Gelesen im Januar

Die Post-Weihnachtszeit lässt mich mehr lesen, nicht zuletzt die Geschenke von Weihnachten – oder das, was ich mir dann selbst schenke. Ein Überblick für den vergangenen Januar:

The Summer Book – von Tove Jansson
Das habe ich als ebook gelesen, irgendwann mal aus Verdacht auf den Kindle gezogen und vergessen. Jetzt entdeckt. Tove Jansson ist die Erfinderin der Mumins, dem Klassikerkinderbuch aus Finnland, und im Summer Book beschreibt sie den Inselsommer der imaginären Sophie und ihrer Großmutter. Viel Autobiographisches, so verrät das Vorwort, aber vor allem viele kleine zarte Geschichten aus einer überschaubaren Welt. Einsichten eines Kindes, daher auch für den Kinderarzt und Vater faszinierend, mit einer literarischen Wertigkeit vom “Kleinen Prinzen”. In Deutschland 1980 erstmals erschienen, die letzte Ausgabe seit 2002 verschollen, kommt nun 2014 in einer Neuausgabe. Absolute Empfehlung.

Ihr kriegt mich nicht! – von Mikael Engström
Mik hat Stress in seiner Familie, der Vater säuft, der Bruder ist kriminell, Mutter gestorben. Vom Jugendamt wird er bei seiner Tante in Nordschweden untergebracht, ein Schock für den Stadtjungen, ein Umzug vom Sommer in den Winter. Aber er entdeckt ein neues Leben.
Das Buch ist für Jugendliche geschrieben, aber sehr modern, ein All-Age-Roman und damit für alle lesbar. Auch hier wieder der Perspektivwechsel, ähnlich wie Sophie in Tove Janssons Buch, jetzt der Jugendliche. Für mich der Kontrast zwischen der heilen Welt eines Kindergartenkinds zu den sehr realen Problemen eine “Problemjungen”, der gar kein Problem hat. Am Ende vielleicht zu schön um wahr zu sein, aber auch eine klare Buchempfehlung.

Sommerhaus mit Swimmingpool – von Herman Koch
Marc Schlosser ist Kollege. Aber ein erschreckender. Auch wenn das Cover einen Kriminalroman impliziert, handelt es sich letztendlich um eine Familiengeschichte und die Innenansichten eines verschrobenen Allgemeinarztes. Liest sich wie Butter, lebt von viel innerem Monolog aus der Ich-Perspektive und lässt einen erschrecken, wie wir Ärzte so gestrickt seien sollen. Himmel! Wer demnächst als Patient zu seinem Arzt muss, sollte das Buch besser nicht lesen.
Spannende Wendungen, teilweise unappetitliche Beschreibungen – man braucht ein dickes Fell. In zwei Tagen durchgelesen.

In Plüschgewittern – von Wolfgang Herrndorf
Herrndorf ist momentan noch in aller Munde und wird als tragischer Held des deutschen Literaturbusiness gefeiert. Er hat in seinem leider kurzen Leben drei Romane, eine Geschichtensammlung und sein Blog hinterlassen, das jüngst ebenfalls als Buch erschienen ist. Herrndorf hat sich in den Kopf geschossen als Ausweg aus seiner infausten Krebsdiagnose, wer unterstellt, nur daher sei der Mann berühmt geworden, tickt nicht richtig.
“Tschick” und “Sand” sind sensationelle Romane, sein Erstlingswerk “In Plüschgewittern” trägt noch den Charme des Unverbrauchten, erinnert ein wenig an “Herrn Lehmann” oder “Fänger im Roggen” und wirft bereits das Licht auf die folgenden Bücher. Trotzdem nervt der Diktus des Protagonisten ein wenig. Es pubertiert doch sehr zwischen den Zeilen.

1Q84 – von Haruki Murakami
Das Buch besteht eigentlich aus derer drei, das letzte höre ich gerade noch auf CD – die ersten begleiteten mich seit Ende November, daher sollen sie hier mit auf die Liste. Murakami, ja, genau, der ständige Nobelpreiskandidat, hat mit “1Q84″ seinen bislang dicksten Roman geschrieben, und ich bin froh, dass ihn mir David Nathan so geduldig und fesselnd vorliest. Ist das jetzt ein Märchen, eine Fantasy, ein Hirngespinst oder eben ein echter Murakami?
Die Geschichte zu erzählen, würde die paar Zeilen hier sprengen. Wer sich darauf einlässt, wird den Nobelpreis persönlich nach Hawaii tragen, wo Murakami derzeit wohnt.
Die Hälfte der Bücher, die ich von ihm kenne, habe ich als Buch gelesen, die anderen als Hörbuch – ich stelle fest, dass die Gehörten bei mir besser haften bleiben, “1Q84″ hat meine Sicht auf die Welt und auf Bücher geändert. Kann man sich mehr von einem Buch wünschen?
Ich habe einen Freund, der die Werke Murakamis im Original liest. Tiefe Verbeugung meinerseits.

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