Hallo zusammen,
ich habe gerade eine Rezi für´s Vine Programm getippt und obwohl ich mit meinen Januar-Büchern immer noch im Verzug bin, möchte ich Euch erstmal diese her präsentieren, auch wenn es sich um mein zuletzt beendetes Buch handelt :o)
Eckdaten
Titel: So bitterkalt Autor: Johan Theorin Format: Hardcover, 480 Seiten Verlag: Piper; September 2012 Genre: Krimi / Thriller ISBN: 3492055516 Euro (D): 19.99 bei Amazon
Inhalt - Klappentext
Kaum ein Bewerber findet den Weg nach Valla an die schwedische Westküste.Jan Hauger besitzt viel Erfahrung und glänzende Zeugnisse. Doch es ist keinZufall, dass sich der junge Erzieher in dem abgelegenen Kinderhort vorstellt.Durch einen unterirdischen Gang ist der Hort mit der psychiatrischen Klinikverbunden. So sollen selbst die als gefährlich eingestuften Insassen durchden Kontakt zu ihren Kindern schneller ins Leben zurückfinden. Damit hatJan kein Problem – aber er hat auch ein unliebsames Geheimnis. Denn unterseiner Aufsicht ging ein Kind verloren, das erst nach Tagen auf noch immerungeklärte Weise wieder auftauchte. Und das ist nicht der einzige Fleckauf Jan Haugers Weste. Warum will er ausgerechnet in Valla arbeiten? Undwas verbindet ihn mit dem psychopathischen Mörder Ivan Rössl, der seitJahren in der Klinik behandelt wird?
Meine Meinung
Falls Ihr auf der Suche nach einem nervenzerfetzenden, blutrünstigen Thriller seid solltet Ihr Euch lieber nach einem anderen Buch umsehen. Solltet Sie Ihr jedoch Lust auf hochspannende "Psycho-Unterhaltung" haben, dann dürft Ihr gerne weiterlesen.
Am besten beginne ich bei Jan, dem Protagonisten. Dieser hat nämlich, um das mal so lapidar auszudrücken, volle Kanne einen an der Klatsche. Man stellt schon auf den ersten paar Seiten fest, dass er rein vom Verhalten und vom Charakterlichen her irgendwie total komisch ist. Und wenn dann noch seine Besessenheit für eine ominöse Sängerin und die Tatsache zum Vorschein kommen, dass er in seiner Vergangenheit mal ein Kind entführt hat, dann stellt man spätestens fest, dass er wirklich ein verdammt komischer Typ ist. Man könnte jetzt meinen, dass ihn das zu allem anderen, aber nicht zu einem Sympathieträger macht. Wenn man aber in der Geschichte fortschreitet und mehr über ihn erfährt, dann beginnt man langsam, ihn zu mögen und vor allem auch zu verstehen.
Erzählt wird die Geschichte aus Jans Perspektive, allerdings fungiert er nicht als Ich-Erzähler. Aber das trägt dazu bei, dass man einen sehr detailierten Einblick in sein Leben und auch in seine Seele erhält und das macht es einem viel leichter, sich mit diesem komischen Kauz anzufreunden. In weiteren Erzählsträngen wird von den Geschehnissen im "Luchs" und in der "Klapse" berichtet, was am Ende das ganze große Puzzle zu einem Stück zusammenfügt.
Vom Klappentext und den Anpreisungen her, hatte ich einen netten, blutrünstigen Schweden-Thriller erwartet, auch wenn da eindeutig "Kriminalroman" draufgedruckt ist. In dieser Hinsicht bin ich dann doch ein wenig enttäuscht worden, aber das soll beim besten Willen nicht heißen, dass ich das Buch langweilig fand - im Gegenteil! Der Spannungsbogen steigt kontinuierlich an und zeichnet sich eben nicht durch rohe Gewalt und viel Blut aus, sondern durch subtilen Grusel und jede Menge, teils anspruchsvoller, psychologischer Spannung. Die Atmosphäre in der Klinik und vor allem in ihren Kellern, ist Johan Theorin so perfekt gelungen, dass es mir immer noch kalt den Rücken runterläuft, wenn ich an die unterirdischen Kellergänge denke. Ich könnte mir jedoch gut vorstellen, dass diese Art der Spannung für den ein oder anderen schlicht weg langweilig ist, also nochmal der Hinweis: Blut und Gewalt gibt es nur in ganz kleinen Stücken und das auch erst am Ende des Buches!
Meines Erachtens beherrscht Johan Theorin sein Handwerk sehr gut. Vor allem die Atmosphäre hat mir richtig gut gefallen. Den Schreibstil an sich fand ich auch recht gut zu lesen, allerdings kommen öfter mal kurze, abgehackt wirkende Sätze vor, das ist erfahrungsgemäß ebenfalls nichts für jeden Geschmack, dadurch kommt aber die ganze Verwirrung um Jans Inneres und um das, in was er sich das verstrickt hat, nochmal richtig deutlich hervor. Das Ende fand ich dann leider etwas abrupt und es wirkte auch ein wenig konstruiert, hier hätte die sonst so präsente, psychologische Spannung gut getan.
Bewertung
Mein Fazit zu "So bitterkalt" fällt sehr positiv aus, auch wenn es durch ein paar kleinere Mankos nicht für die volle Punktzahl gereicht hat. Empfehlen möchte ich es allen Genre-Fans, die auch mal auf Blut und Co. verzichten können, denn das Buch weiß auch so auf allen Ebenen zu überzeugen.