Noch etwas gewöhnungsbedürftig, doch absolut bestechend: Pannenhilfe via Velo
Wenn wir an den “TCS” denken, denken wir doch alle automatisch an das Herzstück des Touring Club Schweiz, nämlich an die Gelben Engel, oder? Diese alles könnende Patrouilleure, die mit ihren gelben Pannenhilfe-Fahrzeugen rund um die Uhr unterwegs sind, um gestrandete Fahrzeuge zu entpannen und nicht zuletzt auch die für einen Augenblick ratlosen Autofahrer zu beruhigen. Ich durfte im Februar einem Gelben Engel bei seiner Arbeit über die Schultern schauen und erlebte dabei, wie vielseitig und auch stets überraschend sich der Alltag eines TCS-Patrouilleurs gestaltet (hier geht es zum vollständigen Beitrag). Nun: Könnt ihr euch vorstellen, dass ein solcher Gelber TCS-Engel das nächste Mal vielleicht mit dem Velo kommt, um euch zu helfen?
Was im ersten Moment ziemlich crazy tönt, ist seit vorgestern in Zürich und Genf zur Realität geworden! Um die Einsatzzeiten bei der Pannenbehebung in den Stadtzentren von Zürich und Genf zu verkürzen, setzt der TCS nämlich ab sofort auf den Einsatz von Patrouilleuren auf E-Bikes. Die mit modernsten Diagnosegeräten und Werkzeugen ausgerüsteten E-Bike-Anhänger-Gespanne stehen in beiden Städten jeweils von Mai bis September im Einsatz.
Anlässlich der Pressekonferenz konnte ich mehr über das Projekt erfahren und den Verantwortlichen ein paar Fragen zum Projekt stellen:
Nach den Polizisten auf Velos nun auch Patrouilleure auf zwei Rädern? Was genau bezweckt der TCS damit?
Wie wir alle selber beobachten können: Der Verkehr nimmt in den Städten laufend zu und zum Teil geht bei Stosszeiten gar nichts mehr auf den Strassen. Im Falle einer Panne, dauert es deshalb oft sehr lange, bis unsere Patrouilleure zu ihrem Einsatzort gelangen, manchmal ist es aufgrund von Staus oder Verkehrschaos sogar fast unmöglich, direkt zum Pannenauto vorzudringen. Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit beträgt in Zürich sage und schreibe nur gerade rund 13 Stundenkilometer.
Ein E-Bike hingegen kommt locker auf 25 km/h – es ist also doppelt so schnell unterwegs als alle anderen Verkehrsteilnehmer und kann gerade in Zürich auch durch viele Einbahnstrassen fahren, die für Autos nicht befahrbar sind. Genau das bezwecken wir: Mit dem E-Bike sind wir deutlich schneller beim Mitglied, weil die Velo-Patrouilleure die Fahrradwege benützen und dadurch Verkehrsstaus umfahren können. Doch nicht nur die Wartezeit bei einer Panne verkürzt sich, sondern das E-Bike stört den ohnehin schon chaotischen Verkehrsfluss nicht auch noch zusätzlich.
Können die E-Bike-Patrouilleure überhaupt etwas lösen vor Ort?
Die E-Bikes sind mit einem Anhänger bestückt, der es erlaubt, alle relevanten Ausrüstungsgegenstände und Werkzeuge mitzuführen, um damit fast jedes Pannenszenario zu lösen. Sie können Reifen wechseln, Batterien überbrücken, Motordiagnostiken durchführen, Alternator- oder Zündungsprobleme beheben, Türen öffnen und auch verschieden weitere mechanische Arbeiten an sämtlichen Fahrzeugtypen vornehmen. Nur Abschleppen geht nicht. Ist dies nötig, so ruft der E-Bike Patrouilleur seine Kollegen zu Hilfe.
Selbstverständlich haben die E-Bike Patrouilleure auch ihr Smartphone und ihr Toughpad immer dabei – diese Hilfsmittel unterstützen nicht nur die Kommunikation zwischen der Einsatzzentrale und dem Patrouilleur, sondern dienen auch als Navigationssystem sowie Diagnose- und Administrationstool.
Wieviele E-Bike Patrouillen sind nun in Zürich und Genf unterwegs?
Ab sofort bis zum September kommen in Zürich und Genf bei guten Wetterverhältnissen je zwei E-Bike Patrouillen zum Einsatz. Dafür wurden in den letzten Monaten 12 TCS E-Bike Patrouilleure speziell ausgebildet und auf ihre neue Aufgabe vorbereitet. Die Koordination der Einsätze erfolgt wie diejenige von herkömmlichen Patrouillenfahrzeugen über die TCS Einsatzzentrale. Bei der TCS Sektion Zürich sind die E-Bike Patrouilleure – wie die herkömmlichen auch - im Mobilitätszentrum Schlieren stationiert.
War es schwierig, Velo-Patrouilleure zu finden?
Ganz und gar nicht. Im Rahmen unseres betrieblichen Gesundheitsmanagements motivieren wir ohnehin schon mit unserem Projekt “Bike to work” unsere Mitarbeitenden dazu, mit dem Velo zur Arbeit zu fahren. Das Thema ist somit längst lanciert bei uns.
Als wir die Stelle intern ausgeschrieben haben, haben sich sofort genug Bewerber gemeldet. Einmal die Woche auch als E-Bike Patrouilleur eingesetzt zu werden, bietet eine tolle Abwechslung und Bereicherung im Joballtag unserer herkömmlichen Patrouilleure, gerade für Mitarbeitende, die sich gerne sportlich betätigen und es schätzen, an einem Tag pro Woche auf dem Velo unterwegs zu sein.
TCS Patrouilleur Stefan Gossweiler freut sich auf seine E-Bike Einsätze
Wir finden es jedenfalls cool, dass der TCS innovative Wege bei der Pannenhilfe geht und mit den E-Bike Patrouilleuren nicht zuletzt auch ein wichtiges allgemeines Zeichen zugunsten alternativer Mobilitätslösungen setzt. Die E-Bike Patrouilleure sind sportlich und emissionsfrei unterwegs, was die Umwelt schont und dem heutigen Zeitgeist perfekt entspricht. Und last but not least: E-Bike Patrouilleure können natürlich auch E-Bikes entpannen, von denen es ja auch je länger je mehr gibt.
Wenn der TCS in Zürich und Genf Erfolg hat, wird er das Angebot sicherlich noch weiter ausbauen. Wir sind gespannt und … wir freuen uns, wenn wir in der City zum ersten Mal einen Velo-Patrouilleur entdecken werden!
Habt ihr schon von den E-Bike-Patrouilleuren gehört? Oder vielleicht schon einen gesehen? Was hält ihr von dieser Idee?
Gemeinsam mit dem Touring Club Schweiz geben wir in regelmässigen Abständen nützliche Informationen und Tipps, wie Familien heute sicher und lustvoll unterwegs sind.
Und hier geht es zu den bereits erschienenen Beiträge:
- Unterwegs mit dem TCS: Clever und günstiger in die Skiferien
- Unterwegs mit einem gelben Engel: Die Patrouille – das Herzstück des Touring Club Schweiz