Wir leben in einer Welt des Überflusses. Es gibt von allem zu viel. Zu viele Gegenstände, zu viele Informationen, zu viele Termine, zu viele Möglichkeiten. Den Überblick haben wir längst verloren. Woran es uns mangelt, ist Zeit. In unserer Konsumgesellschaft wird Zeit mit Geld gleichgesetzt. Wir müssen immer schneller und härter arbeiten, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Dieser Anschluss zeigt sich in Form von Statussymbolen: Neuwagen, Markenklamotten, technische Geräte, exotische Urlaube, das Eigenheim in einer teuren Gegend. Wir rackern uns ab, um bei diesem Spiel nicht zu verlieren. Manche Menschen stehen sogar vor dem Luxusproblem, vor lauter Arbeit keine Zeit zu haben, um ihr hartverdientes Geld auszugeben. Der Überfluss ist zum Überdruss geworden.
Leistung, immer mehr Leistung
Von uns wird verlangt, dass wir uns ständig selbst optimieren. Leistung wird schon in der Grundschule großgeschrieben. Kinder leiden unter Burnout, weil ihnen immer wieder eingebläut wird, dass sie ohne einen guten Schulabschluss im finanziellen und somit sozialen Abseits landen werden. Haste nix, biste nix.
Noch nicht einmal ein vollwertiges Mitglieder der Gesellschaft. Denn unsere Politiker werden nicht müde, den Konsumenten als Motor der Wirtschaft zu preisen. Wer nicht konsumiert, schadet der Gesellschaft.
Während die westliche Konsumgesellschaft immer weiter wächst, leben Menschen in Drittländern am Existenzminimum. Nicht selten konsumieren wir auf ihre Kosten. Um unsere Gier nach Fleisch zu stillen, werden in Südamerika große Teile des Regenwaldes gerodet und für den Anbau von Soja genutzt. Die Menschen dort leben weiter in Armut.
In China stürzen sich die Mitarbeiter eines Elektronikzulieferers, der unsere Smartphones und Laptops herstellt, reihenweise in den Tod. 111 Angestellte einer Textilfabrik in Bangladesch starben im November 2011 bei einem Brand. Man hatte an den Notausgängen gespart. Nur eine von vielen Maßnahmen, damit wir in den westlichen Ländern Wegwerf-T-Shirts für 4,99 Euro kaufen können.
Unser Zwang zu konsumieren kollidiert mit unserem schlechten Gewissen
Sogar Mathe-Pfeifen sind dazu in der Lage, menschenverachtende Produktionsarten in armen Ländern mit den Preisen in unseren Geschäften in Verbindung zu bringen. Wir wollen günstig einkaufen, weil die meisten Produkte so eine kurze Lebensdauer besitzen.
Das Smartphone, das in diesem Jahr auf der Cebit vorgestellt wird, ist im kommenden Jahr bereits wieder veraltet. Die Jacke, die man sich jetzt kauft, landet zwölf Monate später im Altkleidercontainer. Viele Produkte werden von den Herstellern ganz bewusst mit einem Verfallsdatum ausgestattet. Die Reparatur von kleinen Schäden kostet oft mehr als ein Neukauf. Wir werfen weg und kaufen neu. So sieht es der Konsum-Kreislauf vor.
Doch manchmal schaffen wir es nicht, eine eigentlich noch tragbare Jeans in den Müll zu werfen. Trotzdem muss ein neueres Modell her. Die Folge: Wir ersticken unter unserem Besitz. Unsere WohnungenFinden Sie jetzt die perfekte Immobilie für Sie! quellen über von ungenutzten Gegenständen. Wir verbringen einen Großteil unserer Freizeit damit, diese Gegenstände zu pflegen, zu säubern und zu organisieren. Ständig kämpfen wir gegen die Unordnung an.
Manchmal ergeben wir uns auch einfach. Wir verschwenden so Zeit, die wir lieber mit anderen Dingen zugebracht hätten. Dabei ist Lebenszeit die einzige Ressource, die uns nicht unbegrenzt zur Verfügung steht. Und die wir nicht neu kaufen können, wenn sie uns ausgeht.
Das Einzige, was ihr verinnerlichen müsst, ist ein Wort: Genug
Unsere Großeltern konnten noch nicht unter Tausenden von Berufsbildern wählen. Soll ich Arzt werden, BWL studieren oder doch lieber eine Handwerkslehre machen? Jede Entscheidung für etwas bedeutet eben auch, dass man sich gegen etwas entscheidet. Und was, wenn ich erst nach der Ausbildung merke, dass dieser Beruf gar nichts für mich ist?
Wenn ich die Stelle bei diesem Unternehmen annehme, und dort vielleicht nicht zurechtkomme? Nicht nur im Beruf, auch im Privatleben müssen wir ständig weitreichende Entscheidungen treffen. Single bleiben oder eine Familie gründen? Aufs Land ziehen oder in die Stadt? Wohnung oder Haus mit Garten? Urlaub auf den Malediven oder doch lieber an der Ostsee? Dem Fußballverein beitreten oder Tennis spielen? Koche ich heute Eintopf oder Schnitzel?
Irgendwann kommt der Punkt, an dem uns dieses Zuviel über den Kopf wächst und wir uns fragen: „Es muss doch noch einen anderen Weg geben, um glücklich zu werden?“ Ein Lebensstil außerhalb des Hamsterrads von Konsum und Produktivität. Den gibt es. Es liegt nur an Ihnen, sich für ein einfacheres Leben zu entscheiden.
Das Einzige, was Sie dafür verinnerlichen müssen, ist ein Wort: Genug. Beginnen Sie damit Ihre Bedürfnisse zu hinterfragen und dementsprechend zu handeln. Um das einfache Leben zu finden zieht es viele Menschen auf Bergbauernhöfe oder sie verbringen ein paar Wochen in einem Kloster.
Dort sind ist man frei von Ablenkungen, von ständigen Anrufen, von Werbung und Terminzwang. Stattdessen konzentriert man sich auf sich selbst und die Natur. Leider hält dieser Zustand nur solange an, wie man sich auf dem Bergbauernhof oder im Kloster befindet. Kaum tritt man durch die eigene Haustür sind die Sorgen und Zwänge alle wieder da.
Sich bewusst entscheiden, einfacher zu leben
Wenn man sich bewusst dafür entscheidet, einfacher zu leben, darf man seine Lebensrealität nicht verleugnen. Jede Situation erfordert eigene Maßnahmen. Einige Vorstellungen vom einfachen Leben lassen sich beispielsweise mit einer fünfköpfigen Familie nicht umsetzen. Veränderungen im Berufsleben hängen immer von der Art des Jobs und dem Arbeitsverhältnis ab.
Es geht darum, individuelle Lösungen für den eigenen Alltag zu finden. Der Ballast, den wir uns in den Jahren zuvor in Form von Verpflichtungen und Besitz aufgeladen haben, soll leichter werden.
Vereinfachung auf dem Weg zu Minimalismus ist ein langwieriger Prozess. Es geht nicht darum, ein Ziel zu erreichen. Sie sollen sich in Ihrem Leben wohlfühlen. Wie viel Sie dafür brauchen, entscheiden Sie selber.