Erst Monarch, dann Airberlin und Niki, jetzt Germania...
Am Anfang der jüngsten Konkurswelle hatte Anfang Oktober 2017 die britische Billigfluglinie Monarch gestanden. Das hatte die Algarve besonders getroffen, weil Großbritannien für die Südküste Portugals der wichtigste Touristikmarkt ist.
In der Nacht auf Dienstag, 5. Februar 2019, verkündete nun die Germania-Geschäftsführung den Insolvenz-Antrag - auf der Website und in einer Pressemitteilung. Der Antrag bezieht sich auf die Germania Fluggesellschaft mbH und ihr Schwesterunternehmen für technische Dienstleistungen, die Germania Technik Brandenburg GmbH, sowie die Germania Flugdienste GmbH. Er wurde am Montag beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg gestellt.
Germania-Insolvenz trifft neben Faro auch Funchal
Alle Flüge fielen mit sofortiger Wirkung aus. Die Landung des Flugs ST371 von Fuerteventura in Nürnberg um 1:08 Uhr war die letzte Flugbewegung. In Berlin-Schönefeld mussten in dieser Nacht gegen 3 Uhr Antalya-Passagiere, die schon an Bord gegangen waren, wieder die Germania-Maschine verlassen, da der Flugbetrieb eingestellt wurde. Vom Aus der konzernunabhängigen deutschen Fluggesellschaft, die 1986 in Köln gegründet worden war, ist in Portugal außer Faro auch Funchal (Madeira) betroffen.
Nach Faro flog Germania bislang von den deutschen Flughäfen Dresden, Erfurt-Weimar, Münster/Osnabrück und Nürnberg aus. Fuchchal auf Madeira steuerten Germania-Flugzeuge von Bremen, Dresden, Erfurt-Weimar, Hamburg, Nürnberg und Toulouse aus an.
Germania wurde nur etwas mehr als 30 Jahre alt
Germania kam nur auf knapp mehr als 30 Jahre Unternehmensgeschichte. Auf Kurz- und Mittelstrecken flog die in Berlin beheimatete Airline mit dem grün-weißen Logo jährlich mehr als vier Millionen Passagiere. Von 18 Abflughäfen in Europa bot Germania Verbindungen zu mehr als 60 Zielen innerhalb des Kontinents, nach Nordafrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten. Rund 1.000 Mitarbeiter sind von der Insolvenz betroffen.
Die Fluggesellschaft engagierte sich vor allem für Verbindungen aus deutschen Regionen heraus, welche die großen Airline-Konkurrenten gar nicht oder nur in geringem Maße bedienten. Dazu gehören zum Beispiel Erfurt-Weimar, Dresden, Münster/Osnabrück, Bremen oder Nürndberg. Germania verfolgte so ein Nischen-Konzept und bot - entgegen dem Trend - einen Bordservice an, der durch kostenfreie Snacks, Softdrinks, Zeitschriften und mindestens 20 Kilogramm Freigepäck zu beeindrucken suchte.
In ihrem Geschäftsmodell vereinte Germania die Bereiche Linien-, Charter- und Werksverkehr. Zusammen mit der Schweizer Germania Flug AG und der Bulgarian Eagle, die beide nicht von der Insolvenz betroffen sein sollen, betrieb Germania zuletzt eine Flotte von 37 Flugzeugen. Für deren Wartung sorgte die Germania Technik Brandenburg, die jetzt ebenfalls insolvent ist.
Noch vor wenigen Tagen hatte Germania Rettung vor Augen
Noch vor wenigen Tagen war der Eindruck erweckt worden, als nahe offenbar wirklich die Rettung der angeschlagenen Fluggesellschaft Germania. Eine nordrhein-westfälische Investorengruppe aus NRW, zu der dem Vernehmen nach auch der frühere Airberlin- und LTU-Chef Joachim Hunold gehörte, habe kurzfristig 15 Millionen Euro zur Verfügung stellen wollen, hieß es. Doch dazu kam es wohl doch nicht.
Germania-Schräglage wurde Anfang Januar öffentlich
Anfang Januar hatte Germania zwar Liquiditätsengpässe eingeräumt. Aber gleichzeitig wurde von erfolgversprechenden Verhandlungen mit Investoren gesprochen. Doch gut vier Wochen später verschärfte sich die Lage offensichtlich deutlich. Ende Januar konnten keine Löhne mehr an die Beschäftigten ausgezahlt werden - es war nicht mehr genügend Geld da.
Algarve für Entdecker hatte die Entwicklung von Germania in der Vergangenheit sorgfältig verfolgt und diese Beiträge veröffentlicht:
Faro-Flüge von Germania gesichert? Verliert Algarve-Flughafen vielleicht auch den Kunden Germania? Germania-Flieger kehrt wegen Staubs umVielerlei Gründe für Germania-Insolvenz
Für seine Liquiditätsprobleme machte Germania insbesondere "unvorhersehbare Ereignisse wie massive Kerosinpreissteigerungen über den Sommer des vergangenen Jahres bei gleichzeitiger Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar" verantwortlich. Zudem habe es "erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggerät" gegeben sowie eine außergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen an Flugzeugen.
Was sagt Germania den Kunden?
"Fluggäste, die ihren Germania-Flug nun nicht wie geplant antreten können, bitte ich um Entschuldigung", sagte Germania-Geschäftsführer Karsten Balke. Von der Einstellung des Flugbetriebs betroffene Fluggäste, die ihren Germania-Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht haben, könnten sich "zur Organisation einer Ersatzbeförderung" direkt an ihren jeweiligen Reiseveranstalter wenden, teilte das Unternehmen in Berlin mit. Für Passagiere, die ihr Flugticket direkt bei Germania gekauft haben, besteht laut Germania "aufgrund der gültigen Gesetzeslage bedauerlicherweise kein Anspruch auf Ersatzbeförderung". Sie sind Gläubiger des Unternehmens und müssen versuchen, ihr Geld im Rahmen des Insolvenzverfahrens zurückzubekommen.
Nach Germania-Insolvenz: Faro nur noch von 28 Airlines angeflogen
Auf der Webseite des Flughafenbetreibers Vinci Airports werden für Faro diese Zahlen genannt, die sich auf das Jahr 2018 beziehen:
- 8,7 Millionen Passagiere
- 57.352 Flugbewegungen (Starts und Landungen)
- 75 Destinationen im Linienflugverkehr
Nach dem Ausfall von Germania sind es nur noch 28 Fluggesellschaften, die Faro von Europa aus anfliegen. Fluggesellschaften mit Non-Stop-Verbindungen aus deutschsprachigen Ländern heraus sind in unserer Übersicht gefettet.