Wie der "Stern" herausgefunden hat, richtet sich der Benzinpreis "grundsätzlich nach der Entwicklung beim Rohstoff Öl, aber auch Angebot und Nachfrage spielen eine Rolle". Sinkende Preise nach Hauptreisezeiten wie Ostern oder den Sommerferien sind daher eigentlich keine Überraschung. Allerdings: Ein echter Markt mit jeder Menge Wettbewerb ist die Mineralölbranche nicht. Wenige Konzerne geben den Ton an, Experten sprechen von einem "Oligopol". Hinzu kommt, dass die Unternehmen häufig die gesamte Lieferkette von der Ölquelle über die Raffinerie bis zur Tankstelle kontrollieren - ihnen also niemand so einfach dazwischenfunken kann.
Das Bundeskartellamt untersucht daher seit Jahren, ob die Benzin-Multis die Preisentwicklung untereinander absprechen, damit alle davon profitieren - zum Schaden der Autofahrer. Auch der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler hatte seinerzeit stark steigende Benzinpreise gefordert. Der Preis müsse tendenziell eher "höher als tendenziell niedriger sein" als derzeit, mahnte der Politiker im März 2010 bei einem Preis von 1,44 pro Liter.
Der FDP-Minister solle das Wettbewerbsrecht ausschöpfen und notfalls sogar das deutsche Geschäft der Mineralölkonzerne zerschlagen, fordert Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa (ACE). Die Empörung der Politiker findet er "heuchlerisch", wenn dann gar nichts gegen offenbar künstlich niedrig gehaltene Benzinpreise unternommen werde. Tatsächlich ist der Nachweis von konkreten Preisabsprachen an den Tankstellen extrem schwierig, und nach Informationen der "Welt am Sonntag" hat das Kartellamt bei seiner Untersuchung auch keine Hinweise darauf erhalten. Ein Ergebnis sei aber, dass die Benzinpeise nicht immer der Entwicklung auf dem Ölmarkt folgen - so müsste Super im Augenblick eigentlich etwa 1,85 kosten - nach einer Studie des ADAC ist Tanken allerdings gerade sonntags noch einmal im Schnitt um 3,4 Cent billiger als am Freitag. ADAC-Experte Klaus Reindl rät sogar dazu, die Tageszeit zu beachten. Denn: Mittags und nachts, wenn kaum jemand tanke, sei Benzin wegen vermuteter geheimer Absprachen der großen Ölmultis preiswerter als im Berufsverkehr, wenn Autofahrer Schlange ständen.