Georg Kreisler

Erstellt am 23. November 2011 von Thafaker

Dieses verdammte Lied. Als „Frühlingslied“ kündigte Georg Kreisler es in einer Märznacht des Jahres 1956 in der Wiener Marietta-Bar zum ersten Mal an. In den Monaten zuvor hatte der neue Mann am Klavier mit der schwarzen Hornbrille, dem strengen Scheitel und dem amerikanischen Akzent noch kein Chanson auf Deutsch erfunden, nur seine alten Lieder aus dem Englischen übersetzt. Nun also erstmals: „Jeder Bursch und sein Mäderl, mit einem Fresspaketerl, sitzen heute im grünen Klee – Schatz, ich hab eine Idee: Schau, die Sonne ist warm und die Lüfte sind lau, gehen wir Tauben vergiften im Park!“ Daraus wurden für das Kabarett eine Legende. [fr-online]

Ich finde ihn schier unglaublich, für seine sprachliche Raffinesse, für seine scharfsinnige schwarze Art und seine pointierte Gesellschaftskritik: kurzum: schön!

Georg Kreisler war bekennender Anarchist, was auch in einigen seiner Lieder zum Ausdruck kommt, beispielsweise in Kapitalistenlied, Meine Freiheit, Deine Freiheit, Sie sind so mies, Ihr wißt gar nichts, Wir sind alle Terroristen oder Wenn alle das täten.

Im Jahr 1922 In Wien als Sohn jüdischer Eltern geboren, emigrierte die Familie in den 30er Jahren nach Amerika, wo Kreisler u.a. für Charlie Chaplin Musik komponierte. Aufgrund zu deutscher, politischer Texte war ihm in den USA allerdings kein Erfolg beschienen, sodass er in den 50er Jahren zurück nach Österreich ging. Allerdings war es auch in seinem Geburtsland nicht besonders positiv um Ihn bestellt, weshalb er letztendlich seine größten Erfolge in Deutschland feiern konnte (was gewisse Analogien zum Erfolg von Heesters oder Carell). Diese begann er Ende der 50er Jahre mit Chansons, zuerst nur englische ins deutsche übersetzt, wenig später aber dann mit ersten Krachern gemeinsam mit seiner Ehefrau Topsy Küppers.

Artikelfoto: (C) Georg Kreisler in Ravensburg. Rabanus Flavus.