„Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.“ Man kann die wirtschaftliche Realität kaum besser beschreiben als mit diesem Bibelwort: Denn wer Kapital hat, dem fließt zusätzliches Kapital in Form von Zinserträgen zu. Wer kein Kapital besitzt, dem wird (sofern er nicht auf Kosten anderer an zusätzliches Kapital herankommt) auch noch das wenige, das er hat, in Form von Zinslasten genommen.
Wenn man die deutschen Privathaushalte in zehn gleich große, nach Vermögen gestaffelte Gruppen unterteilt, zeigt sich, dass nur die beiden vermögendsten Haushaltsgruppen von dem Zinsmechanismus (der nicht nur bei Bankkrediten zum Tragen kommt, sondern in nahezu jedem Wirtschaftsgut versteckt ist) profitieren, während 80 Prozent der Haushalte (genau genommen sind es sogar 85 Prozent) deutliche Verluste hinnehmen müssen. Allein im Jahr 2007 flossen 255 Milliarden Euro von den acht ärmeren zu den beiden reicheren Haushaltsgruppen. Die größten Gewinner waren dabei die reichsten 10 Prozent der deutschen Haushalte, die einen Zinsgewinn (Zinseinnahmen minus Zinslasten) von mehr als 231 Milliarden Euro verbuchen konnten. [...]
Fazit: Marktwirtschaftliche Systeme können nur funktionieren, wenn die Schere zwischen Arm und Reich nicht zu weit auseinanderklafft. Deshalb sollte die Umkehrung des verhängnisvollen Kapitaltransfers von Arm auf Reich nicht nur eine linke, sondern auch eine liberale Forderung sein. Je früher dies erkannt wird, desto eher werden wir in der Lage sein, den allseits beobachtbaren ökonomischen Verfallsprozessen entgegenzuwirken.
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