Um die Trilogie als Ganzes fassen zu können, habe ich in den letzten Wochen die ersten beiden Teile noch einmal gelesen und nun den dritten angeschlossen. Ich verspreche euch, dass es keine Spoiler gibt!! Nur die Inhaltsangabe können welche enthalten, also überspringt die lieber, wenn ihr euch komplett überraschen lassen wollt. Aber in meiner Rezension werde ich nichts verraten, sondern alles so formulieren, dass es jeder lesen kann – ob er das Buch selbst schon gelesen hat oder nicht.
Verlag: cbt Verlag
Seiten: 506
Preis: 17,99 Euro
Genre/Thema: Dystopie, Selbstfindung, Familie, Liebe
INHALT Tris und Four überwinden die Grenzen der Stadt und entdecken die Welt dahinter. Schnell müssen sie lernen, dass auch diese Fehler hat. Und in dem Wunsch eine bessere Welt für sich und ihre Liebsten zu schaffen, wird ihre Liebe auf eine harte Probe gestellt…
MEINE ERWARTUNGEN In erster Linie war ich wirklich gespannt darauf, wie Veronica Roth die Trilogie zu Ende bringt. Aufgrund der Dicke des Buches hoffte ich, dass es fantasievoller ist als beispielsweise Panem oder die Cassia-&-Ky-Trilogie.
MEINE EINDRÜCKE Das Buch setzt genau dort an, wo der zweite Band aufgehört hat. Man sollte die Trilogie also tatsächlich zeitnah am Stück lesen, außer man hat ein gutes Gedächtnis. Denn wiederholt wird kaum etwas bis gar nichts.
Ich war zunächst einmal überrascht, denn die Erzählperspektive hat sich erweitert. Es ist nicht mehr Tris allein, die die Geschichte in der Ich-Perspektive und in der Gegenwart (zwei Faktoren, an die man sich ohnehin gewöhnen muss) erzählt, auch Four bekommt nun eine Stimme. Das Irritierende daran: auch diese Perspektive ist in Ich-Form und in der Gegenwart geschrieben. Man kann die beiden eigentlich nur anhand der Überschrift der jeweiligen Kapitel und anhand des Inhalts unterscheiden. Ich brauchte etwas länger, um mich daran zu gewöhnen, war ich mir doch nicht sicher, ob ich Four auf diese Art und Weise näher kennen lernen möchte. Im Laufe der Handlung erschließt sich aber die Wahl der Autorin zu dieser Erzählweise, wenngleich es für mich persönlich nicht zwingend ein Gewinn für die Charaktere war.
Mit Fokus auf Tris und Four möchte ich behaupten, dass deren Entwicklung im Verlauf des Romans eher überschaubar bleibt. Mit den letzten beiden Bänden hat man die Figuren so gut kennengelernt, dass ihre Entscheidungen und Handlungen kaum noch überraschen. Was positiv ist! Denn so bleibt die Handlung logisch. Allerdings ist so auch wenig Raum für Überraschungen. Die Einsicht in Fours Gedanken hat mir wiederum nicht so gut gefallen, weil ich ihn mir charakterlich ein klein wenig anders vorgestellt hatte. Vielleicht hätte es hierzu noch ein Buch gebraucht (oder ein Buch früher), um ihn auf diese Weise besser kennenzulernen. Dennoch sind die Handlungen aller Figuren natürlich und realistisch. Sie passen immer zum Charakter der jeweiligen Figur, so dass es keine Stolpersteine in der Handlungsentwicklung gibt.
Die Handlung zieht nur langsam an. Zu Beginn des Buches war ich sogar enttäuscht und befürchtete, dass die Trilogie fade auströpfeln würde. Liest man aber immer weiter, so stellt man fest: die Autorin hat sich wirklich viele Gedanken zu der konstruierten Welt gemacht. Wie die beiden Hauptfiguren entdeckt der Leser immer mehr Facetten, ist erschüttert, überrascht und fasziniert. Und ganz langsam, kaum merklich, zieht die Spannung auch immer weiter an. Veronica Roth hat dabei keinen einfachen Weg gewählt. Zwischendurch gibt es kleine Spannungsspitzen, die andere Autoren sicherlich als Ende ihrer Trilogie gewählt hätten. Dass Roth dies nicht getan hat, macht Die Bestimmung für mich so realistisch: ich hab hinterher länger darüber nachgedacht, und gerade der dritte Band hat soviel Wahrheit in sich, das es erschreckend und lehrreich zugleich ist.
FAZIT Die Bestimmung ist, alle drei Bände zusammengenommen, die beste Dystopie, die ich bislang gelesen habe. Insbesondere mit dem dritten Band gelingt der Autorin ein sinnvoller, tiefgründiger Abschluss, der inhaltlich erfrischend etwas von den übrigen Dystopien abweicht. Sie hat in der Handlung nicht den gradlinigen, einfachen Weg gewählt, sondern einen realistischeren, verschlungeneren. Bis zum Schluss bleibt die Geschichte somit logisch und nachvollziehbar. Die Figuren handeln ihrem Charakter entsprechend wenig überraschend, aber auch absolut logisch. Der Band ließ mich mitfiebern, mitfühlen und zum Schluss darüber nachdenken. Großartig!