[Gelesen] Love you, hate you, miss you

Vor ein paar Tagen hatte ich euch in meinem Post Schreiben oder nicht schreiben? gefragt, wie ihr es so mit schlechten/guten Rezensionen bzw. unsicheren Kritiken handhabt. Ich weiß nicht, warum ich mir auf einmal nicht mehr sicher war, ob ich meine Meinung zu diesem Buch kundgeben sollte, aber euer Zuspruch (danke dafür!!) hat mich wieder darin bestärkt, einfach zu schreiben, was ich denke. Meinungen sind verschieden und sollen es ja auch bleiben. Drüber diskutieren soll man aber darüber und vielleicht habt ihr ja nun eine andere Meinung zu folgendem Buch:

love_you_hate_you_miss_you-9783423714525

Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
Seiten: 288
Preis: ca. 8 Euro

Das Buch hatte ich über eine Wanderbuchliste von lovelybooks bekommen. Leider hatte ich es versäumt, ein Foto zu machen, deswegen gibt es hier nur das Bild vom Verlag.

INHALT Julia war sehr beliebt in der Schule und Amys beste Freundin. Doch jetzt ist Julia tot und Amy plagen Schuldgefühle. Schließlich hat sie den Autounfall überlebt und Julia nicht. In ihrer Verzweiflung und Trauer beginnt Amy an Julia zu schreiben…

MEINE ERWARTUNGEN Ehrlich gesagt, hatte ich kaum Erwartungen an dieses Buch, da ich völlig vergessen hatte, dass ich mich für die Wanderschaft gemeldet hatte. Dementsprechend war ich dann auch sehr überrascht, als es in meinem Briefkasten lag. Da es nicht sehr dick war, beschloss ich es aber schnell zu lesen und war gespannt auf einen Jugendroman mit einem doch recht ernsten Thema. Ich fragte mich, wie die Autorin dies umgesetzt hat.

MEINE EINDRÜCKE Ich finde es grundsätzlich total gut, dass auch sehr schwierige Themen wie Tod, Krankheit und Verlust in Jugendromanen thematisiert werden. Ein wirklich gelungenes Beispiel ist Das Schicksal ist ein mieser Verräter von John Green.

Zu Beginn von Love you, hate you, miss you lernen wir zunächst Amy kennen. Sie ist in einer Rehabilitationsklinik, um die tiefe Trauer um Julia bewältigen zu lernen. Doch nun wird sie entlassen und sieht sich mit dem Alltag an der Schule konfrontiert. Sie hat das Gefühl, alle starren sie an und sind wütend, dass sie anstelle von Julia überlebt hat. So kapselt sich Amy immer weiter ab und kommt auch nicht mit der plötzlichen Aufmerksamkeit ihrer Eltern zurecht. Ihre Gedanken und Gefühle vertraut sie nur einem Notizbuch an, in dem sie Briefe an Julia schreibt.

Ich habe Amy als sehr trotzig, verschlossen und kindlich erlebt. Alles sehr nachvollziehbare Reaktionen, wenn man als Teenager seine beste Freundin verloren hat. Aber Amy ist so ichbezogen, dass sie die Annäherungsversuche alter Freunde gar nicht mitbekommt. In meinen Augen will sie alles falsch verstehen und will sich vollkommen in ihren Schuldgefühlen suhlen. Dieses Verhalten, diese Sturheit zieht sich durch den ganzen Roman. Erst auf den letzten ca. 30 Seiten macht Amy eine plötzliche 180° Wende und öffnet sich ihrem Umfeld.
Amy empfand ich als sehr unsympathisch. Ihr Verhalten hatte für mich schon bald nichts mehr mit der Trauer um Julia zu tun. Vielmehr wird in den Gesprächen mit ihrer Therapeutin deutlich, dass Amy sich schon vor dem Unfall abweisend und zurückgezogen verhalten hat. Ihre Kehrtwende am Ende kommt total plötzlich und ist nicht wirklich gut motiviert.

Hätte ich das Buch nicht als Wanderbuch erhalten, ich hätte es wohl abgebrochen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich einfach einen falschen Blick auf dieses Buch hatte oder es in einer falschen Stimmung gelesen habe. Ich sah in Amy nur die pubertierende Jugendliche, die sich ewig um sich selbst dreht und immer sagt "Alle Welt ist ungerecht." So ist das Thema Trauer für mich nicht gut umgesetzt worden. Der Ansatz ist zwar wirklich sehr schön: Das Briefe schreiben an die Verstorbene als Heilmittel, das Zählen der Tage, die man schon ohne die andere überleben muss. Aber Amy findet nie wirklich zum Leben, das Ende zählt für mich nämlich nicht.
Ich hatte schon überlegt, ob ich einfach die falsche Zielgruppe bin. Vielleicht ist love you, hate you, miss you ein Jugendbuch, das man wirklich nur als Jugendliche lesen kann. Vielleicht bin ich schon so weit weg von diesem Alter (oh Gott!), dass ich die Gefühle nicht mehr wirklich nachempfinden kann und entsprechend Amys Verhalten nicht gut finde.

Deswegen werde ich dieses Buch nicht bewerten. Aber vielleicht könnt ihr mir ja sagen, welchen Eindruck ihr von diesem Buch habt, falls ihr es gelesen habt?


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