Gemischtwarenladen

Von Beautifulvenditti

Als ich mich zu Beginn der Gartensaison auf die Suche nach meinem ersten Paar Gummistiefel machte, musste ich ziemlich lange suchen, ehe ich fündig wurde. Gut, das lag nicht nur am Angebot, sondern auch an meinem Anspruch, dass Gummistiefel schön sein sollten. Am Ende liess ich mich trotz horrender Portokosten dazu verführen, einen Direktimport aus dem Gummistiefel-Paradies – besser bekannt unter dem Namen “Grossbritannien” – zu tätigen. Neulich nun stellte ich fest, dass ich auch einfacher zu schönen Stiefeln hätte kommen können: Ich hätte bloss in die nächste Buchhandlung gehen müssen.

Ja, richtig gelesen. In der Buchhandlung verkaufen sie Gummistiefel. Und Rucksäcke. Und Tee. Und Regenschirme. Und Windlichter. Und Gartenwerkzeug. Und Mobiles. Und Kuscheltiere. Und Backformen. Und Blumentöpfe. Und Spardosen. Und Spielsachen. Und Schürzen. Und Halsketten. Alles bekommt man dort, sogar Bücher. 

Vielleicht bin ich altmodisch, aber diese Entwicklung nervt mich gewaltig. Wenn ich in eine Buchhandlung gehe, steht für mich das Buch im Zentrum und nicht das wunderschöne Paar Gummistiefel, das alle Blicke auf sich zieht. Ich möchte durch fesselnde Literatur in Versuchung geführt werden und nicht durch bunten Schnickschnack, der – ich geb’s ja zu – äusserst schön anzusehen ist. Ich möchte Bücher aus dem Regal ziehen, ohne die elegante Etagère, die davor steht, zu Fall zu bringen. Wenn ich ein Kind dabei habe, möchte ich, dass es wegen der bunten Auswahl an Kinderbüchern in Verzückung gerät und nicht wegen der coolen Lego-Packung.

Klar, es ist durchaus praktisch, alles an einem Ort vorzufinden, doch für Praktisches bevorzuge ich das Warenhaus. Oder meine importierten Gummistiefel. In der Buchhandlung aber will ich ganz und gar Unpraktisches: Bücher, die mich inspirieren, zum Nachdenken anregen, zum Träumen verleiten, herausfordern, zum Lachen bringen…