Gelesen: Susanne Wahl – Schwarzer Purpur

Schwarzer Purpur, Cover

Es war dieser Titel, Schwarzer Purpur, und irgendwie auch das Cover, das mich dazu hinriss, diesen Roman zu lesen, obwohl ich bereits durch den Klappentext ahnte, dass die Story keine Tiefe zu bieten hat. Hinzu kam das Zitat von happy-end-buecher.de, das darunter zu lesen war, und die Sinnlichkeit des Romans lobte. Ich hoffte also zumindest darauf, auf Stil- und Wortebene überrascht zu werden, da ich mich zurzeit besonders für die Darstellung und Beschreibung sinnlicher Eindrücke in der Literatur interessiere. Leider konnten diese Erwartungen nicht erfüllt werden.

Verena ist Protagonistin und Ich-Erzählerin des Romans: Erst durch den Tod ihrer Mutter wagt Verena den Schritt, ein eigenständigeres Leben zu führen. Sie ist nie von zu Hause ausgezogen, und hat sich immer den Interessen ihrer Mutter untergeordnet – auf ihren Wunsch z.B. jahrelang als Angestellte in einer Bank gearbeitet. Ihre Mutter gestand ihr lediglich ein kleines Gewächshaus zu, in dem Verena Pflanzen züchten konnte. Jetzt erfüllt sie sich endlich ihren Wunsch und wird Geschäftspartnerin in der Gärtnerei ihrer Freundin Monika. Diese erzählt Verena von einem Konkurrenten, der ganz in ihrer Nähe die begehrten Purple Passion verkauft – Schwarze Blumen. Verena macht sich auf dem Weg nach London, um sich die Chelsea Flower Show anzusehen und, um sich ebenfalls die Verkaufsrechte an Purple Passion zu sichern, auf die der Geschäftsmann Mark Abernathy das Monopol besitzt.

Im Vordergrund des Romans steht Verenas (klischeehafte) Verwandlung vom Mauerblümchen zur Femme Fatal und die Frage, was sie für Mark empfindet. Während ihrer Zeit in London lebt sie bei einem homosexuellen Journalisten, der sie – ebenfalls klischeehaft – geschmackvoll einkleidet, ihre Schönheit entdeckt und ihr das Kochen beibringt. Allerdings wirkt es auf mich nicht glaubhaft, dass Verena Pflanzen züchtet und gleichzeitig nicht weiß, wie ein Lorbeerblatt aussieht und dass ihr Küchenkräuter so fremd sind.

Verenas Charakter fehlt es an Facetten und einer nachvollziehbaren Vergangenheit. Das Leben, dass sie vor dem Tod ihrer Mutter führte, empfinde ich als ein merkwürdiges Konstrukt: Ohne Konflikte, Ausreißer, Neugier oder eigene Motivation ließ sie sich bis ins Erwachsenenalter bevormunden. Nur durch Hilfe von außen beginnt sie ihr Leben zu ändern. Dabei sind die Nebenfiguren oftmals Stichwortgeber für Verena und im Grunde Platzhalter ohne eigenen Charakter.

Der Schreibstil und die Erzählerstimme decken sich mit der oberflächlichen Handlung: Dialoge erzählen und wiederholen das Offensichtliche, die Formulierung sind einfach, plakativ und ausgeschmückt mit Adjektiven. Jedes Gefühl wird deutlich benannt anstatt es zu beschrieben – das wird an diesen Beispielen deutlich:

„Übermütig schlenderte ich / Bedrückt gestand ich / Grinsend zeigte er / Bedauernd folgte ich“

„Monikas ungläubiges Staunen über meine Hilflosigkeit machte mir erst bewusst, wie unnormal ich mich für eine berufstätige junge Frau von immerhin 28 Jahren verhielt.“

„…antwortete ich vor lauter Unsicherheit unnötig ausführlich.“

Atmosphäre oder Sinnlichkeit konnte ich während des Lesens nicht spüren, weil die Sprache zu blumig ist – dadurch wirken selbst gute Ansätze nicht überzeugend:

 „Ihr Lächeln wärmte wie das Goldorange der üppigen Chrysanthemenkugeln, die mir in den letzten Wochen so oft die Sonne hatten ersetzen müssen.

Fazit

Inhaltlich und stilistisch passt dieser Roman zu solchen, die ich oft auf Büchertischen mit einem Mängelexemplar bestempelt vorfinde – ironischerweise beziehen sich diese Mängel auf das äußere Erscheinungsbild, doch sind bei Büchern wie diesen meist nicht von außen sichtbar, sondern verbergen sich im Inneren. Da hilft es nichts, dass dieses e-Book eine Neuerscheinung der Printausgabe aus dem Jahr 2005 ist, die unter dem Titel Rosenduft und Koriander veröffentlicht wurde.

Die Handlung und die Charaktere bleiben einfach und flach. Gegen Ende überschlagen sich noch einmal die Ereignisse und es passiert allerlei Tragisches und Konstruiertes, um dem Traumpaar Steine in den Weg zu legen. Versprachlicht wird dieser Liebes- und Selbstfindungsroman alles andere als subtil, sodass er weder eine besondere Atmosphäre noch die sinnliche Welt von Pflanzen, Kräutern und des Verliebtseins transportieren kann.

1 Stern

Susanne Wahl: Schwarzer Purpur. Dotbooks 2012. 4,99 €. eBook 978-3-95520-016-9 .

Ein Rezensionsexemplar von Dotbooks und
Gelesen: Susanne Wahl – Schwarzer Purpur



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