Gelesen im Juli

Von Kinderdok

Wie auch im Juni – der Owen Meany. Da im englischen Original, hat es etwas länger gedauert, ihn zu lesen, dennoch war es, als lese ich den Roman ganz neu, das erste Mal.

A Prayer for Owen Meany von John Irving
Was kann ich noch über das Buch sagen, nachdem ich es nun zum zigsten Mal (aber erstmals im Original) gelesen habe? Vielleicht habe ich es tatsächlich neu entdeckt. Die Religiösität, die dem Buch entspringt, war mir nie so bewußt, obwohl man es in jeder Seite um die Ohren gehauen bekommt. Zu stark empfand ich immer den Charakter von Owen Meany selbst. Noch mehr verstand ich diesmal die vielen Metaphern und Symbole, und auch die Bezüge zur Gegenwart (1987, als das Buch erschien) verstehe ich jetzt besser als früher. Absolut bewundernswert: Irvings Komposition des Romans, seine Rück-, Vor- und Einblendungen, ohne je die Twists des Romanes vorher zu verraten.

In der englischen Kindle-Ausgabe gibt es noch ein schönes Interview mit John Irving, für Fans natürlich lesenswert. Amazon bietet zudem noch einen Guide für Lehrer an. Owen Meany ist in den USA inzwischen Schullektüre, die Aufgaben im A Teacher’s Guide sind sehr interessant, manche Fragen beleuchten Figuren und Ideen, über die ich mir (bisher) keine Gedanken gemacht habe. Wen es interessiert, also die verkappten Englischlehrer unter uns – angucken. Übrigens kostenlos. (5/5)

Die letzte Drachentöterin von Jasper Fforde
(übersetzt von Isabel Bogdan)
Hinein ins Vergnügen. So ab und zu lese ich gerne mal so genannte Jugendbücher, meist heute als “no-ager” oder “crossover” bezeichnet, also geschrieben für ein junges Publikum, aber eigentlich auch für uns Große hübsch lesbar, siehe Harry Potter oder John Green. Im “Drachentöterin” gehts um Jennifer Strange, mal wieder um Magie im Alltag, einer seltsamen Welt zwischen dem heutigen Großbritannien und einer Fabelvision davon, dem letzten Drachen in derselben und wer ihn töten soll. Herrlich lustige Verwicklungen, schnelle Handlungswechsel und ein Schluß, der Lust macht auf mehr (ist nur der Einstieg in eine Reihe von Büchern rund um Jennifer Strange). Fforde schreibt gerne Fortsetzungsbücher, mit Thursday Next bin ich nicht so warm geworden, die Reihe “Grau” hingegen scheint er leider nicht fortzusetzen, deren Debütroman fand ich wirklich gut. “Drachentöterin” jedenfalls — das kann noch sehr lustig werden.
Respekt vor Isabel Bogdan für die Übersetzung – was ist schwerer, als den englischen Humor ins Deutsche zu verpflanzen? So gut! (5/5)

Um Leben und Tod von Henry Marsh
(übersetzt von Katrin Behringer)
Der Kollege Neurochirurg schreibt ein Buch. Das hat mich interessiert und das habe ich auch bekommen: Kapitel für Kapitel ein Bericht aus dem OP-Saal, jeweils betitelt mit Erkrankungen (meist Tumoren) des Gehirns, Innenansichten des bekanntesten Neurochirurgen Englands, inzwischen im Ruhestand. Bei vielen Geschichten musste ich schlucken, verstand die Sicht des Arztes, aber bei keiner so sehr, als Marsh selbst zum Patienten wird.
Dennoch: Das Buch wirkt ein wenig zusammengestückelt, als habe ein Lektor (oder Verleger) ihn aufgefordert, “Mr Marsh, schreibens´e doch mal ein Buch. Tolle Idee: Sie nehmen sich immer einen Patienten und seinen speziellen Tumor und erzählen ein bisschen aus ihrem Leben, na, wäre das was?” Das Buch wird gelobt für die Eigenkritik des Arztes, für die Eingeständnisse der Fehler, die er in seiner Karriere begangen hat, und die jeden Mediziner verfolgen. Diese Passagen sind wichtig und schenken paradoxerweise noch mehr Vertrauen in einen solch erfahrenen Chirurgen. Der Rest sind Geschichten. Mehr nicht. Aber sicher bin ich auch die falsche Zielgruppe. (3/5)

Die Schneekönigin von Michael Cunningham
(übersetzt von Eva Bonné)
Naja. Na gut. Nicht mein Buch. Nicht mein Stil. Die Bilder und Gedanken zu verschwurbelt, die Charaktere für mich zumindest zu wenig identifizabel (urgs…). Irgendwie geht´s um zwei Brüder, die Freundin des einen ist an Krebs erkrankt, spielt in New York, prima. Der eine ist schwul, der andere ein verkappter Rockmusiker. Soviel zum Klischee der New Yorker. Ich bin einfach nicht reingekommen. Da “nur” ausgeliehen hier per Onleihe, zum Glück in der Anschaffung verzeihbar. Lektüre abgebrochen. (1/5)

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