Geldschwemme, Finanzblasen und Ungerechtigkeiten

Der Schweizer Investor und Spekulant Marc Faber gilt als Pessimist. Doch mit diesem Pessimismus hat er ein Vermögen verdient. Im Interview mit dem US-amerikanischen Magazin "Barron's" versuchte Faber zu erklären, wie er die aktuelle Situation beurteilt, und welche Erwartungen er in die Zukunft setzt.

Faber: "Ich besitze Aktien und sollte Herrn Bernanke deshalb dankbar sein. Die Fed hat das Finanzsystem mit Geld überflutet" und ergänzt weiter: "Die Geldflut führt keineswegs dazu, dass die ökonomische Aktivität und die Preise der Vermögenswerte gleich zunehmen. Stattdessen lässt sie gefährliche Schieflagen zwischen den Volkswirtschaften und den unterschiedlichen Vermögenswerten entstehen." Damit drückt er das aus, was wir in den letzten Jahren immer wieder erleben durften. Denn die ganzen geplatzten Blasen an den Finanzmärkten konnten nur deshalb entstehen, weil die FED Unmengen an Geld dort hin pumpte.

Allerdings kritisierte Faber diese Entwicklung, welche zu enormen sozialen Schieflagen führen: "Die Arbeiter in der Pleite-Stadt Detroit oder auch die große Mehrheit der Mittelklasse haben rein gar nichts davon. Die Woge leichten Geldes lässt lediglich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgehen. Die Mehrheit verliert, eine Minderheit profitiert. Ich profitiere von dieser Politik genauso, aber als Ökonom und Beobachter mit sozialem Gewissen kann ich das nicht gutheißen." Immerhin ist es so, dass die wachsenden Finanzvermögen ihren Tribut in Form von Zinsen und Renditen einfordern, und somit die Realwirtschaft immer weiter unter (Kosten-)Druck setzen. Bis dann eben die nächste Blase platzt.

Entsprechend düster ist deshalb auch Fabers Blick in die Zukunft, zu der er auch die Vergangenheit revue passieren lässt: "In den Demokratien der westlichen Welt wird man die Besitzenden zum Sündenbock machen. Es kam in der Geschichte immer wieder vor, dass eine Minderheit ins Kreuzfeuer gerät. Früher oder später wird es viel böses Blut geben, und dann kann es recht ungemütlich werden für die Wohlhabenden. Wenn man sich die Geschichte anschaut, so folgt einem wachsenden Wohlstandsgefälle unweigerlich eine Korrektur, entweder auf friedlichem Weg durch höhere Steuern oder gewaltsam". Dies ist auch der Grund, warum die enge Zusammenarbeit von Finanzlobbyisten und den europäischen Regierungen samt EU-Kommission so kritisch zu sehen ist.

Die Ereignisse rund um die zypriotische Bankenkrise zeigen Fabers Ansicht nach eine Entwicklung voraus, welche vor allem Investoren und Anleger nachhaltig schädigen können: "Viele Investoren haben die Folgen der Geschehnisse in Zypern noch nicht begriffen. Das Geld ist bei den Banken nicht mehr sicher. Wenn wieder ein Staat gerettet werden muss, werden die privaten Anleger zur Kasse gebeten". Angesichts der geplanten europäischen Bankenunion und der aufgeblähten Bankbilanzen mag Fabers Ansicht zwar pessimistisch, nicht jedoch so unrealistisch sein. Denn bei einer umfassenden Schieflage des Bankensystems wären die Staaten komplett überfordert, zumal die Assets alleine in Europa auf etwa 33 Billionen Euro geschätzt werden. Das entspricht mehr als dem Dreifachen der europäischen Wirtschaftsleistung. Ein solcher Kollaps könnte von den Staaten keinesfalls aufgefangen werden.

Fabers Empfehlung für Anleger lautet deshalb wie folgt: "Gold notiert 30 Prozent unter dem Allzeithoch, trotz dieses Rückgangs hat es aber seit 1999 alle anderen Vermögenswerte klar abgehängt. Persönlich halte ich ein Viertel meines Kapitals in Gold und kaufe monatlich zu. Ich halte den Großteil meines Goldes in Schließfächern in der Schweiz. Derzeit verlagere ich aber Teile nach Asien. Ich will nicht meine gesamten Vermögenswerte im Bankensystem angelegt haben. Wenn die Blase platzt, sind Finanzwerte besonders verletzlich."

Zum Schluss warnt der Schweizer in diesem Interview jedoch noch vor China: "Die Sache wird nicht gut ausgehen. Offiziell wuchs die chinesische Wirtschaft zwar im ersten Quartal um 7,7 Prozent. In Wirklichkeit aber liegt das jährliche Wachstum bestenfalls bei vier Prozent. Die Exportzahlen, die China für Länder wie Taiwan, Südkorea, Hongkong und Singapur angibt, stimmen nicht mit den Importzahlen dieser Länder überein." Anscheinend versucht die kommunistische Führung des Reichs der Mitte nicht nur die eigene Bevölkerung, sondern auch die internationalen Investoren mit falschen Daten in Sicherheit zu wiegen.


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