Einem geschenkten Gaul, genau, lässt man auch mal ein schlechtes Gebiss durch gehen. Ganz anders liegt die Sache, wenn es sich um ein Dressurpferd handelt: da werden bei Auktionen Millionen hingeblättert wenn das Pferdlein gute Eigenschaften aufgrund eines begehrten Stammbaum mitbringt. Um so ärgerlicher wenn man als Käufer – wie so mancher in Sibylle Luise Binders zweitem BaWü-Krimi – einem “Rosstäuscher” auf den Leim gegangen ist.
Als Amtsveterinärin kennt sich Friederike “Fritz” Abele mit Rosstäuschern zwar aus, ihr Hauptgeschäft findet allerdings normalerweise auf Hühnerhöfen und in Schweineställen statt. Normalerweise. Als nämlich im Umfeld des Pferdezüchters Hugo Sierksdorf gleich zwei Tote zu beklagen sind, ist das für die Göppinger Tierärztin einfach ein “Zufall” zu viel.
Nach Sibylle Luise Binders erstem Silberburg-Krimi “Tierisch giftig” hat Protagonistin Abele zwar genug von Verbrecherjagd und brenzligen Situationen, doch als sie die Spur zu Mord und Betrug immer deutlicher riechen kann, kann sie nicht anders: Fritz Abele will Sierksdorf das Handwerk legen!
Und so geht sie ihrem Anfangsverdacht nach. Unterstützung bekommt Fritz auch in ihrem zweiten Fall vom wohlwollenden Kommissar Wolfgang Gebhard und sie wird seine Hilfe wenig später noch dringend brauchen. Außerdem hält Busenfreund Adrian der tollkühnen Ermittlerin den Rücken frei, als die Spuren und eine private Angelegenheit nach Südamerika führen.
Nicht ganz so leichtfüßig wie im ersten Fall, entwickelt die Autorin auch im zweiten Baden-Württemberg Krimi einen gut recherchierten, komplexen und warmherzigen Plot, dessen Dramaturgie keine Wünsche offen lässt: macht sich zu Beginn der Story ein leichtes Unbehagen in der Bauchgegend bemerkbar, crescendiert die Entwicklung zu einem atemberaubend spannenden Höhepunkt. Denn Rosstäuscher Sierksdorf ist nicht nur gewitzt sondern auch besonders skrupellos.
Mir waren es insgesamt ein paar zu viele Details, die Fritz und ihre Verbündeten an passender Stelle zum Thema Pferdezucht und Dressur-Reiterei zum Besten geben – für einen möglichst eindrücklichen Einblick in diese eher wenig bekannte Szenerie schaden gut recherchierte Fakten natürlich nicht. Ich freu mich schon auf den nächsten Fall und gebe eine ganz klare: Lese-Empfehlung!
Sibylle Luise Binder “Rosstäuscher”, 336 Seiten, kartoniert, 9 Euro 90, Silberburg-Verlag