Genossenschaft, die per Anwalt Neumitglieder zwingt, einzuzahlen

Wie nötig muss eine Genossenschaft Geldsorgen plagen, die Neumitglieder per Anwalt zwingt, Ihre Genossenschaftsanteil einzuzahlen?

Diese Frage stellt man sich berechtigterweise, wenn man von der neusten Masche der EGEE-Führungsriege erfährt. Die Genossenschaft, die einst mit dem grünen Plus warb, verkehrt sich nun zum schwarzen Minus. Wir berichteten bereits einige Male über die Europäische Genossenschaft für Erneuerbare Energie, kurz EGEE).

Die Liste der Missstände, Verfehlungen und Ungereimtheiten ist lang und wird stetig länger. Rückblende: Die EGEE war im Frühsommer 2011 angetreten, um genossenschaftlich Geld mit erneuerbaren Energien zu verdienen. Das aktuelle Resultat ist das Verbrennen von rund 5,4 Mio. €, die von gut gläubigen Mitgliedern eingezahlt wurden, die auf den Genossenschaftsgedanken vertrauten und hofften, dass die bürokratischen Regularien zur Prüfung von Genossenschaften auch in diesem Fall greifen würden. Aber alles weit gefehlt.

3,2 Mio. € wurden in ein dubioses Projekt investiert, dass anfangs Bio-Erdgas, später Bio-Diesel aus Bioabfall und Klärschlamm herstellen sollte. Doch davon ist nun seit Monaten nicht mehr die Rede. Es existiert wohl eine Klärschlammtrockungsanlage, von der wir zwar wissen, wo sie stand, aber nicht wissen, ob sie dieser Genossenschaft gehört. Die Anlage steht seit gut einem dreiviertel Jahr herum und macht nichts. Ob sie jemals zum Einsatz kommen mag, steht in den Sternen.

Der Aufsichtsrat, der zwischenzeitlich den Vorstand wieder mal austauschte - dieses mal aber komplett, ist wie immer zuversichtlich. Aber diese Zuversicht rührt wohl eher aus Angst, für das eigene Versagen zur Rechenschaft gezogen zu werden. So beschwerte sich auch der abberufene Vorstand über Bevormundungen durch den Aufsichtsrat und dass dieser ins operative Geschäft massiv eingreife und ohne Wissen des Vorstandes Vereinbarungen treffe. Es ist übrigens der selbe Vorstand, der seit einem Jahr abgewählt werden sollte und dies immer wieder zu verhindern wusste, teilweise mit Methoden, die reif für einen Wirtschaftskrimi zur besten Sendezeit im Fernsehen sind.

Jedenfalls sind 3,2 Mio. von 5,4 Mio Euro in eine knapp zwanzig Jahre alte Anlage investiert worden, deren Wert nach Expertenmeinung wohl eher unter einer Million anzusiedeln sei. Weitere zwei Millionen sind auch für diverse Aufwendungen ausgegeben worden, teilweise nachvollziehbar, oft aber nicht. Denn in die Karten gucken will man sich nicht lassen.

Übrig bleiben laut Aussagen eines der abgesetzten Vorstände nur etwas über 100.000 €. Da dieses Geld - unseren Berechnungen zufolge - nur rund drei Monate reichen würde, so muss man nach neuen Geldquellen suchen.

Mangels Projekten, mangels Projektaussichten und mangels eines funktionierenden Vertriebs versucht man sich nun an ahnungslosen Neumitgliedern schadlos zu halten. Diese erhalten Post vom Anwalt der EGEE, siehe unten, wenn Sie trotz gültigen Vertrags nicht einzahlten.

Ebenfalls wissen wir, dass den ehemaligen Vertriebsleuten seit Anbeginn mitgeteilt wurde, dass ein Neu-Mitglied erst zum Mitglied wird, wenn es seine Geschäftsanteile und Aufnahmebeiträge vollständig eingezahlt habe. Seitens der alten Vorstände wurde sogar noch 14 Tage nach Geldeingang gewartet, bis Mitgliedsurkunden ausgestellt wurden.

Also, die Frage bleibt: Wie nötig hat es die EGEE, wenn Sie Neumitglieder per Anwaltsschreiben auf Einzahlung drängt? Sollte sich die EGEE-Führungsriege nicht besser darum kümmern, Geld in Projekten zu verdienen, statt Anwälte reich zu machen?

Apropos Anwälte reich machen. Der EGEE-Anwalt Dr. Gerhard ist quasi angestellt und soll monatlich 3.000 € erhalten. Geld, dass bisher aus den Mitgliedsbeiträgen stammt und künftig auch aus denjenigen, die eingefordert wurden. Was denken Sie über eine Genossenschaft, die genug Arbeit hat, um sich einen quasi-angestellten Anwalt zu leisten.

Genossenschaft, die per Anwalt Neumitglieder zwingt, einzuzahlen
Schreiben des EGGE-Anwalts an ein Neu-Mitglied
Genossenschaft, die per Anwalt Neumitglieder zwingt, einzuzahlen
Schreiben des EGGE-Anwalts an ein Neu-Mitglied, 2. Seite
Genossenschaft, die per Anwalt Neumitglieder zwingt, einzuzahlen
Antwort des Neu-Mitglieds

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