[Gelesen] B.a. Robin–Mord am Lord

Auch dieses Buch war oder ist ein Rezensionsexemplar. Ich wurde angefragt, ob ich nicht Lust hätte, mir etwas aus dem Verlag auszusuchen. Dieses hier stand auch auf der Auswahlliste. Und da ich mich wieder mehr mit Krimis beschäftigen wollte und ich mich (literaturwissenschaftlich) in der Beziehung ein Stück weit für eine Expertin halte, sagte ich zu.

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Verlag: Goldfinch Verlag
Seiten: 262
Preis: ca. 12 Euro
Genre: Krimi, Humor

 

 

INHALT Josie ist ein großer Fan der legendären Krimiautorin Agatha-Christina Sotheby und so überredet sie ihren besten Freund Theo, mit ihr nach England zu reisen, um dort einer Presseveranstaltung beizuwohnen. Hier wird verkündet, dass ein längst verschollen geglaubtes Romanfragment gefunden wurde. Auf der Suche nach diesem Papier landen Josie und Theo mitten im Roman selbst…

MEINE ERWARTUNGEN Ich hatte nur noch im Kopf, dass es sich bei diesem Roman um eine Art Agatha Christie-Roman handelt. Daher war ich neugierig, wie die Autorin das umgesetzt hat. Den genauen Inhalt kannte ich nicht… besser wär’s gewesen.

MEINE EINDRÜCKE Der Roman beginnt mit einem Personenverzeichnis, eine Idee, die man mögen kann, ich tu es nicht. Denn ich kann mir die vielen Namen und kurzen Charakterisierungen sowieso nicht merken, fühle mich eher überfordert, da ich befürchten muss, dass eine ausreichende Einführung innerhalb der Geschichte dann wegfällt.
Die Geschichte beginnt mit den beiden Hauptfiguren Theo und Josie. Theo, im Personenregister als Urlaubshasser bezeichnet, ist schlecht gelaunt und murrt über alles, was er in England sieht und hört. Josie ist das komplette Gegenteil: euphorisch, begeisterungsfähig und in Hochstimmung. Sie sitzen bei der Presseveranstaltung, auf der verkündet wird, dass ein unvollendeter Roman von Agatha-Christina Sotheby gefunden wurde. Hier ein Einschub: Mir ist klar, dass der Originalname der Queen of crime nicht benutzt werden darf, allerdings störe ich mich sehr an so kreativen Wortschöpfungen. Es wirkt auf mich bemüht und wenig humorvoll.

Wenige Augenblicke später finden sich Theo und Josie in diesem unvollendeten Roman wieder. Von den Figuren werden sie als Miss Rutherford und Mr Stringer identifiziert, ein Krimipärchen aus Agatha Christies Büchern. Josie und Theo schlüpfen also in diese Rollen, Josie natürlich wesentlich begeisterter als Theo, und versuchen nun den Mord am Lord aufzuklären. Denn nur so können sie in ihre eigene Welt wieder zurückkehren, denken sie.
Die Idee von B.a. Robin war es also, einen Krimiroman im Stil von Agatha Christie zu schreiben, in dem sie ihre Figuren in einem ebensolchen Krimi agieren lässt. Eine gute Idee, die vermutlich eine Mischung aus humorvoll und spannend sein sollte. Das war sie aber nur bedingt, denn mich störten ein paar Ungereimtheiten.

Die Romane Agatha Christies spielen, wie es auch im Buch erwähnt wird, in den 1920er Jahren. Nach ihrer Zeitreise bemerken Josie und Theo natürlich schnell, dass sie schon optisch nicht in diese Zeit passen. Das bemerken aber nur sie. Auch dass sie eigentlich Deutsche sind und daher mit deutlichem Akzent sprechen müssten, wundert weiter keinen. Erst ganz am Schluss wird dies thematisiert.
Während der Ermittlungen reflektiert Josie immer wieder, wie ihre Lieblingsautorin den Roman wohl geschrieben hätte, um so auf die Lösung des Falls zu kommen. Dies zeigt zwar, dass sich B.a. Robin sehr gut auskennt, mir hat es jedoch bisweilen die Spannung genommen. Denn wenn Josie einen möglichen Tathergang ausschließt, weil Christie das so niemals geschrieben hätte, dann brauche ich mir ja keine Gedanken mehr darüber zu machen, ob es nun so war oder nicht.

Typisch für diese Sorte Krimis ist am Ende die große Rätselauflösung. Dazu werden alle Tatverdächtigen in einen Raum gesetzt und der Ermittler hält sein Plädoyer, bei dem er den Tathergang ausführlich schildert, die Ermittlungen Revue passieren lässt und schließlich den Mörder nennt. Dies übernimmt in diesem Roman Josie, was auch wirklich gelungen ist. Amüsant ist dann noch das Ende der Geschichte, das alles noch einmal ein wenig auflockert.

FAZIT Eine tolle Idee der Autorin, mit einigen Defiziten umgesetzt. Die Figuren blieben mir zu blass, da sich alles auf die Lösung des Falles konzentriert. Auf knapp 260 Seiten bleibt allerdings auch nicht so viel Raum, um bei den Charakteren in die Tiefe zu gehen.
Insgesamt ist Mord am Lord stellenweise wirklich amüsant, sehr kreativ, aber nur mäßig spannend. Ich für meinen Teil lese da dann doch lieber die Originale, die das Flair dieser Krimis besser einfangen können.

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