German Abendbrot vom Schinkenhuber

German Abendbrot vom Schinkenhuber

Der Hamburger Wochenmarkt bei der Hammer Kirche ist ein bisschen zum Liebhaben. Gar nicht mal, weil man hier großen Budenzauber à la Isemarkt erwarten sollte, sondern wegen der Menschen: Gleich am Eingang klappt der Imbissstand die Luken hoch und manchmal esse ich nur noch ganz kurz ein Schaschlik. Das ist nämlich besonders lecker. Den Gesprächen der Stamm- und Laufkundschaft könnte ich dann ewig zuhören. Irgendwann kommentiert hier jeder jeden und man rückt ein bisschen zusammen, denn der Chef weiß mit Fragen und Anmerkungen hanseatische Verschlossenheit aufzulockern. Die älteren Damen vom Bardowicker Bauernstand gegenüber sind es also vermutlich gewöhnt, herüber zu lauschen. Sie trifft man entsprechend einsilbig. Gerade hardern sie so kurz vor Ladenschluss noch mit einem hier eher ungewöhnlichen Apfelexperten. Fast schon erfrischt scheint der seinem Büro entwichen und fachsimpelt jetzt in lockerer Ernsthaftigkeit über Apfelsorten. Die Antworten gibt er sich gleich selbst. An der Front reiben sie sich nur müde die Augen. Die Ruhe weg hat immer der skurrile Ingwermann, der über die Theke zwinkert. Bei dem drückt sich nicht eben Kundschaft die Nase platt. Kandiertes, Sirup und Co findet man hier und zweifelt gleichzeitg ein bisschen an der Ernsthaftigkeit seines Angebots. Meine Ingwerknollen kauf ich trotzdem immer an diesem Stand. Die eigenwillige Monothematik mag ich irgendwie doch. Genauso wie den benachbarten Gewürzgurkenstand, seit ich mitbekommen habe, wie der stämmige Ackerschnacker Schwangere mit Freigurken quasi gefügig macht. Für solche geht die erste nämlich auf`s Haus.

Butterbrot Butterbrot mit Senf

Gemüse, Fleisch, Fisch, eher regionales mit zugekaufter Vielfalt, die weiteren Stände werden von mir meist routinierter abgelaufen und sondiert bis ich zum Schinkenhuber komme. Von dem bin ich Fan! Auch wenn er es dem halbvegetarischen Mitesser beim Einkauf nie so ganz abnehmen mag, dass der kein Fleisch isst und vom besten Schinken der Welt kein Stück abbekommen möchte. Mit Speck fängt man Mäuse, weiß der nämlich und repräsentiert sein Produkt nicht ohne Stolz. Ohne marktschreierisches Getue. Leise, doch prägnant informiert er, wenn es gerade passt, über Tierhaltung und Fütterung auch wenn er damit in Zeiten von modischem Vegetariertum manchmal ins Leere läuft. Hier und wirklich nur bei ihm gibt es einfach den besten Schinken der Welt. Ich hab`s versucht. All diese trocken abgehangenen Stücke, die man als Delikatesse handelt, können niemals mithalten. Andere schaben zwar ebenso frisch vom Knochen, aber niemand bietet diese absolute Saftigkeit, die zart auf der Zunge schmilzt. Ehrlich gesagt, ich esse den Schinken von Schinkenhuber am liebsten pur.

Diesmal hat er diesen tollen Kochschinken da. Den kennt man ja oft nur noch als dröge Scheibe, schlimmstenfalls Formfleisch. Hier nicht. Der lebt! Satt glänzend lacht er einen an, tropft noch durch`s Packpapier als ich Zuhause ankomme und eigentlich ein Osso Buco aufkochen will. Das köchelt jetzt eben bis morgen. Bei mir gibt es heute ein Abendbrot. Und was für eins!

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