Geografie-Exkurs: Grundlagen der Raumordnung und Landesentwicklung

Erstellt am 4. August 2010 von Alexander Steinfeldt

Die Raumordnung wird in Deutschland von den jeweiligen Ländern festgesetzt, um die Entwicklung des Raumes zu bestimmen und zu planen. Es geht dabei um einen effizienten und nachhaltigen Einsatz der Ressourcen eines Landes. Dabei sollen verschiedene Ansprüche, Interessen und Notwendigkeiten in Einklang gebracht werden.

Dazu erstellt das zuständige Ministerium ein Raumordnungsprogramm, in dem wesentliche Ziele der Landesentwicklung genannt und in einer Karte visualisiert werden. Zur inhaltlichen Ausgestaltung des Raumordnungsprogramms bezieht das Ministerium die Fachplanungen und die interessierte Bevölkerung mit ein. Den interessengerichteten Input wertet das Ministerium aus und versucht dabei, ökonomische, ökologische und soziale Interessen zu vereinen oder abzuwägen, da verschiedene Ansprüche an den Raum sich gegenseitig ausschließen können. Zum Beispiel verhindert der Bau von Siedlungen oder Infrastruktur in manchen Gebieten die Rohstoffsicherung, wenn dabei Flächen versiegelt werden. Oft kommt es aber auch zu Konflikten zwischen industriellen Nutzflächen und Naturschutzräumen oder Trinkwasserreservoirs. Dazu bestimmt die Raumordnung Vorrang- und Vorbehaltsgebiete, in denen eine bestimmte Nutzung Vorrang hat bzw.  vorbehalten wird.

Das Landesraumordnungsprogramm dient dann den Regionen und Kreisen, die Raumordnung auf ihre Region hin zu konkretisieren. Mithilfe des Raumordnungsverfahrens kann bei Baumaßnahmen, die den Raum betreffen, überprüft werden, inwieweit die Ziele der Raumplanung erfüllt werden.

Neben der effizienten Verteilung des Raumes nach verschiedenen Nutzungen hat eine Raumordnung auch die Aufgabe, die Entwicklung des Landes zu stärken. Dabei wird in Deutschland und vielen Staaten der Welt das System der zentralen Orte verwendet. Dieses System sichert die Zentrenstruktur, die die dem zentralen Ort umliegenden Orte mitversorgt, da sie über zentrale Güter verfügt. Dadurch erreicht man eine höhere Verdichtung der verbrauchten Fläche und geringe Verkehrs- und Infrastrukturkosten und reduziert die Zersiedlung.

Außerdem werden den Raum betreffende Lösungen für gesellschaftliche Probleme, wie den demografischen Wandel, erforderliches Wirtschaftswachstum, Rohstoff- und Energiesicherung, mit in das Raumordnungsprogramm integriert. Dafür gibt es je nach Bundesland und Region unterschiedliche Modelle, die später in anderen Beiträgen betrachtet werden.

Andere, informelle Instrumente der Raumordnung sind beispielsweise regionale Kooperationen oder Städtenetze, zu denen sich mehrere Gemeinden oder Städte zusammenschließen, um Agglomerationspotenziale bei gemeinsamen Stärken zu nutzen. Auch die großflächige Zusammenarbeit mit benachbarten Regionen, Bundesländern oder Staaten oder in Großregionen schafft neue Verknüpfungen von Potenzialen und gleicht somit ehemalige Randlagen an den Grenzen mit einseitiger Marktöffnung aus.

Quelle:

Raumordnung und Landesentwicklung für ein zukunftsfähiges Niedersachsen; Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung (Hrsg.), 2008