Eddard Stark fehlt es an nichts in Winterfell, hier ist er der Herr im Norden, wird anerkannt und angemessen gefürchtet. Seine Kinder Robb, Sansa, Arya, Bran und Rickon wachsen wohlbehütet auf, sogar sein Bastard Jon Schnee und sein Mündel Theon Graufreud sind einigermaßen in die Familie integriert. Man lebt so vor sich hin. Bis sich König Robert mit seinem Gefolge bei ihm einnistet und damit erst alle weiteren Ereignisse ins Rollen bringt. Er macht Ned zu seiner Hand, seinem Stellvertreter gewissermaßen, und dem König widerspricht man nicht, auch wenn das einen Umzug in den verhassten Süden mit sich zieht. Man folgt dem König in den Süden – auch wenn man seinen Sohn Bran nach einem Sturz im Koma liegend zurücklassen muss – auch wenn die geliebte Ehefrau Catelyn bei Bran und Rickon bleiben muss – auch wenn damit Robb, der noch fast ein Kind ist, zum Hausherren von Winterfell wird. Man folgt. Mit den Töchtern Sansa und Arya, von denen Erstere sich auf das Leben bei Hofe freut und sich in ihrem naiven Köpfchen ein Leben in Saus und Brau an der Seite von Königin Cersei und ihrem Verlobten Joffrey ausmalt und die Zweite all dies verabscheut. Auch dann, wenn die Familie auseinanderbricht, folgt man dem König. Und stürzt sich Tag für Tag ein bisschen weiter ins Unglück.
Man macht den König nicht zornig. In Königsmund muss Ned schnell erkennen, dass er zwischen den Parteien steht. Einerseits muss er immer öfter den König vertreten, der sich lieber betrinkt und zur Jagd reitet, als zu regieren; andererseits muss er die Königin im Auge behalten, die nichts lieber will, als ihren Sohn Joffrey auf den Thron zu bringen. Und dass dieser mit seiner Tochter Sansa verlobt ist, macht Neds Situation nicht besser. Er will nichts lieber als zurück nach Winterfell, doch er hat das Brüllen der Lennisters nicht gehört. Er unterschätzt die Macht und den Einfluss, die Cersei und ihre Brüder Jaime und Tyrion am Hof haben und fällt.
Ortswechsel. Da wäre ja noch Jon Schnee, Neds Bastard. Ihm steht keine Zukunft am Hof bevor, er kann niemals Ritter werden oder ein sonstiges hohes Amt bekleiden. Ihm bleibt nur, das Schwarz anzulegen, das Gelübde abzulegen, der Nachtwache beizutreten und sein Zuhause zu verlassen um an der Mauer eine neue Heimat zu finden. Mehr hat das Leben für ihn nicht zu bieten. Doch seine Stunde kommt noch.
Ortswechsel. Irgendwo in fernen Landen, jenseits des großen Ozeans ist Daernery Targaryen eine bloße Spielfigur in den Händen ihres machtgierigen Bruders Viserys, dessen einziger Wunsch es ist, eine
Der Kampf um den Thron ist eröffnet zwischen den Tragaryens, den Lennisters und König Robert Baratheon, der mit aller Macht seine Stellung verteidigen will. In diesen Kampf geraten die Starks und sie werden in ein Netz aus Lügen und Intrigen verstrickt, aus dem sie ohne Narben nicht mehr herauskommen können.
Es ist eine harte Welt, die George R. R. Martin in seinem Epos beschreibt. Jeder kann jederzeit von Jedem benutzt werden um die eigenen Vorteile auszuspielen. Wem kann man da noch trauen, wenn sich sogar die eigene Ehefrau gehen einen wenden kann? Der Feind lauert nicht nur hinter der nächsten Ecke, sondern auch im eigenen Haus, teilt Tisch und vielleicht auch Bett mit dir. Man spürt geradezu, die Spannung und die Konflikte der einzelnen Charaktere, ihre Zerrissenheit auf ihrem Weg.
Besonders ist auch die Vielzahl der Charaktere, die man gar nicht alle ausführlich aufzählen kann. Sie kommen und gehen, wechseln die Plätze und oft genug auch die Rollen. Wer ist gut und wer ist böse? Ist Eddard Stark wirklich nur der gutherzige Herrscher oder auch ein Tyrann und ist Tyrion Lannister, der Gnom, wirklich nur das Monster, das er nach außen hin erscheint? Die Charaktere verändern sich laufend, sie wachsen an sich und ihren Herausforderungen; das macht sie so besonders vielschichtig und fassadenreich. Und deshalb bin ich dieser Welt so verfallen.
P.S.: In diesem Fall habe ich mir die Geschichte von Reinhard Kuhnert vorlesen lassen, kann ich nur empfehlen. Man kann auch selbst lesen. Oder die tolle Serie schauen. Oder alles drei.
Ich kann diesen Beitrag auch nicht beenden, ohne demjenigen zu danken, der vor langer Zeit einen Raben auf die Reise geschickt hat, der im Schnabel diese wundervolle Welt hatte. Danke, Arndt.