gelesen im November – Buchtipp #15

Von Maria Glatz

Anständig leben
Mein Selbstversuch rund um Massenkonsum,
Plastikmüll und glückliche Schweine

von Sarah Schill
Verlag Südwest

Wieder einmal ein Buch über einen Selbstversuch. Ich konnte einfach nicht widerstehen, zumal es als e-Book vorlag. Ich mag Selbstversuche alias Challenges, wie man sie auch nennt. Selbst stelle ich mich auch hin und wieder, es bringt einen persönlich weiter, sich aus seiner Komfortzone zu entfernen.

Alles beginnt damit, dass Sarah Schill, die als Drehbuchautorin, Lektorin und Fernsehjournalistin arbeitet und durchaus bereits vor dem Experiment umweltbewusst lebt, ihren eigenen ökologischen Fußabdruck berechnet.

Zu ihrer großen Überraschung ergab die Berechnung, dass ihr persönliches Konsumverhalten fast 3 Erden benötigt. 5,32 ha war das Ergebnis, bei einem fairen Fußabdruck wären es bloß 1,8 ha.

Der Umwelt und ihrem Kind zuliebe startet sie einen Selbstversuch, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

Bei der Analyse der Daten war das erste, das ihr ins Auge sprang, der Konsum von Fleisch, daher entschloss sich Sarah erst einmal einen Monat vegan zu leben.

Sie verschlingt ein Buch nach dem anderen, sieht sich Filme auf Youtube an und krempelt ihre Ernährung komplett um. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, an denen sie den interessierten Leser auf selbstironische Weise teilhaben lässt, kommt sie immer tiefer in die Materie hinein.

Nach und nach beginnt sie alles in ihrem Leben in Frage zu stellen, wodurch sie sich mit der Zeit ganz schön überfordert fühlt. Die Fragen, die sich Sarah Schill stellt, regen dazu an, über das eigene Leben nachzudenken.

Was ist nur los mit dieser Welt? Wie kann es sein, dass wir fröhlich weiter kaufen während uns alles um die Ohren fliegt? Nein, eben nicht uns, sondern "denen". Den mittellosen Familien in Costa Rica, die an pestizidverseuchtem Grundwasser für unsere Bananen sterben. Den bettelarmen indischen Kindern, die in unserem Müll herumsuchen. [...] Aber alles ist gut, so lange die Wirtschaft boomt und der Einzelhandel "den besten Weihnachtsumsatz aller Zeiten" bekannt geben kann. Manchmal möchte man nur kotzen...
(Sarah Schill)

Das zweite Kapitel widmet sich einem meiner Lieblingsthemen, nämlich dem Plastik. Vegan zu leben und Plastikmüll zu vermeiden scheint anfänglich nahezu unmöglich, sind doch gerade die Fleischersatzprodukte nicht nur industriell hoch verarbeitet sondern auch in Plastik verschweißt.

Ebenso wie ich seinerzeit liest sie das Buch "Plastikfreie Zone: Wie meine Familie es schafft, fast ohne Kunststoff zu leben" von Sandra Krautwaschl und sieht sich zahlreiche Dokumentationen zu dem Thema an.

Im Buch sind neben ihren persönlichen Erfahrungen auch immer wieder weiterführende Fakten zu lesen, die sich aus dem, was sie recherchiert hat, ergeben.

Im dritten Kapitel wird Sarah Schill aktiv, sie sieht sich nicht nur ein Schlachthaus an, sondern geht auch mit dem Jäger in den Wald.

Abgerundet wird das E-Book durch einen ausführlichen Anhang, in dem alle Quellen gelistet sind und auf weiterführende Literatur hingewiesen wird.

Hier zeigen sich auch die Vorteile der E-Books. Alle Links sind aktiv, man kann sie anklicken und kommt direkt zur Quelle. Sehr praktisch, diese neuen Medien kann ich nur sagen.

Meine Gedanken zu dem Buch:

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat. Sarah Schill hat wirklich einen sehr netten Schreibstil, die Selbstironie in vielen Situationen hat mich angesprochen. Es liest sich auch sehr leicht, obwohl es doch ein sehr ernstes Thema ist.

Den Versuch, anständig zu leben, hat Sarah Schill in einem Blog dokumentiert, aus dem in weiterer Folge das Buch entstanden ist. Ein bisschen merkt man das schon, obwohl sie sich sicher sehr bemüht hat, einen roten Faden zu finden um die einzelnen Beiträge miteinander zu verbinden. Ganz perfekt ist das nicht gelungen, aber das ist vielleicht auch nicht so wichtig.

Natürlich wirft das Buch mehr Fragen auf als es beantworten kann. Trotzdem versucht Sarah immer den bestmöglichen Weg zu finden, der für sie selbst und ihre Familiensituation passt. Und nur so kann es sein, jeder muss seinen eigenen Weg finden, der dem eigenen Leben bzw. der persönlichen Situation entspricht.

Eines sollten wir jedoch nicht vergessen - als Konsument haben wir die Macht und genau darüber schreibst Sarah auch im Buch.

Das Tolle ist, dass wir als Verbraucher am längeren Hebel sitzen. Wir können in der Tat etwas bewegen. Wir können unseren Konsum reduzieren, bestimmte Produkte nicht mehr kaufen oder den Fernseher ausschalten.
(Sarah Schill)

Auch wenn der einzelne vermutlich das große System nicht verändern kann, heißt das noch lange nicht, dass es keinen Sinn macht, Dinge anders anzugehen. Eben im Kleinen Widerstand zu leisten gegen den Konsumrausch, gegen die Wegwerfgesellschaft, gegen die miserablen Produktionsbedingungen und so weiter.

Jeder einzelne, der sich Gedanken macht und umweltbewusst handelt, trägt dazu bei, dass der ökologische Gedanke weitergetragen wird. So wie Sarah so schön schreibt:

Ich denke, es lohnt sich, mitzuhelfen, diese Welt ein bisschen besser zu machen. Wir haben nur die eine.
(Sarah Schill)

Widerstand ist eben zweckmäßig. Linktipp: ökologischer Fußabdruck Österreich
Weiters verlinkt zu "praktisch. plastikfrei. leben".
der ökologische Fußabdruck oder manchmal ist alles nicht so einfach ... Das könnte Dich auch interessieren: einfach.nachhaltig.besser.leben [#EiNaB]
ökologischer Fußabdruck Deutschland

Meinen heutigen Beitrag schicke ich zur Blogparade einfach.nachhaltig.besser.leben.
Ab heute wird die Linkparty vom Blog "Zwischengeflecht" durchgeführt.

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