Preis: 19,90€
Wer, wie ich, 15 Jahre in einer Krankenhausküche gearbeitet hat und Patientenkontakt hatte, der weiß, wie sehr das Essen den Krankenhausaufenthalt bestimmen kann. Es kann zum Highlight des Tages werden, aber auch zum Aufreger. Nur als Beispiel: ZumSt. Agnes- Hospital in Bocholt gehört(e) eine eigene Gärtnerei und wir waren natürlich verpflichtet das Gemüse dann zu verarbeiten, wenn es Saison hatte. Das konnte dann zu einer Schwemme an Möhren werden, die auf irgendeine Art und Weise zum Einsatz kommen mussten. Das kam natürlich auch beim Patienten an und oft kam ein Anruf: " Kann bitte jemand zur Station kommen. Ein Patient ist mit dem Essen nicht zufrieden." Meist kam im Gespräch heraus, dass dieser Mensch keine Möhren mehr sehen konnte.
Dies nur als kleines Beispiel, wie das Essen einen Patienten unzufrieden machen kann. Dazugehört oft auch der Eintopf am Wochenende (oft arbeitet nur die halbe Belegschaft) oder es schmeckt halt nicht wie zuhause.
Zurück zum Buch.
Das Israelitische Krankenhaus, spezialisiert auf Erkrankungen des Verdauungssystems, hat mit Marcus Scherer einen Meisterkoch eingestellt.
Die Philosophie dahinter: "Essen soll Genuss bereiten"
Das Budget, das seitens der Krankenkasse vorgegeben wird, stand zuallererst nicht im Vordergrund. Wie es sich mittlerweile für das Krankenhaus rechnet wird im Buch genauestens beschrieben.
Marcus Koch verzichtet auf sog. "Luxuslebensmittel", setzt auf saisonale und regionale Zutaten und dass er ein Freund der mediterranen Küche ist, das ist anhand der Rezepte zu sehen.
Das ist keine übliche Krankenhauskost. Wer hat in einem Krankenhaus schon einmal
Couscous mit Minz-Joghurt und Granatapfel gegessenoder ein selbst hergestelltes Tiramisu?
Fleisch -und Fischgerichte sind nicht das große Thema dafür, dafür kommt Tofu zum Einsatz oder halt ein komplett vegetarisches Gericht.Auch drei"Lieblingsrezepte aus Mutters Küche" wie "Scherers Käsesahnetorte" (Gebäck und Desserts,auch dafür gibt es Rezepte) finden sich im Buch.
Ich finde das Kochbuch gelungen. Persönlich habe ich mir schon Marker ins Buch gesteckt, von Gerichten, die ich nachkochen möchte.
Es wäre schön, wenn es Krankenhäuser gibt, die dem Beispiel des Israelitischen Krankenhauses folgen würden.
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