Gelesen: Sommerhaus mit Swimmingpool von Herman Koch

Von Missblackxxl @MissBlackXXL
Wie angekündigt gibt es heute, ganz außer der Regel, die Rezension zu dem Buch, was ich als Letztes gelesen habe.
"Sommerhaus mit Swimmingpool" von Herman Koch habe ich bei Blogg Dein Buch ergattert, daher geht mein herzlicher Dank an das BdB - Team und den KiWi Verlag - vielen Dank für das tolle Buch!
Eckdaten
345 Seiten, Hardcover
KiWi Verlag; 2. Auflage (Erstausgabe vom November 2011)
ISBN: 978-3462043440
Euro (D): 19.99
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Leseprobe
Inhalt
Marc Schlosser ist Hausarzt in Amsterdam. Als einer seiner Patienten, der berühmte Schauspieler Ralph Meier, stirbt, muss er sich wegen eines möglichen Kunstfehlers vor der Ärztekammer verantworten. Doch war es wirklich ein Kunstfehler? Oder hat das alles vielleicht mit den Geschehnissen im Ferienhaus zu tun, in dem beide Familien den letzten Sommer verbrachten?
Zwei heranwachsende Töchter hat Marc Schlosser, Lisa und Julia. Und eine attraktive Frau, Caroline. Als sein Patient Ralph Meier, selbst verheiratet und Vater zweier jugendlicher Söhne, ihn und seine Familie einlädt, sie im Sommer ein paar Tage in ihrem Ferienhaus in Frankreich zu besuchen, klingt das zunächst wie eine gute Idee. Erst jetzt, nach Ralphs Tod, anderthalb Jahre nach den gemeinsamen Urlaubstagen, treten die Verwerfungen zwischen den beiden Familien allmählich zutage, und der Leser fiebert atemlos jeder weiteren Enthüllung entgegen.
Meine Meinung
Marc Schlosser ist Hausarzt und muss sich wegen eines vermeintlichen Kunstfehlers an einem seiner Patienten - seinem "Freund" Ralph Meier - vor der Ärztekammer verantworten. Nach und nach wird aufgedeckt, was die beiden Männer für eine Vorgeschichte verbindet und wie es soweit gekommen ist. Am Anfang erhält der Leser jedoch ersteinmal einen Einblick in Marcs Leben als Allgemeinmediziner, erst nach ca. einem Drittel des Buches landen wir im Sommerhaus.
Manche Beschreibungen sind wirklich ekelerregend und abstoßend, ich möchte nicht in Marcs Haut stecken. Andererseits ist Marc selbst ein für mich sehr unsympathischer Protagonist. Er findet alles widerlich, was nicht seinem Ideal - besser noch, Schönheitsideal - entspricht und scheint an jedem Menschen, der ihn umgibt etwas auszusetzen zu haben, er sieht sich anscheinend als Mister Perfekt und als jemand, der sich alles erlauben kann. Da sich diese Charatkereigenschaften gleich auf den ersten paar Seiten des Buches äußern, war es für mich leider keine leichte Lektüre, weil ich 340 Seiten lang mit einem Hauptcharakter zu tun hatte, den ich gleich von Anfang an als unangenehm empfand.
Erst gegen Ende des Buches, wenn endlich klar wird, was im Sommerhaus passiert ist, wird er mir ein wenig sympathischer und ich kann endlich mit ihm fühlen. Nichtsdestotrotz sind die Charaktere alle sehr lebendig und detailiert charakterisiert und ermöglichen es dem Leser, sich viel besser in die verschiedenen Köpfe hinein zudenken und selbst seine Schlüsse zu ziehen. Gerechter Weise sollte erwähnt werden, dass alle Charaktere in diesem Buch bei Weitem keine Heiligen sind, höchstens Lisa, Marcs jüngste Tochter, aber das ist eher ihrem Alter geschuldet.
Die Geschichte an sich ist bitterböse, schonungslos mit der High-Society und eröffnet Einblicke die besser verschlossen geblieben wären. Sie zeigt dem Leser schonungslos die moralischen Abgründe in unserer ach so heilen Gesellschaft. Das beginnt bei heuchlerischen Einladungen zu Theaterpremieren und endet bei mit sehr sensiblen Themen, die nicht gerne in der Öffentlichkeit behandelt werden. Man muss dazu sagen, dass aktive Sterbehilfe in den Niederlanden erlaubt ist und deshalb wird mit dem Thema auch nicht zimperlich umgegangen, bei einem in Deutschland spielenden Buch hätte dieser Aspekt sicherlich noch für mehr Gesprächsstoff gesorgt, hier ist er jedoch bloße Nebensache.
Das was letztendlich während der Ferien im Sommerhaus passiert, ist eigentlich gar nicht so spannend, es ist fast so, als würde man einen Urlaubsbericht lesen, wenn auch das ein Urlaub mit einigen moralisch fragwürdigen Aktionen ist. Was das Buch aber so spannend und fesselnd macht, ist eben dieser schonungslose Fingerzeig auf heikle Themen der Gesellschaft und natürlich will man wissen, ob letztendlich Marc wirklich Schuld am Tod von Ralph Meier ist.
Ich fand das Buch sehr gut, vor allem, weil es eben keine Dreckecke auslässt, allerdings bin ich mit Marc überhaupt nicht warm geworden, was das Lesevergnügen ein wenig geschmälert hat.
Bewertung
Offen, ehrlich und auch sarkastisch - das ist es, was dieses Buch ausmacht. Für mich persönlich bestand die Schwierigkeit im Umgang mit dem Protagonisten, deshalb gebe ich nur
4 von 5 Sternen ****