Wenn ich an Georgia dachte, dann fiel mir früher … außer „Südstaaten“ … auf Anhieb erstmal NICHTS dazu ein. Seit ich hier wohne, ist das natürlich anders. Heute denke ich an: Pfirsiche, Pecan-Nüsse, schwüle Sommer, Atlanta. Im Gegensatz zu Kalifornien oder Florida – mit der spontanen Assoziation zu Disney, Orangen, Celebrities und Strandleben – gehört Georgia wohl eher zu den US-Bundesstaaten, bei denen man unter Umständen erstmal überlegen muss. Dass Georgia ein Küstenstaat mit durchaus sehr schönen Stränden ist, ist meist nicht der erste Gedanke. Zumindest ging und geht mir das so – sogar heute noch, wie man an meiner Aufzählung oben unschwer erkennen kann …
Apropos Georgia on my mind … an was denkt Ihr beim Stichwort „Georgia“?
Es wär‘ ja auch zu schön gewesen – natürlich hat uns unser Georgia-Adventure kein maritimes Leben beschert! Wir wohnen genau auf der anderen Seite mittendrin im Festland, wo uns kein Ozean, sondern nur der Chattahoochee River vom westlich angrenzenden Bundesstaat Alabama trennt. Dafür haben wir jedoch die Wahl zwischen verschiedenen Stränden und Küsten, die von uns aus mit dem Auto jeweils in vier bis fünf Stunden und weniger als 300 Meilen zu erreichen sind: z.B. Gulf Shores in Alabama, die Emerald Coast Floridas, South Carolinas populäre Insel Hilton Head und selbstverständlich in Georgia die Atlantikküste.
Southern Charme: The Avenue of the Oaks
Malerischer Ort unter prachtvollen Eichen. 1826 gepflanzt zur Gestaltung einer damals florierenden Baumwollplantage, heute die Zufahrt zum Sea Island Golf Club. Besucher dürfen bis zum Gate durchfahren.
St. Simons/Jekyll Island, Georgia
Ca. 265 Meilen sind die „Golden Isles“ von uns entfernt. Dazu zählen: St. Simons Island, Sea Island, Jekyll Island, Little St. Simons Island, Brunswick.
Es ist St. Patrick’s Day UND Spring Break Wochenende. Daher sind viele Unterkünfte mitten im Leben von St. Simons und in direkter Wassernähe schon ausgebucht. Aber wir haben Glück, und wir finden ein vernünftiges Zimmer zum vernünftigen Preis in der Stadt. Wir müssen halt an den Strand fahren, aber das macht nichts.
So wohnt man in St. Simons: Wohngegend parallel zur Küste
Dort pustet uns der Wind um die Ohren – schließlich sind wir am Atlantik und es ist erst März – trotzdem können wir einem Spaziergang über den hellen, feinen Sand nicht widerstehen. Der breite, saubere Strand erscheint endlos, und wir können uns gar nicht entscheiden, gehen wir links hoch oder rechts runter.
Blick auf den Atlantik von den USA – … sieht genauso aus wie von der europäischen Seite … :- ) …
Wir wenden uns schließlich nach links; hier scheinen noch weniger Menschen unterwegs zu sein, dafür umso mehr Hunde. Wir selbst sind zu diesem Zeitpunkt noch hundlos. Da wir aber bereits mit dem Gedanken spielen, uns einen Vierbeiner anzuschaffen – oder auch zwei -, haben wir genauso viel Spaß am Rennen, Toben und Spielen der vielen begeisterten Fellnasen, wie diese selbst. Ein lustiges Spektakel, das wir dank Nebensaison miterleben dürfen. Denn nur dann ist das tagsüber überhaupt erlaubt. In den Sommermonaten ist Fido nämlich nicht allzeit willkommen, schon gar nicht ohne Leine. Daher ist es empfehlenswert, die Hinweisschilder an jedem Strandabschnitt gut durchzulesen und sicherzustellen, zu welcher Saison, zu welchen Zeiten und zu welchen Bedingungen des Menschen bester Freund zur Wassernixe werden darf.
Sea Island Cotton
Den Nachmittag verbringen wir im Kern von St. Simons, einer Art Shopping Village an schöner Promenade. Wir bummeln, lädeln und landen auf einem kleinen Handwerkermarkt, der an diesem Wochenende stattfindet. Dann ist Fiesta angesagt. Wir erspähen einen gemütlichen Platz auf der Terrasse eines Tex-Mex-Straßenrestaurants – der beste Ort zum People Watching und zum Anstoßen bei atlantischem Sonnenuntergang: Es ist St. Patrick’s Day … und Spencers Geburtstag!
St. Patrick’s Beer – Happy Birthday, Spencer!
Am nächsten Tag betreten wir die Naturwelt von Jekyll Island. Bevor wir auf diese bewohnte Insel gelangen, wird an deren Zugang eine Parkgebühr verlangt. Nagelt mich jetzt nicht fest, aber ich meine, es waren sechs US-Dollars für den Tag. Diese Gelder fließen direkt zurück in die Erhaltung der natürlichen und historischen Reichtümer der Insel.
Auf der Fahrt von St. Simons nach Jekyll Island
Ein unglaublich netter weiblicher Guard ist uns mit dem Automaten, der die Schranke öffnet, behilflich und gibt uns stolz in der Kürze der Zeit viele hilfreiche Tipps für unseren heutigen Besuch. Dabei wird uns das Georgia Sea Turtle Center wärmstens ans Herz gelegt. Und das steuern wir auch als erstes an.
Diese kleine Forschungs- und Auffangstation rehabilitiert kranke, verletzte oder sonstwie gestrandete Meeresschildkröten und hat es sich zur Aufgabe gemacht, den bewussten Umgang mit der Umwelt sowie den Natur- und Artenschutz zu fördern. In Becken genesen die Tiere, um dann wieder freigelassen zu werden.
Besonders putzig sind die vielen kleinen Schildkröten im Babybecken. Meine Erkenntnis: Ob Mensch, Hund, Katze, Maus oder eben Schildkröte – Babys sind nun mal Babys, und es ist köstlich, das Gerangel um einen bestimmten (unter vielen anderen) Mini-Ponton zu beobachten. Der interaktive Ausstellungsbereich gibt Groß und Klein lehrreichen Einblick in das Leben dieser imposanten Tiere und man spielt sich sozusagen durch Fragen und Antworten. Am obligatorischen Shop kommt man einfach nicht vorbei und mit dem Kauf von Andenken, T-Shirts und Lehrmaterial unterstützt man das Center zusätzlich. Der Eintritt von sieben US-Dollars für Erwachsene und fünf US-Dollars für Kinder finanziert anteilig die Pflege und das Überleben der krötigen Patienten.
… unter den Eichen …
Dann fahren wir einmal um die Insel herum, halten an verschiedenen Strandabschnitten und gewinnen einen Eindruck über hiesiges Idyll. Unseren Lunch genießen wir stilgemäß auf dem hölzernen Pier, nur knapp über dem Wasser, und lassen uns Fish und Fries rustikal aus dem Plastikkörbchen schmecken. Abschließend führt uns ein Verdauungsspaziergang unter mächtige, steinalte Eichen hindurch, bevor wir uns für dieses Mal verabschieden.
Fazit:
Wie erwähnt, reisten wir zu jenem Zeitpunkt noch ohne Hund. Aus Gesprächen und Bewertungen zu urteilen, gilt das Eiland als ausgesprochen hundefreundlich. Nicht nur in den Hotels seien die vierbeinigen Gäste gerne gesehen, sondern auch die nicht überlaufenen Strände böten viele Möglichkeiten zum Spaß haben und Toben, Toben und … nochmals Toben. Geheimtipp ist Driftwood Beach, abgelegen und ruhig genug, um seinem besten Freund Freiraum zu lassen. Klingt in der Tat vielversprechend, und ich denke, es klappt noch dieses Jahr, mich in Begleitung von Shellie und Nils davon persönlich zu überzeugen.
Aber bis dahin gehen wir erst einmal fremd. Wir verlassen Georgia und fahren gen Süden an den Golf von Mexiko, nach Panama City Beach, Florida.
Panama City Beach, Florida
Ohne selbst eingefleischter Florida-Fan zu sein, muss ich schon zugeben, dass der Sunshine State mit seinen Sandstränden fast so weiß wie Schnee und dem smaragdgrünen Meer richtig punktet. Mit einer Entfernung von ca. 200 Meilen und einer Fahrtzeit unter vier Stunden ist die Emerald Coast die nächstgelegene von uns.
… am Strand von Florida …
Die Zeiten, einfach loszufahren, zu schauen und zu bleiben, wo es uns am besten gefällt, sind vorbei. Seit Shellie und Nils bei uns eingezogen sind, bereiten wir uns dann doch schon ein wenig vor. Im Internet suche ich nach Stränden und Hotels, wo Hunde willkommen sind, und werde schnell fündig: Der Bereich rechts vom Pier von Panama City Beach verspricht der hundefreundlichste Strand Floridas zu sein, und nur vier Meilen die Uferstraße hinunter bietet das privat geführte Wisteria Inn im Boutique Stil dem anspruchsvollen Gast und Haustier Logis in privatem Ambiente. Na, das klingt doch gut!
Pier Park Center, Panama City Beach, Florida
Dort nisten wir uns direkt am Pool in einem großzügig geschnittenen Doppelzimmer mit funktionalen Bodenfliesen ein. Nur eine Küstenstraße trennt uns vom typisch-weißen, floridianischen Sandstrand.
Zimmer mit Blick auf Pool
Dort ist weit und breit weder Mensch noch Hund zu sehen – und wir finden auch heraus, warum. Abgesehen davon, dass die Saison zu Ende ist, sind Hunde hier gar nicht erlaubt. Ein freundlicher Floridianer erklärt uns, dass die Stadt kostenpflichtig eine Stranderlaubnis für den Hund ausstellt – aber das kommt wohl nur für Anwohner in Frage.
Strandabschnitt vor der Haustür
Im Pier Park hingegen, dem Entertainment und Shopping Park direkt am Strand, dürfen wir MIT Hund bummeln und die meisten Restaurants erlauben Vierbeiner auf ihren Terrassen.
Die Shopping- und Entertainment-Meile
Wir erspähen das „Hofbräu“ mit Biergarten, Humtata-Musik und einer Speisekarte voller Herzhaftem.
Hofbräu mit angeschlossenem Biergarten
Drinnen wird geschunkelt und o’gzappt, draußen plätschert ein Löwenbrunnen umgeben von blanken Bierbänken unter großen Sonnenschirmen. Wir machen es uns auf – und Shellie und Nils unter – den Bänken gemütlich. Die Bedienung (zu süß: ein afro-amerikanisches Sweetheart im Dirndl) versorgt unsere Fellnasen liebevoll mit Wasser, dann kümmert sie sich um uns. Auja, ein Schnitzel muss es jetzt sein, dazu Pommes und ein Maß Bier.
Optik super, Geschmack und Genuss auf jeden Fall verbesserungsfähig …
So gestärkt, ist es nun Zeit für den Hundestrand. Der Pier ist nicht zu übersehen und wir finden den Abschnitt mühelos. Aber aus einem schönen Strandspaziergang wird leider nichts. Sobald der offizielle Hundeabschnitt beginnt, hört er eigentlich auch schon wieder auf. Ungefähr nach gut 100 Metern oder so. Dann ist nämlich Schluss mit lustig, wenn ein Schild warnt: No dogs beyond this sign!
Für Betreten des Piers wird Eintritt verlangt!
So ein wunderschöner langer Strand, den wir fast für uns allein hätten, bleibt für uns auf ca. 400 Feet beschränkt. Schade. Unseren Crittern bleibt nichts anderes übrig, als mit den Pfoten etwas im Wasser zu plantschen, und – wenn schon nicht die Stadtväter – immerhin zahlreiche Passanten zu bezaubern, die alle mal tätscheln, streicheln und geleckt werden wollen.
Der „hundefreundlichste Strand Floridas“
Fazit:
Ein hundefreundliches und dazu noch hübsches Hotel direkt am hunde-unfreundlichen Strand, einen Steinwurf vom Entertainment und Action Park entfernt, mit den hundefreundlichsten 100 Strandmetern Floridas – eine Mogelpackung? Mein Florida-Konzept wird einfach nicht rund. Immerhin gibt es für den vierbeinigen Urlauber Hundeparks. Die sind gut besucht. Dort haben nicht nur Shellie und Nils neben Auslauf viel Spaß, sondern auch wir mit der illustren Hunde- und Frauchen/Herrchen-Schar. Das nächste Mal müssen wir also Shellie und Nils Zuhause lassen oder einfach woanders Urlaub machen!
Wie wäre es mit:
Hilton Head, South Carolina
Ich liebe die Carolinas und die Carolinians. Auch hier ist am Strand wie üblich eine lange Liste an Regeln zu beachten, aber Fiffi darf hier sogar ohne Leine Strandleben genießen!
Die Regeln für den Strand auf Hilton Head, South Carolina
Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und ab geht die Post! Shellie ist nicht sehr begeistert, als schäumende Mini-Wellen auf sie zurollen.
Bäääh, ist das nass!
Aber dort mittendrin in dieser Brühe steht doch ihr heißgeliebter Spencer. Und da, wo der heißgeliebte Spencer ist, da ist auch die Shellie. Zähneknirschend (und das nicht vom Sand!) und mit gerümpfter Schnauze überwindet sie tapfer ihre (Ab)Scheu und nimmt in Kauf, dass ihre hübschen, weißen Pfötchen nass und wohl oder übel auch sandig werden. Keine Ahnung wie, aber irgendwie schafft es der klumpige Sand in Shellies Gesicht. Igitt, gibt sie mir durch blinzelnde Augen zu verstehen, befreie mich von dem Zeug und lass uns gehen!
Igitt. Dieser Sand ist ja gräßlich!
Nils hingegen kennt da nichts. Als verkappte Wasserratte stürzt er sich ins salzige Nass. Er kostet das Zeug sogar, aber das lässt er nach spätesten zwei Schlappern lieber wieder sein. Sogar vorbeikommende Artgenossen lassen ihn kalt (… für’s Erste!). Er findet die Kühlung am Bauch (und ich unterstelle ihm auch an seinem besten Stück ;-)) viel toller. Ich tue mein Bestes, und als wir langsam aber sicher den Rückzug antreten, tun wir das mit einem von Schnauzen- bis Schwanzspitze sandigen, pudelnassen, aber überglücklichen Dackel und einer – abgesehen von nassen Pfoten – sonst wie üblich makellosen, sichtlich erleichterten Corgi/Beagle-Dame.
Am Strandzugang habe ich die Möglichkeit Nils vom Gröbsten zu befreien. Er passt unter die Fuß-Waschstation und ich brause ihn von oben bis unten ab.
Der wohl meistfotografierteste Baum auf Hilton Head
Wir laufen zurück zu unserem Hotel – und auf dem Weg lauern jetzt ganz andere Gefahren: Ein verantwortungsbewusstes Ehepaar spricht uns an und macht uns darauf aufmerksam, dass da vorne in dem angelegten Tümpel ein Alligator wohne. Sie seien schnell diese Viecher, warnen sie uns, und, fügen mit vielsagendem Blick auf unseren kleinen Nils hinzu, sie mögen Hunde … während unseres Aufenthalts bekomme ich besagten Bewohner nicht zu Gesicht, aber ich nehme jedes Mal meinen Nils und wechsele vorsorglich die Straßenseite.
Wohnt hier tatsächlich ein Alligator?
Fazit:
Zugegeben nicht unvoreingenommen ist und bleibt Hilton Head mein persönlicher Favorit. Als Golfer-Paradies bekannt, kommt Hilton Head meines Erachtens angenehm bodenständig daher. Das eingangs gelegene Tanger Outlet 1 UND 2 bietet Shopping-Möglichkeiten bis zum Umfallen. Beach Resort Flair, Entertainment und der von moosbehangenen Eichen geprägte Carolina-Charme vereinen sich zu einer einfach schönen und romantischen Kulisse und bieten Passendes für die ganze Familie inklusive Hund(e). Die Carolinians sind sehr kontaktfreudig und man kommt schnell ins Gespräch (naja, mit Hund ja sowieso). Ebenso freundliche Erfahrungen kann ich vom nördlichen Ende South Carolinas, von North Myrtle Beach, berichten. Das ist aber eine andere Geschichte, die erzähle ich ein anderes Mal … wenn mich die Martina mal wieder nach einem Gastbeitrag fragt …
Text + Fotos: Andrea Hill
← Sandra und das Shiva Wuschelmädchen