[Gelesen] Matthias Nawrat–Wir zwei allein

Eigentlich wollte ich das Buch schon direkt nach der Frankfurter Buchmesse 2012 gelesen haben. Denn da war ich auf einer Lesung zu diesem Buch.

Wirzweiallein

 

Verlag: Nagel&Kimche Verlag
Seiten: 185
Preis: 17,90 Euro
Genre: Liebe, Erwachsenwerden, Gegenwartsliteratur

 

KLAPPENTEXT Seit dem Aussetzen seines Studiums jobbt der junge Ich-Erzähler als Gemüselieferant, fährt dazu kreuz und quer durch den Schwarzwald und ist damit zufrieden. Bis ihm die unberechenbare Theres begegnet. Da beginnt er plötzlich von exotischen Abenteuern zu träumen.

MEINE ERWARTUNGEN Vor der Lesung wußte ich das Buch nicht wirklich einzuschätzen. Nach der Lesung war ich neugierig und fasziniert. Aber ich wußte auch, leichter Lesestoff ist das nicht. Vermutlich hat es deswegen etwas lange gedauert, bis ich nun dazu gegriffen habe.

MEINE EINDRÜCKE Schon nach den ersten Sätzen merkte ich, dies ist ein besonderer Roman. Vor allem ist es kein Buch, das man mal so eben auf der Fahrt ins Büro schmökert. Man könnte vielleicht sagen, es ist gute alte Belletristik. Denn der Erzählstil ist wirklich einzigartig.

Zum besseren Verständnis zitiere ich jetzt eine kleine Stelle, die Herr Nawrat auch bei seiner Lesung vorgelesen hat:

Ich steige in die obere Etage und ziehe mir in meinem Schlafzimmer die Schuhe an. Theres kommt mir hinterher. Ich stehe vom Bett auf und will wieder zur Treppe. Sie weicht vor mir zurück. Im Gang brennt Licht. Sie geht rückwärts. Es tut mir leid, sagt sie. Sie strauchelt, macht einen weiteren Schritt zurück, will sich eine Treppenstufe weiter unten abstützen. Ich greife nach ihrer Schulter, will sie festhalten. ihr Fuß rutscht auf der Stufenkante ab. In diesem Moment friert alles in einer verzerrten Aufnahme ein. Theres’ Augen, die sich weiten. Theres, wie den Mund öffnet. Die Tiefe hinter und unter ihr, die sich dreht, ihr Maul aufsperrt. Sich nach unten hin verengt und sich in die unterste Holzstufe einbohrt wie eine Schraube. (S. 167)

Ich würde den Schreibstil als eindringlich, leicht poetisch beschreiben. Er gibt der Geschichte das Düstere, Beklemmende und Nachdenkliche. Er rückt auch die Gedanken und Wünsche des Ich-Erzählers in den Vordergrund.
Denn in der Handlung selbst geschieht nicht so arg viel. Muss es auch nicht, denn so nimmt man die kleinen, leisen Veränderungen umso stärker wahr. Und diese prägen auch die Geschichte sehr.

Durch den Ich-Erzähler, dessen Name man nie erfährt, glaube ich, erleben wir die übrigen Figuren natürlich allein aus seiner Sicht. Aber abgesehen von Theres, sind die anderen auch nur Randfiguren und daher in ihrem Charakter nicht wirklich ausformuliert. Alles dreht sich um diese unberechenbare Frau, deren Charakter der Erzähler und Leser die ganze Zeit über zu enträtseln versuchen.

Ein kleines Highlight war für mich der Handlungsort: es spielt zunächst in Freiburg und dann im Schwarzwald. Alle beschriebenen Schauplätze kenne ich tatsächlich, weil ich selbst rund 7 Jahre in Freiburg gelebt habe. Das brachte mir die Geschichte natürlich gleich viel näher.

FAZIT Keine leichte Lektüre, aber eine durchaus lesenswerte. Wer sich abseits der Unterhaltungsliteratur mal etwas zu Gemüte führen will, etwas, das tiefgründiger, nachdenklicher und im Schreibstil poetischer ist, der könnte sich Wir zwei allein durchaus einmal näher ansehen. Das Buch ist mit nicht einmal 200 Seiten dünn, aber aufgrund seiner inhaltlichen Schwere genau richtig dick. Mir hat es gefallen und mich zum Nachdenken gebracht.

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