Gemma Bovery

Erstellt am 15. September 2014 von Pressplay Magazin @pressplayAT
Kino

Veröffentlicht am 15. September 2014 | von Corinne Weinhofer

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Gemma Bovery

Gemma Bovery Corinne Weinhofer

Wertung

Summary: Erfrischende Neuinterpretierung eines altbekannten dramatischen Werks mittels komödiantischer Einwürfe

3.5

Komödie


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Wenn man einen Klassiker zu ändern versucht kann das rasch nach hinten losgehen. Posy Simmonds hat den Schritt mit der Graphic Novel Gemma Bovery gewagt, welche auf Gustave Flauberts Roman Madame Bovary basiert, und hat die Regisseurin Anne Fontaine (Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft) dazu inspiriert diese Geschichte etwas verändert auf die Leinwand zu bringen.

Die in Luxemburg geborene Anne Fontaine wechselte von der klassischen Tanzausbildung zur Schauspielerei und landete schließlich hinter der Kamera, wo sie bestens aufgehoben zu sein scheint. Für die Hauptrollen wählte sie Fabrice Luchini, mit dem sie bereits 2008 in Das Mädchen aus Monaco zusammengearbeitet hatte, und der neunmal für den französischen Oscar, den César, nominiert wurde und auch einmal mit dem Preis nach Hause ging (1994, bester Darsteller in einer Nebenrolle in Alles für die Liebe) und die Britin Gemma Arterton, welche als Bond-Girl in Ein Quantum Trost internationale Aufmerksamkeit erlangte.

Arterton hat bereits bei Immer Drama um Tamara eine Figur aus Posy Simmonds Hand verkörpert und zögerte anfangs die Rolle anzunehmen, was aber vollkommen unbegründet war, schafft sie es doch hervorragend Gemma’s sinnliche Seite aufzuzeigen. In der filmischen Adaption wird die Figur der Gemma weniger grausam dargestellt, wodurch sie sympathischer wirkt als das in der Graphic Novel der Fall ist.

Emma Bovary ist eine große literarische Frauenfigur, die der Bäcker Martin Joubert (Fabrice Luchini) in seiner neuen britischen Nachbarin nicht nur Dank Namensähnlichkeit glaubt wiederzuerkennen. Gemma Bovery (Gemma Arterton) führt ein Leben in Langeweile und versucht durch die Flucht in verschiedene Affären ihr tristes Leben mit ihrem Mann Charlie (Jason Flemyng) zu vergessen und gerät unter ständiger Beobachtung seitens Joubert in diverse Konflikte. Glaubt man die Story zu kennen, wird man eines besseren belehrt. Der alte Text wurde neu verpackt und interessant umgesetzt. Durch den Zusammenschnitt verschiedener Kameraperspektiven derselben Szene werden nach und nach Vorkommnisse aufgeklärt. Die Handlung wird aus Jouberts Perspektive erzählt, welcher eine Art Detektiv mit stalkerischen Eigenschaften darstellt, so besessen wirkt er von Gemma.

Der Bäcker agiert in der Geschichte kurz als Demiurg, indem er sich sogar ein Gespräch Gemmas vorstellt und den Dialog spricht, der dann tatsächlich so stattfindet. Das bietet einen abwechslungsreichen Aspekt, der den Film zu etwas Besonderem werden lässt. Ebenso wie Jouberts zwischenzeitliches Lesen des Romans aus dem Off, was durch die gezeigten Bilder den literarischen Text quasi vor seinen Augen entstehen lässt.

Luchini und Arterton erwecken die von ihnen verkörperten Rollen wunderbar zum Leben und zwingen das Publikum trotz der tragischen Geschichte immer wieder zum Lachen. Ob Gemma Bovery auch zu solch einem Klassiker wie Flauberts großartiger Roman heranreifen wird, sei dahingestellt. Regisseurin Anne Fontaine gelingt es jedoch den Zuschauer über die gesamte Handlung hinweg zu unterhalten, nicht zuletzt dank den originellen und auflockernden Meta-Fiktionalen Einschüben.

Regie: Anne Fontaine, Drehbuch: Pascal Bonitzer, Anne Fontaine
Darsteller: Fabrice Luchini, Gemma Arterton, Jason Flemyng, Isabelle Candelier, Niels Schneider
Filmlänge: 99 Minuten, Kinostart: 18.09.2014

Tags:3.5 von 5Anne FontaineComicverfilmungDramaFabrice LuchiniGemma ArtertonKomödieThimfilm


Über den Autor

Corinne Weinhofer