Himmel, dieses Buch lag wirklich lange bei mir. Und das obwohl mir die Leseprobe wirklich gefallen und ich mich auf das Rezensionsexemplar gefreut hatte…
Verlag: Ullstein Verlag
Seiten: 477
Preis: ca. 10 Euro (Taschenbuch)
Genre: historischer Roman
KLAPPENTEXT Eine junge Frau auf einer gefährlichen Reise von Prag nach Lissabon. An ihrer Seite: der Arzt Conrad. Ihr Gegner: geheime Möchte innerhalb der Kirche. Jana und Conrad sind die Hüter eines besonderen Schatzes; eines Manuskriptes mit brisantem Inhalt. Für die Kirche ist es das Sündenbuch. Noch fehlt ihnen der Schlüssel, um das Geheimnis des Buches zu enträtseln. Und sie sind nicht die Einzigen, die ihn suchen. Eine gefährliche Jagd quer durch das Europa des 17. Jahrhunderts beginnt…
MEINE ERWARTUNGEN Ja, es ist ein historischer Roman und ja, ich lese so etwas eigentlich nicht sehr gerne. Aber klingt der Klappentext nicht spannend? Auch die Leseprobe passte dazu. Deswegen bewarb ich mich dennoch drum und hoffte auf ein spannungsreiches, abenteuerliches Buch.
MEINE EINDRÜCKE Ich habe den Klappentext ganz bewusst abgetippt. Er ist ein Beispiel dafür, wie dicht man am Inhalt bleiben kann und gleichzeitig so weit davon entfernt ist wie nur möglich.
Die Geschichte beginnt bei Janas Vater. Er lebt in Heidelberg, unterrichtet an der Universität und begegnet eines Abends einem Seemann, der ein geheimnisvolles Buch bei sich trägt. Marek erkennt sofort den hohen Wert des Buches und kauft es dem Seemann ab. Dieser warnt ihn noch: auf dem Buch läge ein Fluch, jeder der es besitzt, stirbt bald eines merkwürdigen Todes. Und auch Marek stirbt kurz darauf… so gelangt das Buch zu Jana, die es eigentlich in die Obhut der Wissenschaftler geben soll. Doch Jana ist eine eigensinnige, starke Frau und so beschließt sie selbst herauszufinden, was es mit dem Buch auf sich hat und warum ihr Vater sterben musste…
Klingt doch eigentlich wirklich spannend?! Die eben beschriebene Einleitung findet auf über 100 Seiten statt. Von Spannung fehlt jede Spur. Und auch danach will sie nicht wirklich aufkommen. Zwar berichtet der Klappentext ganz richtig, dass sich Jana zusammen mit dem Art Conrad Pfeiffer auf den Weg quer durch Europa macht, aber man darf einfach nicht vergessen, dass die Geschichte im 17. Jahrhundert spielt.
So liegt der eigentliche Wert dieses Buches, meiner Meinung nach, in den starken Charakteren und den Gesellschaftsdarstellungen. Jana hat eine Ausbildung zur Apothekerin gemacht, was Frauen in einer von der Religion stark geprägten Zeit nicht erlaubt war. Sie ist sehr selbstständig, dickköpfig und eckt damit in der Männerwelt stets an. Auch der Arzt Conrad Pfeiffer hat keinen gewöhnlichen Lebenslauf. Als Katholik vertritt er dennoch die modernen wissenschaftlichen Lehren und zieht somit schnell den Zorn der Kirchenoberhäupter auf sich. Dass die beiden irgendwann Gemeinsamkeiten entdecken, ist eigentlich klar.
Obwohl die Reise der zwei über mehrere Wochen geht, schließlich reiten sie die ganze Strecke, bekommt man von der Landschaft nur wenig mit. Beate Maly hält sich nicht lange an solchen Beschreibungen auf. Da sind ihr die Figuren wichtiger. So bekommt man einen guten Eindruck von der europäischen Gesellschaft, von dem Kampf der Kirchen gegeneinander und auch am Rande von der Politik. Spannend?
Die im Klappentext angedeutete Verfolgung hätte ein großes Spannungspotential geboten. Aber immer, wenn es brenzlig wird, löste es sich innerhalb von ein, zwei Seiten schnell wieder auf…
Der Titel Das Sündenbuch fällt in der Geschichte nicht ein einziges Mal. So empfand ich die Auflösung, was eigentlich hinter dem Buch steckt, auch als eher fad. Zudem geht zum Ende hin dann doch einiges recht schnell und ich hatte ein, zwei Frage übrig.
FAZIT Wer historische Romane gerne liest, wird auch an diesem Buch seine Freude haben. Es ist eine gut recherchierte Geschichte, nur leider mit wenig Spannung. So konnten meine Erwartungen nicht erfüllt werden und ich blieb ein wenig enttäuscht zurück.