Gelesen – Irvine Welsh: Trainspotting

Cover_TrainspottingMark ist den Drogen verfallen. Genauso wie seine Freunde Begbie, Spud und Sick Boy. In verwahrlosten Wohnungen spritzen sie sich Heroin, nehmen Pillen und rauchen Opium. Sie leben in den 90ern, in einem Schottland, das sich verändert, sie verachten Aufsteiger, das angepasste Leben und Menschen, die arbeiten und die Hypotheken ihrer Häuser abbezahlen.

Äitsch ist ne ehrliche Droge, weil sie alle diese Illusionen zerstört. Wenn du auf Äitsch bist und du fühlst dich gut, dann kommste dir unsterblich vor. […] Danach siehste das Elend in der Welt so, wies wirklich is, und dagegen kannste dich nicht mehr betäuben.

Sie kommen über die Runden mit dem Geld des Sozialamtes und dem, was sie durch Diebstahl und Betrügereien ranschaffen. Als Mark beim Klauen erwischt wird, bekommt er eine Bewährungsstrafe und einen Entzug mit Methadon verhängt. Obwohl er sein Leben und das seiner Freunde hinterfragt, die HIV-Infektionen in seinem Bekanntenkreis steigen und er sich immer öfter auf Beerdigungen vorfindet, bleibt er in seinem Junkie-Dilemma gefangen.

Irvine Welshs Debütroman und die Verfilmung von Danny Boyle aus dem Jahr 1996 haben mittlerweile Kultstatus. In einer gelungenen Mischung aus Ernst und Humor erzählen die Junkies abwechselnd und episodenhaft von ihren (oft unfreiwillig komischen) Eskapaden und Rauschzuständen – und das in authentisch vulgärer, nicht immer grammatisch korrekter Umgangssprache.

Anfangs ist es nicht leicht, die Ich-erzählenden Figuren auseinanderzuhalten, zumal sie unterschiedliche Spitznamen füreinander haben. Mit der Zeit verliert der Roman an Schlagkraft, weil er dramaturgisch flach verläuft und sich die Geschichten um Rauschzustände teilweise in die Länge ziehen.

Im Vergleich wurden in der Verfilmung die Reihenfolge der Szenen geändert, lediglich Teilsequenzen, Details und Zitate übernommen, um einen Spannungsbogen und einen roten Faden zu schaffen. Mittlerweile gibt es über Mark und seine Gang weitere Romane: Eine Vorgeschichte (Skagboys) und Fortsetzung (Porno), letztere ist als Trainspotting 2 in der Original-Besetzung für das Jahr 2016 angekündigt.

In Trainspotting wird der Konsum von Drogen weder überdramatisiert noch verherrlicht, von Mark allerdings glorifiziert; seine Ansprache wirkt nahezu religiös:

 Ich liebe nichts (außer Stoff), ich hasse nichts (außer den Mächten, die mich davon fernhalten), und ich fürchte nichts (außer nichts zu nehmen).

Die titelgebende Metapher des Trainspottings ist vielleicht überzeichnet, doch sehr treffend – Begbie und Mark stehen in Leith am Bahnhof, durch den schon lange keine Züge mehr fahren und Begbie sagt: „Wenn es hier noch Züge gäbe, dann würde ich einen nehmen, raus aus diesem Drecksloch.“

Fazit

Trainspotting kommt aus ohne die tiefen Abgründe des Junkie-Daseins – stattdessen beschreibt es das Lebensgefühl einer Gruppe von enttäuschten und sinnsuchenden Freunden, die auf ihre Art gegen das Leben rebellieren. Ein unterhaltsamer und ehrlicher Roman über Sex, Drugs and Pubs.

3 Sterne

Irvine Welsh: Trainspotting. Heyne 2013. 9,99 €. ISBN: 978-3-453-67660-2.

Ein Rezensionsexemplar von Heyne und
Gelesen – Irvine Welsh: Trainspotting



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