Es gab eine Zeit, da war ich auf vorablesen.de sehr aktiv unterwegs. Ich schaute mindestens einmal in der Woche nach, ob es neue Leseproben gibt. Stimmen in der Nacht stand einmal auch zur Verfügung, ich las die Leseprobe, schrieb meinen Leseeindruck und war das erste Mal wirklich enttäuscht, dass ich nicht eines der Leseexemplare gewann. Umso mehr freute ich mich, als ich dann in eine Wanderbuch-Liste zu diesem Roman auf lovelybooks hineinkam.
Verlag: dtv Verlag
Seiten: 336 Seiten
Preis: ca. 15 Euro
Genre/Thema: Gewalt, Zeugenschaft, Schuld, Spannungsroman
INHALT Eines Nachts eskaliert eine Studentenparty gewaltsam im Haus der Professorin Emma Greene. Ihre fünfjährige Tochter Maggie hat alles mit angesehen. Zehn Jahre später kommen die Albträume zu Maggie zurück. Es sind Bruchstücke aus der Vergangenheit und allmählich fragt sie sich, was in der Nacht vor zehn Jahren wirklich geschehen? Die Suche nach der Wahrheit, nach der Schuld und die Suche nach einem Umgang mit dieser Tat beginnt.
MEINE ERWARTUNGEN Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut. Obwohl ich davon ausging, dass es sich um einen Thriller handelte. Aber ich erinnerte mich noch zu gut daran, wie mich die Leseprobe gefesselt hat. Ich war richtig enttäuscht, als sie zu Ende war und ich das Buch nicht gewann…
MEINE EINDRÜCKE Die Geschichte beginnt bei der mysteriösen Nacht. Dann schwenkt es in die Gegenwart zur mittlerweile 15 Jahre alten Maggie. Ihre Andeutungen und Erzählungen lassen erahnen, dass etwas wirklich Schlimmes in der Nacht geschehen sein muss. Doch noch tappt der Leser im Dunkeln. Erst nach und nach schildern die Betroffenen, was aus ihrer Sicht in der Nacht geschah, wie sie damit umgegangen sind und was heute aus ihnen geworden ist…
Die Geschichte ist in vier Abschnitte eingeteilt, entsprechend ist auch die Perspektive angepasst. So wird die Geschichte von drei verschiedenen Personen erzählt: Maggie, Emma und Grace. Aber man gerät nicht durcheinander, da es immer durch Absätze und klare Abschnitte anschaulich gemacht wird.
Der Erzählstil ist klar, berührend und sehr eindringlich. Es war durchweg spannend und sehr interessant. So ist es der Autorin gelungen, dass man alle Perspektiven der Protagonisten wunderbar nachvollziehen und mitfühlen kann. Ganz gleich auf welcher Seite jemand steht. Ihre Beschreibungen sind so detailliert und einfühlsam, dass ich sofort ganze Szenen im Kopf hatte. Manchmal haben sie mich erschreckt, aber doch immer bewegt.
Ich hatte ja bereits angedeutet, dass ich mich auf einen packenden Thriller einstellte. Es ist aber vielmehr ein Drama: es geht um Familie, die Schuldfrage. Es geht um gesellschaftliche Missstände und lebensverändernde Entscheidungen. Die Handlung ist ruhig, gleichmäßig und spielt sich eher auf der psychischen Ebene ab. Aber trotzdem ist sie antreibend und packend.
Die Figuren sind alle sehr anschaulich beschrieben. Ich hatte sofort ein Bild von der bockigen Maggie, der einsamen Grace und der starken Emma im Kopf. Zwar lassen sich manche Aspekte in der Handlung vorausahnen, aber nur in Details und nicht im Gesamten. Ich war dennoch überrascht, wie alles endete.
FAZIT Ich habe lange gebraucht, diese kurze Rezension zu schreiben. Denn das Thema der Schuldfrage, der Frage nach der Verantwortung der Gesellschaft, der Frage nach Gruppenzwang und jugendlichem Leichtsinn… all das ist so tiefgreifend geschildert, dass es mich zum Nachdenken angeregt hat. Es war nicht der Thriller, den ich haben wollte, aber ich bin von der Schreibweise der Autorin so gefangen genommen worden, dass ich noch mehr von ihr lesen will. Besser kann es doch nicht laufen, oder?