Beim Carsharing teilen sich mehrere Nutzer ein Auto. Am besten vergleichbar mit einem Mietwagen für kurze Strecken. Meist zahlt der Kunde einen Monatsbeitrag und bekommt eine Mitgliedskarte plus Geheimzahl. Damit kann er an einer Abholstation ein Auto öffnen und losfahren. Vorher bucht er den Wagen telefonisch oder per Internet. In vielen Großstädten gibt es mehrere Abholstationen, in den Innenstädten liegen sie oft nur wenige hundert Meter auseinander. Nach der Fahrt bringt der Kunde den Wagen an die Station zurück.
Vor allem für Wenigfahrer ist Carsharing günstiger als ein eigenes Auto. Das nämlich kostet in der Gesamtrechnung pro Kilometer kaum unter 40 Cent. Denn die Kosten selbst für Kleinwagen sind mit 50 Cent realistischer wie der ADAC errechnet hat. Selbst wer möglichst günstig einen älteren Gebrauchtwagen für 5 000 Euro Kaufpreis erwirbt, landet bei 5 000 Jahreskilometern kaum unter 200 Euro pro Monat, rechnet Finanztest vor. Würde ein Carsharer hingegen zwei Fahrten pro Woche für eine Stunde und 10 Kilometer machen, dazu jede zweite Woche eine Fahrt über 50 Kilometer mit bis zu fünf Stunden und außerdem jährlich noch vier Fahrten zu je 700 Kilometern übers Wochenende, dann käme er mit 5 140 Jahreskilometern zum Beispiel beim Anbieter Stadtmobil Berlin auf 156 Euro monatlich. Das wären 36 Cent pro Kilometer. Dabei ist der Carsharer aber flexibel: Er kann mal eine Kleinwagen nehmen, mal eine Familienkutsche, einen Transporter oder auch ein Cabrio für den Ausflug ins Grüne.
Für Fahrer, die regelmäßig ein Auto benötigen, etwa für die tägliche Fahrt zur Arbeit eignet sich Carsharing nicht. An erster Stelle wegen der langen Standzeiten. Auch bei längerer Mietdauer sind Mietwagen oft die preiswertere Alternative. Finanztest hat die Preise verglichen. Das Ergebnis für einen Kleinwagen ist eindeutig: Mieten ist meist günstiger und kostet übers Wochenende im Durchschnitt um die 50 Euro. Bei einer Woche sind es rund 100 Euro.
Im Bundesverband Carsharing (BCS) sind derzeit 128 Anbieter organisiert, gut 90 Prozent der Firmen. Die meisten arbeiten in nur einer Stadt, teils in Kleinstädten, manchmal mit nur einem Auto. Trotzdem sind ihre Kunden nicht nur daheim mobil, sondern auch in fremden Städten. Wer bei einer dem BCS angeschlossenen Firma Kunde ist, kann auch die Autos aller anderen BCS-Firmen nutzen. So stehen bundesweit tausende Autos bereit. Der Carsharer kann weite Strecken mit der Bahn fahren und am Zielort ins Auto steigen. Viele Anbieter arbeiten auch mit den Verkehrsbetrieben zusammen: Kunden mit Monatskarte bekommen die Autos dann günstiger. Auch für Studenten und Azubis gibt es oft Rabatt. Doch junge Leute sind nicht die Hauptzielgruppe. Zwei Drittel der Nutzer sind zwischen 30 und 50 Jahre alt.
Als wesentlichen Vorteil empfinden viele Carsharing-Kunden, dass sie sich um fast nichts kümmern müssen. Reparaturen, Ölwechsel, Waschen, Winterreifen – das alles erledigt der Anbieter. Dass mal kein Auto zu haben ist, kommt offenbar kaum vor. „Das wäre ja auch der Super-Gau für uns“, sagt Walter Ernst, Geschäftsführer von Stadtteilauto München.
Die Autos sind in der Regel neu oder neuwertig, selten älter als vier Jahre. Zur Ausstattung gehören oft ein Navigationssystem und ein Kindersitz. In der kalten Jahreszeit sind Winter- oder Ganzjahresreifen aufgezogen. Nach einer Panne oder einem Unfall verständigt der Nutzer die Servicezentrale, bei Unfällen zusätzlich die Polizei. Im Regelfall sind die Fahrzeuge über einen Schutzbrief versichert, der meist das Abschleppen, einen Ersatzwagen und sogar kostenlose Hotelübernachtungen abdeckt.
Weil immer mehr junge Leute auf das eigene Auto verzichten, mischen nun auch Hersteller wie BMW, Daimler, Peugeot und VW beim Carsharing mit. BMW und Daimler setzen auf neue Konzepte. Bei ihnen gibt es keine festen Stationen. Vielmehr sind die Autos im Stadtgebiet verteilt. Wer eines braucht, ortet es per Smartphone, steigt ein und lässt es nach der Fahrt am Ziel stehen. Das muss allerdings irgendwo im Stadtgebiet sein, nicht außerhalb. Dies Konzept gibt es bisher erst in Berlin, Düsseldorf, Hamburg, München und Ulm. In Berlin hat DriveNow von Hersteller BMW insgesamt 300 Autos, Car2go von Daimler hat in Hamburg und Ulm jeweils über 300 Smarts im Einsatz. Die Preisgestaltung ist denkbar einfach: Abgerechnet wird nach Minuten: 29 Cent pro Fahrminute. 10 Cent für Parkzeiten bei DriveNow, neun Cent bei Car2go. Darüber hinaus gibt es auch privates Carsharing: Mehrere Internetportale bieten sich als Vermittlungsplattform für Privat-Pkw an, zum Beispiel Autonetzer, Nachbarschaftsauto, tamyca oder rent’n’roll.
Quelle: Motorvision.de