Der Weg wird jetzt steiniger und windet sich am Grat entlang langsam nach oben. Unterhalb des Gipfels überwinden wir einige leichte Kletterstellen im I Schwierigkeitsgrad (UIAA). Diese sind mit Drahtseilen entschärft. Nach den Kletterstellen folgen kurze steile Serpentinen und dann stehen wir auf dem Gipfel.
Am Gipfel genießen wir kurz den phänomenalen Weitblick. Wir wollen dem Grat weiter folgen und uns die Planspitz Norwand und die Dachl Nordwand ansehen.
Andreas Hollinger führt uns in die darin vorhandenen Kletterrouten ein. Einige davon sind von ihm selbst geschraubt. Die riesigen Norwände haben echt Charakter. Am liebsten würden wir uns sofort die Kletterschuhe, Gurt und Seil schnappen und an ihnen emporklimmen.
Wir folgen dem Grat bis zum Ende des Peternpfades, von hier wird der Blick auf die Dachl Nordwand frei. Während wir die Augen kaum noch von der gewaltigen Wand lassen können erzählt uns Andreas von dem kürzlichen Felssturz, der Geschichte des Peternpfades und wir können sogar zwei Kletterer in der Wand ausmachen.
Irgendwann müssen wir uns von der Wand losreißen und den Abstieg Richtung Hesshütte antreten. Wir verlieren schnell an Höhenmetern. Der steinige Weg lässt sich gut gehen und schon bald sehen wir die Hesshütte. Unsere Mägen knurren und wir freuen uns auf die kulinarischen Köstlichkeiten.
Rast auf der Hesshütte
Auf der Hesshütte herrscht eine Familiäre Stimmung. Neben den Touristen sind auch viele einheimische dort. Nie schmeckt das Essen besser, als nach einer Bergtour. Sogar das eigens für die Hesshütte gebraute Bier verkosten wir.
Abstieg nach Johnsbach
Unser Luxus heute: wir dürfen in das Bergsteigerdorf Johnsbach absteigen. Es ist immer schön wenn der Abstiegsweg nicht gleich dem Aufstiegsweg ist. Vor allem ist der Weg wesentlich anspruchsloser und nach dem Bier gerade recht. Wir passieren erst angenehm abfallendes Almgebiet. Dann gelangen wir an die Waldgrenze, wo der Pfad in immer steiler werdenden Serpentinen abfällt. Munter quatschend erreichen wir schon bald Johnsbach.
Tourdaten
- Ausgangspunkt: Parkplatz Kummerbrücke
- Höhenmeter: 1.500 hm
- Kilometer: 8 km
- Dauer: 8 Stunden