Geldgeile Franzosen: Fessenheim ohne Ende?

Die beiden Reaktoren des AKW Fessenheim(1), im Elsaß am Hoch-Rhein gelegen, sind die ältesten Kernkraftreaktoren, die bei unserem Nachbarn Frankreich in Betrieb sind.

Präsident Hollande versprach im Wahlkampf, damals noch als Kandidat gegen Sarkozy, Fessenheim bis 2017 zu schließen. Der Meiler ist uralt und liegt in einer Edbeben- und Hochwasser-Zone. Dies sollte als Grund für eine Schließung genügen? Dies Versprechen wird jetzt aber anscheinend relativiert und womöglich kassiert?

Am vergangenen Wochenende mussten die beiden Reaktoren wieder einmal abgeschaltet werden. Der eine hatte eine Störung und der andere musste “planmäßig gewartet” werden.

Laut dem Betreiber EDF bestand keine Gefahr für die Sicherheit der Anlage, der Umwelt und des Personals, wie immer also in solchen Fällen die offizielle Sprachregelung zu lauten pflegt.

Fessenheim mit seinen beiden Reaktoren von je 900 Megawatt Leistung ist seit 1977 in Betrieb und sollte 2017, also nach einer Betriebsdauer von 40 Jahren abgeschaltet werden. Der Plan der französischen Regierung sieht vor, den Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung in Frankreich bis 2025 von heute 75% auf dann 50% zurück zu fahren.

Nun stellt sich heraus, dass im Gesetz „loi de transition énergétique“, das die Nationalversammlung im Oktober verabschiedete, Fessenheim überhaupt nicht erwähnt wird und auch die zuständige Ministerin, Hollandes langjährige Ex-Lebenspartnerin Ségolène Royal sich auf Befragung durch Reporter hartnäckig weigert die Schließung von Fessenheim zu bestätigen.

Die neue Sprachregelung lautet, daß man in Fessenheim sehr wichtige Investitionen in die Sicherheit gemacht habe, die sich auszahlen müssten! Man schiebt die Entscheidung von der politischen auf die technische Ebene und legt sie damit praktisch in die Hände der EDF:
„Wenn die EDF uns sagt, dass es zwei gefährlichere Reaktoren gäbe, die größere Investitionen erforderten, dann müsse man das berücksichtigen!“

Die EDF habe in Fessenheim 500 Millionen investiert und wolle die Laufzeit jetzt von den bisher geplanten 40 Jahren (bis 2017) auf dann 60 Jahre (bis 2037!) verlängern. So einfach geht das bei Madame Ministre?

Eine Finanzkommission hatte für die Schließung und den Rückbau von Fessenheim Kosten von mindestens 5 Milliarden Euro veranschlagt, Geld das das klamme Frankreich, von der EU und dem Badener(!) Schäuble ständig zum Sparen ermahnt, eigentlich nicht hat. Dazu 1.900 direkte und indirekte Arbeitsplätze, der Ausfall der erzeugten Energieeinnahmen von 430 Millionen Euro, sowie die Entschädigung der privaten Aktionäre des Betreibers der Anlage Fessenheim.

Die neue Sprachregelung lautet also:

1.) Fessenheim zunächst offen zu halten bis sichergestellt ist, dass der Ersatz l’EPR Flamanville(2) stabil läuft um keine Unterversorgung mit Strom in Frankreich zu riskieren.

2.) Um dem Gesetz zu entsprechen müsse man aber noch vor dem Sommer zwei Reaktoren in Frankreich still legen.

3.) Anstatt Fessenheim sind jetzt plötzlich die Standorte Tricastin (Drôme), Bugey (Ain) oder Gravelines (Nord) im Gespräch.

4.) Die faulste Zwischenlösung sei es, nur einen Reaktor von Fessenheim still zu legen. Das ändere zwar nichts an der Erdbeben- und Überschwemmungsgefahr oder dem Alter der Anlage, aber so könnte noch ein wenig Geld aus der Anlage gezogen und wenigstens ein Teil der Arbeitsplätze gerettet werden!

5.) Über Fragen zur Haltung der Nachbarn Deutschland und Schweiz ging Ségolène Royal freundlich und gelassen lächelnd hinweg. Sie müsse das französische Interesse im Auge haben. Na, denn…

http://www.leparisien.fr/environnement/nucleaire-fessenheim-a-l-arret-a-cause-d-un-incident-technique-02-03-2015-4569271.php#xtor=EREC-109—-2078198@1

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(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Fessenheim

(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Flamanville


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