Über dieses Buch hatte ich ja irgendwie nur Gutes gehört. Hab ich euch mal erzählt, dass mich so etwas besonders kritisch macht? Ich warte dann geradezu nur auf eine negative Kritik. Aber die gab es nicht. Da Lesegiraffe dann so freundlich war, eine kleine Wanderrunde mit dem Buch zu machen, meldete ich mich ganz flott. Denn ich wollte mir nun endlich meine eigene Meinung dazu bilden.
Verlag: cbt Taschenbuch
Seiten: 283
Preis: ca. 10 Euro
Genre: Jugendbuch, Drama
INHALT Eines Tages findet Clay einen Schuhkarton mit 14 Kassetten vor seiner Haustür. Sie sind von Hannah. Doch Hannah ist schon tot. Denn sie hat sich umgebracht. Auf den Kassetten erzählt sie nun, wie es dazu kam. Auf jeder Kassettenseite erzählt sie eine Geschichte, in die ein Mensch aus ihrer Schule involviert ist. Doch was hat Clay mit Hannahs Tod zu tun?
MEINE ERWARTUNGEN Ich las häufig, wie erschüttert und berührt die Leser dieses Buches waren. Ähnliche Reaktionen erwartete ich somit auch bei mir. Es sollte mich bewegen, beeindrucken auf irgendeine Weise.
MEINE EINDRÜCKE Clay ist natürlich geschockt, als er begreift, von wem die Kassetten stammen, die er plötzlich vor seiner Tür findet. Noch ist er sich nicht sicher, ob er sich das alles anhören mag, was Hannah zu erzählen hat. Doch dann siegt die Neugierde und der Wunsch, Hannah zu verstehen. Warum hat sie sich das Leben genommen?
Die Handlung verläuft auf zwei Ebenen. Einmal begleiten wir Clay, wie er durch die Stadt streift, einen Walkman auf den Ohren. Je länger er zuhört, desto aufgewühlter wird er und nach und nach beginnt er sich selbst an Einzelheiten zu erinnern, von denen Hannah erzählt. Seine Beziehung zu ihr wird dem Leser Stück für Stück deutlicher. Und ebenso wie er fragt sich der Leser schon bald: warum hat er die Kassetten bekommen?
Auf der zweiten Ebene spricht Hannah. In kursiver Schrift liest der Leser, was Hannah ihrem Zuhörer aus ihrem Leben erzählt. Auf 13 Kassettenseiten in 13 Geschichten erklärt sie, wer eine Teilschuld an ihrem Selbstmord hat. Sie spricht nicht aus Rache, vielmehr möchte sie dem Zuhörer bewusst machen, dass jede unserer Taten und auch Nicht-Taten das Leben eines anderen beeinflussen können.
Die Botschaft der Geschichte wird recht schnell deutlich. Die einzelnen kleinen Anekdoten, die Hannah erzählt, wirken zum Teil wie völlig normale Teenagergeschichten. Welcher Ernst dahinter steht, das zeigt Hannah dem Leser schnell auf. Für mich war das allerdings manchmal schwer zu verstehen. Denn viele der Geschehnisse sind für mich typisch amerikanisch: die Partys, die Grüppchenbildung und die Sorge um seinen Ruf an der Schule. Ich persönlich kenne das aus meiner Schulzeit nicht. Aber vielleicht hat sich das ja auch verändert.
Des Weiteren habe ich mich gleich schon zu Beginn gefragt, ob jemand, der beschlossen hat, aus dem Leben zu gehen, zu solch einer Tat noch fähig wäre: einen Tag lang auf Band seine Lebensgeschichte erzählen, alles verpacken und organisieren. Denn es wird deutlich, dass Hannah dies von langer Hand geplant hatte. Ich dachte immer, dass Selbstmörder sehr stark auf sich konzentriert sind, zumindest kurz vor Schluss. Die wenigsten erklären ihren Tod. Naja, das ist nur meine Wahrnehmung.
Nichtsdestotrotz fand ich den Roman wirklich gut! Hannah ist ein sehr interessanter Charakter. Aber besonders berührend fand ich Clay. Wie er empfindet, leidet und erzürnt, wenn er sich die Kassetten anhört, das fand ich wirklich berührend.
FAZIT Jay Asher hat es mit einer interessanten Idee wirklich gut geschafft, das komplizierte Leben eines Teenagers (in Amerika) einzufangen. Das Buch offenbart deutlich, wie sehr unsere Handlungen miteinander verknüpft sind und dass wir besser darauf achtgeben sollten, was wir bei anderen anrichten, wenn wir etwas vermeintlich Harmloses in Gang setzen. Sicherlich hätte man an der ein oder anderen Stelle noch in die Tiefe gehen können, aber die Grundaussage ist wirklich deutlich geworden. Eine wunderbare Schullektüre, finde ich …