Gelesen – Haruki Murakami: Die unheimliche Bibliothek

Von Wortgalerie

Früher als angekündigt lag Die unheimliche Bibliothek heute in meinem Briefkasten. Vielleicht, um die Wartezeit auf Murakamis neuen Roman zu verkürzen oder einfach nur, weil DuMont eine schaurig-schöne Erzählung in einer besonderen Ausgabe mit Illustrationen teilen will.

Ein Junge bringt Bücher in die Stadtbibliothek zurück und ist lediglich auf der Suche nach neuen; ihn interessiert, wie damals die Steuern im Osmanischen Reich eingetrieben wurden. Dabei wird er in den Keller der Bibliothek geführt und in ein Verlies gesperrt. Während er dort Bücher lesen muss, plant er seine Flucht.

Die Tiefen des Kellers führen den Leser an die Schwelle zwischen Realität und Surrealismus. Wer Murakami kennt, wird einige Elemente und einen bekannten Charakter aus seinen Romanen wiedertreffen. Sprachlich erinnert die Erzählung an ein Märchen und sollte auch als solches gelesen werden, denn verglichen mit Murakamis Kurzgeschichten vermisse ich ein bisschen den gedanklichen Tiefgang. Dies gleichen die Illustrationen allerdings aus: Sie ergänzen sich sehr gut mit dem Inhalt und erschaffen eine kafkaeske Welt.

Fazit

Die unheimliche Bibliothek ist nicht nur ein Geschenk an alle Murakami-Fans und Bücherregale. Es lässt sich auch wunderbar an lesebegeisterte Freunde verschenken. Obwohl es eine kurze Geschichte ist, wird sie deutlich aufgewertet durch die Illustrationen, die eine schaurige Atmosphäre kreieren. Eine schöne und zugleich traurige Erzählung, die ich gelegentlich noch durchblättern werde.