[Gelesen] Thomas Lang–Unter Paaren

Das Buch habe ich mal unter Mängelexemplaren gefunden und spontan mitgenommen. Bald danach wurde es auch gelesen. Meine Meinung nun hier:

unterpaaren

 

Verlag: Piper Verlag
Seiten: 199 Seiten
Preis: 8,95 Euro
Genre/Thema: zeitgenössische Belletristik, Beziehungen, Erwachsen werden

 

 

 

KLAPPENTEXT Rafa hat sich entscheiden müssen – und Per gewählt. Pers bester Freund Pascal, der damals den Kürzeren gezogen hat, besucht nun die beiden mit seiner spanischen Freundin Inita. Als aber Pascal Rafa Angebote macht und Per ein Auge auf die schöne Inita wirft, kommen die unausgesprochenen Verdächtigungen und Spannungen von einst wieder hoch …

MEINE ERWARTUNGEN Ich erwartete eine interessante, spannende und zum Nachdenken anregende Geschichte. Mir war irgendwie gleich klar, dass es keine einfache Kost wird – dies ließen schon die Quotes auf dem Buch erahnen.

MEINE EINDRÜCKE Ich habe ein wenig Zeit gebraucht, bis ich mich so richtig in dem Roman zurecht gefunden hatte. Thomas Lang beginnt jedes Kapitel mit einem Zitat aus alter Literatur, Liedtexten oder ganz trivialen Webseiten. Bis jetzt habe ich sie aber nicht immer wirklich mit dem Kapitel in Einklang bringen können. Am Ende der Kapitel findet sich häufig in kursiver Schrift eine Art Kommentar der Protagonisten selbst. Eine unparteiische Person befragt sie zu den Erlebnissen an diesem Wochenende. So erfährt der Leser, wie sich die Figuren gefühlt haben, was sie dachten und von den anderen annahmen. Aber auch dies führt nicht immer weiter, sondern verläuft ins Leere. Hat der Autor zu viel gewollt?

Der Klappentext beschreibt sehr gut die Ausgangssituation. Per und Rafa sind seit Jahren ein Paar, zwischen den beiden gibt es festgefahrene Probleme. Jetzt hat sich der alte Freund Pascal übers Wochenende angekündigt – der Mann gegen den sich Rafa entschieden hatte. Alte Wunden, alte Fragen und Gedanken tauchen wieder auf und führen in ein scheinbar unausweichliches Drama.
Tatsächlich gibt es eher weniger Handlung an diesem Wochenende – zumindest keine, die entscheidend ist. Die Protagonisten bewegen sich in dem Haus und dem Umland. Das Wichtigere ist das Zwischenmenschliche, Subtile, das sich entspinnt und zuspitzt.
Unter Paaren ist eine Art Kammerspiel: auf engstem Raum entstehen Konflikte und Abgründe zwischen den Figuren, die sich zuspitzen und dann wieder auflösen, als wäre nie etwas passiert. Von außen betrachtet, passiert nicht viel. Das Wesentliche entsteht zwischen den Zeilen, drückt diese immer weiter auseinander, bis es unübersehbar zwischen den Personen steht.

Thomas Lang gelingt es durch scharfe Beobachtungen eine scheinbar unwirkliche Szenerie entstehen zu lassen, die einen erschauern lässt, denn so unrealistisch ist sie gar nicht. Dennoch verhalten sich die Personen zunächst sehr seltsam, ihre Handlungen wirken unmotiviert und zufällig. Thomas Lang beschreibt eine Art Gedankenspiel des “Was wäre wenn”: Was wäre heute, wenn Rafa sich für Pascal und nicht für Per entschieden hätte? Was wäre, wenn Per nicht das Haus gekauft hätte? Was wäre, wenn…

Gedanken, die jeder kennt. Thomas Lang führt sie dem Leser und seinen Figuren vor Augen, lässt sie sich im Kreis drehen, sich verirren und verzweifeln. Am Ende löst sich alles wieder wie von selbst auf, denn Pascal kehrt zurück in sein Leben und lässt seine alten Freunde in ihrem. Der Alltag und die Routine kehren wieder ein – es hat sich scheinbar nichts verändert. Oder doch?

FAZIT Ich ging mit gemischten Gefühlen von diesem Buch weg. Einerseits gefällt mir die Idee, dieses Gedankenspiel, das Thomas Lang entwirft. Andererseits bleiben viele Dinge ungelöst. Die Figuren handeln manchmal etwas wirr und damit für mich unrealistisch. Außerdem sind die Zitat-Elemente für mich nicht immer nachvollziehbar ausgewählt, ebenso die Interview-Rückblenden. Dennoch ist Unter Paaren ein besonderes Stück Literatur, das zeigt, wie eine kleine Veränderung die ganze Welt einer Person ins Wanken bringen kann. Ein Gedankenspiel, das jeder schon einmal gespielt hat.

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… und eine halbe Eule


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